Kleine Anfrage 4933
des Abgeordneten Zacharias Schalley AfD
Die Wasserwirtschaft in NRW und der Fachkräftemangel: Darstellung des Status quo.
Der Fachkräftemangel im Land NRW stellt ein omnipräsentes Problem dar, welches sich auf eine Vielzahl unterschiedlicher Sektoren der nordrhein-westfälischen Wirtschaft auswirkt. Laut der Berechnungen des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung fehlten im Jahr 2023 insgesamt 80.635 qualifizierte Arbeitskräfte in NRW.1
Die Wasserwirtschaft spielt eine essenzielle Rolle für die öffentliche Daseinsvorsorge, den Umweltschutz und die Bewältigung der Folgen von Hochwasser- und Starkregenereignissen. In einer Pressemitteilung aus dem Jahr 2018 stellte die damalige Umweltministerin Ursula-Esser bereits fest, dass viele Fachkräfte in der nordrhein-westfälischen Wasserwirtschaft innerhalb der nächsten Jahre altersbedingt ausscheiden werden.2 Die Notwendigkeit der Ausbildung neuer Fachkräfte im Bereich der Wasserwirtschaft wird auch als einer der 17 Eckpunkte der „Zukunftsstrategie Wasser“ aufgeführt.3
Angesichts der Herausforderungen durch Extremwetterereignisse und eines steigenden Bedarfs an der Instandhaltung und Modernisierung der Infrastruktur ist eine ausreichende personelle Ausstattung in den Bereichen Hochwasserschutz, Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung, Wasserschutz, Gewässerentwicklung sowie der Instandhaltung und Modernisierung der wasserwirtschaftlichen Infrastruktur von elementarer Bedeutung.
Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung:
- Wie viele Fachkräfte sind aktuell in Nordrhein-Westfalen in den einzelnen Bereichen der Wasserwirtschaft tätig? (Bitte aufschlüsseln nach den Bereichen Hochwasserschutz, Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung, Wasserschutz, Gewässerentwicklung und Instandhaltung sowie Modernisierung wasserwirtschaftlicher Infrastruktur.)
- Wie viele Fachkräfte sind aktuell in den unterschiedlichen Wasserbehörden im Land NRW tätig? (Bitte aufschlüsseln nach Oberste Wasserbehörde, Obere Wasserbehörden, Untere Wasserbehörden und den jeweiligen beruflichen Qualifikationen)
- Wie viele Stellen innerhalb der Wasserwirtschaft sind aktuell unbesetzt? (Bitte aufschlüsseln nach den Bereichen Hochwasserschutz, Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung, Wasserschutz, Gewässerentwicklung und der Instandhaltung sowie Modernisierung wasserwirtschaftlicher Infrastruktur.)
- Wie viele Personen befinden sich aktuell in einer Ausbildung oder einem Studium, das auf eine Tätigkeit in einem der Bereiche der Wasserwirtschaft vorbereitet? (Bitte aufschlüsseln nach Ausbildungsberufen, Studiengängen und Weiterbildungsmaßnahmen)
- Welche konkreten Maßnahmen plant die Landesregierung, um einem Fachkräftemangel in den Bereichen der Wasserwirtschaft entgegenzuwirken?
Zacharias Schalley
1 https://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/fachkraefteoffensive-laumann-nrw-zwischenbilanz-100.html (abgerufen am 16.12.2024)
2 https://www.land.nrw/pressemitteilung/tag-der-daseinsvorsorge-wasserwirtschaft-ist-eckpfeiler-fuer-lebensqualitaet (abgerufen am 16.12.2024)
3 Vgl. https://www.land.nrw/pressemitteilung/zukunftsstrategie-wasser-wasserressourcen-nachhaltig-und-klimastabil-sichern (abgerufen am 16.12.2024)
Der Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr hat die Kleine Anfrage 4933 mit Schreiben vom 11. Februar 2025 namens der Landesregierung beantwortet.
- Wie viele Fachkräfte sind aktuell in Nordrhein-Westfalen in den einzelnen Bereichen der Wasserwirtschaft tätig? (Bitte aufschlüsseln nach den Bereichen Hochwasserschutz, Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung, Wasserschutz, Gewässerentwicklung und Instandhaltung sowie Modernisierung wasserwirtschaftlicher Infrastruktur.)
