Geldautomat in Kempen gesprengt – Von den Tätern keine Spur

Kleine Anfrage
vom 11.08.2023

Kleine Anfrage 2322
des Abgeordneten Markus Wagner AfD

Geldautomat in Kempen gesprengt Von den Tätern keine Spur

Vorbemerkung der Kleinen Anfrage

In der Nacht auf den 01.08.2023 sprengten Unbekannte einen Geldautomaten im Kempener Stadtteil St. Hubert. Gegen 02:54 Uhr meldeten mehrere Anwohner eine Explosion aus Rich­tung der Kempener Volksbank. Die Polizei rückte mit insgesamt fünf Streifenwagen zum Tat­ort, fand jedoch lediglich den zerstörten Vorraum samt Geldautomaten vor. Allerdings befand sich auf dem Bürgersteig Sprengmittel, welches von den Tätern nach der Tat dort vergessen und immer noch scharf zu sein schien.1 Dieses musste von einem aus Düsseldorf angeforder­ten Kampfmittelräumdienst beseitigt und auf einem weiträumig abgesperrten Feld kontrolliert gesprengt werden. Die unbekannten Täter sollen laut Zeugenaussagen zu viert und „dunkel gekleidet“2 gewesen und in einem silbernen Audi A6 geflohen sein. Das genaue Ausmaß des Sachschadens sowie die letztendlichen Summe, die die Täter erbeutet haben, seien noch un­klar. Erst im Mai sei es bereits zu einer ähnlichen Sprengung in Kempen gekommen, und zwar nur wenige Meter vom jetzigen Tatort entfernt am Geldautomaten einer Sparkasse. Überdies sei die Wohnung, welche über der Volksbank liegt, vorerst evakuiert worden. Weitere Schutz­maßnahmen zum Erhalt des Gebäudes seien jedoch nicht notwendig gewesen.3

Der Minister des Innern hat die Kleine Anfrage 2322 mit Schreiben vom 12. September 2023 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit dem Minister der Justiz beantwortet.

  1. Wie ist der Sachstand der polizeilichen und staatsanwaltschaftlichen Er­mittlungen zu dem oben genannten Vorfall? (Bitte Tatverdächtige, Tathergang, Vorstra­fen der Tatverdächtigen, Straftatbestände, Staatsbürgerschaften der Tatverdächtigen, seit wann die Tatverdächtige im Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft sind, Vorna­men und Mehrfachstaatsangehörigkeit bei deutschen Tatverdächtigen und sonstige po­lizeiliche Erkenntnisse über die Tatverdächtigen nennen.)

Die Leitende Oberstaatsanwältin in Düsseldorf hat dem Ministerium der Justiz unter dem 17.08.2023 berichtet, dass die Staatsanwaltschaft Düsseldorf – Zentral- und Ansprechstelle für die Verfolgung Organisierter Straftaten NRW (ZeOS NRW) – aufgrund der Geldautomaten-sprengung vom 1. August 2023 in Kempen unter dem Aktenzeichen 52 UJs 12/23 ein Ermitt­lungsverfahren gegen Unbekannt u. a. wegen des Verdachts der Herbeiführung einer Spreng­stoffexplosion führt. Die Ermittlungen dauern an. Tatverdächtige konnten bislang nicht ermittelt werden.

2. Wie viele Sprengungen von Geldautomaten gab es seit 2015 in NRW? (Bitte nach Jahr, Ort sowie nach Tätermerkmalen wie Alter, Geschlecht und Nationalität aufschlüs­seln und bei Deutschen eine Mehrfachstaatsangehörigkeit extra ausweisen.)

Seit 2015 kam es in Nordrhein-Westfalen zu 1124 Angriffen auf Geldautomaten, davon erlang­ten die Täter in 588 Fällen keine Beute.

2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 20234
68 136 92 108 105 176 152 182 105

 

3. Wie hoch ist der Sachschaden, der durch diese Sprengungen entstanden ist? (Bitte nach Jahr und Ort aufschlüsseln.)

Die Betreiberunternehmen von Geldautomaten sind nicht verpflichtet, der Polizei gegenüber Angaben zur Schadenshöhe zu machen. Daher liegen der Polizei Nordrhein-Westfalen keine validen Zahlen zu dieser Frage vor.

4. Wie viele Personenschäden sind durch eben diese Sprengungen verursacht wor­den? (Bitte nach Jahr, Ort und Art der Verletzung aufschlüsseln.)

Personenschäden in Zusammenhang mit Angriffen auf Geldautomaten werden erst seit 2020 polizeilich erfasst. Insgesamt wurden bisher 17 verletzte Personen polizeilich bekannt, davon sechs Tatverdächtige, ein Polizeivollzugsbeamter und zehn Unbeteiligte:

2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 20235
4 3 9 1

 

  1. Bei wie vielen dieser Fälle blieben die Täter unerkannt bzw. konnten auch im Nach­hinein nicht ermittelt werden? (Bitte nach Jahr und Ort aufschlüsseln.)

Eine jährliche Betrachtung der Anzahl aufgeklärter Fälle von Geldautomatensprengungen zeichnet ein verzerrtes Bild. In der überwiegenden Anzahl der Fälle handelt es sich nicht um Einzeltaten, sondern um Tatserien, die zum Teil noch Monate oder auch Jahre nach der ei­gentlichen Tatbegehung aufgeklärt werden können. Von den 1124 bekannt gewordenen An­griffen auf Geldautomaten konnte in 792 Fällen bisher keine Tatverdächtigen ermittelt werden. Von den seit dem Jahr 2015 bekannt gewordenen Taten wurden bisher 332 aufgeklärt. Dies entspricht einer durchschnittlichen Aufklärungsquote von 29,5 %.

  2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 20236
Ges. 68 136 92 108 105 176 152 182 105
o. e.
T.7
33 76 66 77 62 118 110 156 94

 

Antwort als PDF

 

1 https://www.bild.de/regional/duesseldorf/duesseldorf-aktuell/kempen-panzerknacker-vergessen-geheim-sprengstoff-in-bank-84889276.bild.html?

2 https://www.sueddeutsche.de/panorama/kriminalitaet-kempen-geldautomat-in-kempen-gesprengt-polizei-sichert-sprengsatz-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-230801-99-640251.

3 Ebenda.

4 Stand: 28.08.2023

5 Stand: 28.08.2023

6 Stand: 28.08.2023

7 o.e.T. – ohne ermittelte(n) Tatverdächtige(n)

Beteiligte:
Markus Wagner