Was tut die Landesregierung angesichts des dokumentierten Zuwachses an Pendlern durch das Statistische Landesamt IT.NRW?

Kleine Anfrage
vom 14.11.2023

Kleine Anfrage 2885

des Abgeordneten Klaus Esser AfD

Was tut die Landesregierung angesichts des dokumentierten Zuwachses an Pendlern durch das Statistische Landesamt IT.NRW?

In Nordrhein-Westfalen fuhren 2022 fast 5 Millionen Beschäftigte regelmäßig zur Arbeit in eine andere Stadt oder Gemeinde. Laut Statischen Landesamt IT.NRW wuchs die Zahl der Pendler um 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.1 Damit pendeln mehr Menschen als jene 4,4 Millionen, die auch in der Gemeinde arbeiten, in der sie wohnhaft sind.

Allein die drei größten NRW-Einpendelstädte Köln, Düsseldorf und Essen erzielen zusammen einen täglichen Pendlerstrom von rund 850.000 Menschen. Die Statistik erfasst die Ein- und Auspendelzahlen für alle 396 Städte und Gemeinden des Landes und lässt so Rückschlüsse über die wichtigsten Pendlerrouten zu. Hier sind zwei Hauptverkehrsachsen erkennbar: eine Nord-Süd-Achse von Bonn bis Duisburg und eine West-Ost-Achse von Mönchengladbach über das Ruhrgebiet bis nach Dortmund und Bielefeld. Offenbar ist das Auto weiterhin klar wichtigstes Verkehrsmittel für Pendler. Fast 70 Prozent der Berufstätigen nutzten laut dem Mikrozensus 2020 das Auto für den Weg zu ihrem Arbeitsplatz.2

Daher frage ich die Landesregierung:

  1. Wie reagiert die Landesregierung auf die Pendler-Zunahme von fast zwei Prozent (de facto fast 100.000 zusätzliche Pendler) in NRW im Vergleich zum Vorjahr?
  2. Wie rechtfertigt die Landesregierung die bisherigen Investitionen in Radwegeinfrastruktur bzw. SPNV angesichts einer außerordentlich starken PKW-Pendlermobilität?
  3. Beabsichtigt die Landesregierung geeignete Maßnahmen, um sich unabhängig vom Mikrozensus ein Bild von der Wahl der Verkehrsmittel durch NRW-Pendler zu machen?
  4. Welche Entlastungen für die identifizierten Hauptverkehrsachsen der beiden Pendlerrouten sind aus Sicht der Landesregierung denkbar?
  5. Wie hat sich die Zahl der Pendler in den letzten zehn Jahren in NRW entwickelt? (Bitte aufschlüsseln nach Jahr und Gesamtzahl)

Klaus Esser

 

MMD18-6754

 

1 https://www.it.nrw/millionen-menschen-pendeln-in-nrw-zur-arbeit

2 https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/Erwerbstaetigkeit/Tabellen/pendler1.html


Der Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr hat die Kleine Anfrage 2885 mit Schrei­ben vom 6. Dezember 2023 namens der Landesregierung beantwortet.

  1. Wie reagiert die Landesregierung auf die Pendler-Zunahme von fast zwei Prozent (de facto fast 100.000 zusätzliche Pendler) in NRW im Vergleich zum Vorjahr?

Veränderungen im Mobilitätsverhalten werden in der Verkehrsinfrastrukturplanung der Lan­desregierung durch eine regelmäßige Fortschreibung der Planungsgrundlagen berücksichtigt.

  1. Wie rechtfertigt die Landesregierung die bisherigen Investitionen in Radwegeinfrastruktur bzw. SPNV angesichts einer außerordentlich starken PKW-Pendlermobilität?

Die Landesregierung investiert auch in die Infrastruktur alternativer Verkehrsträger im Ver­gleich zur Straße, um den Menschen attraktive Verkehrsangebote zu machen und damit die Straßen in NRW vom Kfz-Verkehr zu entlasten. Somit werden auch die Gesamtemissionen des Verkehrs reduziert.

  1. Beabsichtigt die Landesregierung geeignete Maßnahmen, um sich unabhängig vom Mikrozensus ein Bild von der Wahl der Verkehrsmittel durch NRW-Pendler zu machen?

Die Landesregierung beteiligt sich mit einer großen Stichprobe an der deutschlandweit größten Erhebung zum Mobilitätsverhalten, der „Mobilität in Deutschland 2023“. Darin ist unter ande­rem die Verkehrsmittelwahl der Pendler abgebildet.

  1. Welche Entlastungen für die identifizierten Hauptverkehrsachsen der beiden Pendlerrouten sind aus Sicht der Landesregierung denkbar?

Entlastung für die Pendlerrouten wird es durch die Maßnahmen des Bundesverkehrswegeplans insbesondere für die Verkehrsträger Straße und Schiene geben. Darüber hinaus fördert das Land Schienen-Infrastrukturmaßnahmen auch mit dem Ziel einer Kapazitätserhöhung im ÖPNV. Durch den Ausbau der Radverkehrsnetze und die Implementierung hochwertiger Infrastrukturelemente wie Radschnellverbindungen werden flächendeckend die Voraussetzun­gen für eine Entlastung der Hauptverkehrsachsen geschaffen. Im Übrigen verweise ich auf die Antwort zur Frage 1.

  1. Wie hat sich die Zahl der Pendler in den letzten zehn Jahren in NRW entwickelt? (Bitte aufschlüsseln nach Jahr und Gesamtzahl)

Diese Aufstellung ist bei IT.NRW frei abrufbar unter: https://www.it.nrw/statistik/eckdaten/pen-delnde-nach-pendelart-466

 

MMD18-7471

Beteiligte:
Klaus Esser