- Wie viele Stellen innerhalb der Wasserwirtschaft sind aktuell unbesetzt? (Bitte aufschlüsseln nach den Bereichen Hochwasserschutz, Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung, Wasserschutz, Gewässerentwicklung und der Instandhaltung sowie Modernisierung wasserwirtschaftlicher Infrastruktur.)
Wegen des bestehenden Sachzusammenhangs werden Frage 1 und Frage 3 gemeinsam beantwortet.
Die „Wasserwirtschaft“ ist die Bezeichnung eines Fachgebiets, das sich mit verschiedenen Fragestellungen rund um die Bewirtschaftung und Ordnung des Wasserhaushalts befasst. Beschäftigte der Wasserwirtschaft sind in verschiedensten Berufszweigen des Öffentlichen Dienstes, der Privatwirtschaft und der Wissenschaft tätig. Die Zahl aller in diesem Fachgebiet tätigen Fachkräfte bzw. der unbesetzten Stellen ist im Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr nicht bekannt.
- Wie viele Fachkräfte sind aktuell in den unterschiedlichen Wasserbehörden im Land NRW tätig? (Bitte aufschlüsseln nach Oberste Wasserbehörde, Obere Wasserbehörden, Untere Wasserbehörden und den jeweiligen beruflichen Qualifikationen)
In der obersten Wasserbehörde, dem Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr, sind aktuell 56 Personen tätig.
Im Land Nordrhein-Westfalen nehmen die fünf Bezirksregierungen Arnsberg, Detmold, Düsseldorf, Köln und Münster die Aufgaben der oberen Wasserbehörden wahr. Aktuell sind in den zuständigen Dezernaten 54 insgesamt 543 Personen im technischen Dienst und im Verwaltungsdienst mit Aufgaben der oberen Wasserbehörde betraut.
Da die unteren Wasserbehörden bei den Kreisen und kreisfreien Städten angesiedelt sind, sind die aktuellen Zahlen zu den dort Beschäftigten in der Landesverwaltung nicht bekannt und können auch kurzfristig, in der für die Beantwortung zur Verfügung stehenden Zeit, nicht ermittelt werden.
- Wie viele Personen befinden sich aktuell in einer Ausbildung oder einem Studium, das auf eine Tätigkeit in einem der Bereiche der Wasserwirtschaft vorbereitet? (Bitte aufschlüsseln nach Ausbildungsberufen, Studiengängen und Weiterbildungsmaßnahmen)
Da ein abschließender Kanon an Studiengängen und Ausbildungen, die auf eine Tätigkeit in der Wasserwirtschaft vorbereiten, nicht existiert, kann diese Frage nur im Hinblick auf die Ausbildungen beantwortet werden, die vom Land mit dem Ziel einer Tätigkeit in wasserwirtschaftlichen Themenfeldern organisiert und durchgeführt bzw. betreut werden.
Bestimmte Ausbildungsberufe werden im Landesamt für Umwelt, Natur und Verbraucherschutz (LANUV) betreut. Für den Ausbildungsbeginn im Jahr 2025 liegen noch keine vollständigen Zahlen vor, da die Ausbildung zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht begonnen hat. Für die Auszubildenden, die ab dem 01.08.2024 ihre Ausbildung begonnen haben, gilt eine neue Ausbildungsverordnung mit geänderten Berufsbezeichnungen (und Inhalten). Das LANUV betreut nach derzeitigem Stand ca. 300 Auszubildende.
Auch die Ausbildung von Umweltreferendarinnen und -referendaren sowie die Ausbildung von Umweltoberinspektoranwärterin-nen und Umweltoberinspektoranwärtern bereitet auf eine Tätigkeit in den Wasserbehörden vor, hier absolvieren zurzeit 64 Umweltoberinspektorinnen und Umweltoberinspektoren sowie 20 Umweltreferendarinnen und Umweltreferendare ihre Ausbildung.
- Welche konkreten Maßnahmen plant die Landesregierung, um einem Fachkräftemangel in den Bereichen der Wasserwirtschaft entgegenzuwirken?
Das MUNV arbeitet kontinuierlich an einer Optimierung der Rahmenbedingungen der Ausbildungen für die technische Umweltverwaltung. Beschäftigte der Landesbehörden stellen auf geeigneten Veranstaltungen (bspw. Jobmessen, NRW-Tag) die berufliche Tätigkeit in der Wasserwirtschaftsverwaltung und die wichtigen Aufgaben der Wasserwirtschaft vor und bewerben diese; dies ist u.a. auch Bestandteil der Wasserstrategie, die derzeit erarbeitet wird.