Antragder AfD-Fraktion vom 12.10.2017
Englischunterricht in der Primarstufe abschaffen – Deutsch und Mathematik dafür stärken!
I. Der Landtag stellt fest:
Seit dem Jahr 2003 wird in allen bundesdeutschen Grundschulen Englisch unterrichtet. Weniger einheitlich hingegen sind die genauen Richtlinien und Rahmenbedingungen dieses Fachs, die sich von Bundesland zu Bundesland unterscheiden: Während in Baden-Württemberg und in Rheinland-Pfalz die erste Fremdsprache vom ersten Tag der Klasse 1 an gelehrt wird, startet der Englischunterricht in Nordrhein-Westfalen mit dem Beginn des zweiten Halbjahres von Klasse 1. In der Mehrzahl der Bundesländer hingegen beginnt der Englischunterricht nicht vor der Klasse 3.
Die Ergebnisse dieses frühen Fremdsprachenunterrichts sind fraglich. Der Bundesvorsitzende des Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, beurteilt die Qualität die Ergebnisse als «sehr enttäuschend». Kritisiert wird, dass es unklar sei, worauf die Englisch-Lehrkräfte in den weiterführenden Schulen aufbauen könnten. Im Grunde genommen müsse nach dem Ende der Grundschule im Fach Englisch nochmals bei null begonnen werden.
Dass der Englischunterricht in der Primarstufe zudem nicht altersgerecht ist, wird vom Vorsitzenden des Bayerischen Philogogenverbandes Max Schmidt kritisiert. Die Dritt- und Viertklässler beschäftigen sich mit Inhalten, die eigentlich für Kleinkinder vorgesehen seien. Zugleich erschwerten nicht behobene Mängel in den Kernfächern Deutsch und Mathematik den Schülern später den Übergang in die Sekundarstufe.
Aktuelle Studien von Sprachdidaktikern stützen diesen Befund. In einer Deutschlandweiten, dreijährigen Untersuchung wurde die Qualität des Englischunterrichts ab der Klasse 1 von den Universitäten Eichstädt-Ingolstadt, Leipzig und Gießen einer eingehenden Evaluation unterzogen. Die vermeintlichen Vorteile eines frühen Fremdsprachenerwerbs erscheinen in der Studie in einem zweifelhaften Licht.
Die Studienergebnissen legen nahe, dass für den weiteren Verlauf der Schullaufbahn ein früher Beginn des Englischunterrichts keine nennenswerten Vorteile aufweist. Im Gegenteil wird von den Forschern ermittelt, dass im Übergang zur Sekundarstufe gravierenden Ungleichheiten der Schüler im Sprachniveau zutage treten, die durch das mal sehr spielerische, mal an ernsthafteren Kriterien des Spracherwerbs orientierten Unterrichts in der Grundschule bedingt sind. So kommen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass die für den Englischunterricht verwendete Zeit in der Primarstufe nutzbringender verwendet werden könnte.
Aufgrund dieser Erkenntnisse aus der Schulpraxis wie der wissenschaftlichen Forschung haben die Landesregierungen von Bayern und von Baden-Württemberg die Fortführung des frühen Fremdsprachenunterrichts in ihrem Bundesländern in der bisherigen Weise in Frage gestellt.
II. Der Landtag beschließt:
1. Das Fach Englisch wird in den Grundschulen ab dem Schuljahr 2019/20 in Nordrhein-Westfalen ersatzlos gestrichen.
2. Die Landesregierung wird aufgefordert, die Fächer Deutsch und Mathematik in Nordrhein-Westfalen in der Grundschule in Nordrhein-Westfalen zulasten des Fachs Englisch zu stärken.
Helmut Seifen
Andreas Keith
und Fraktion