In Deutschland gibt es über 40.000 Ärzte aus dem Ausland – darunter offenbar auch etliche Betrüger.
Während die Bundesärztekammer verpflichtende Staatsexamen fordert, weigert sich NRWs Landesregierung, das Problem auch nur anzuerkennen.
Wie das „Ärzteblatt“ berichtet, gab ein Vorstandsmitglied des Ärzteverbands Marburger Bund auf seiner Hauptversammlung am 6. Mai zu bedenken, „dass es Probleme mit gefälschten Zeugnissen vor allem bei Angehörigen aus den EU-Staaten Rumänien und Bulgarien gebe“.
Dankeschön, Brüssel: Laut einer EU-Richtlinie von 2005 werden in der EU ausgebildete Ärzte bei uns automatisch zugelassen – allerdings dürfen die Länder seit 2016 die vorgelegten Qualifikationsnachweise auf Echtheit überprüfen. Also haben wir die Landesregierung auf den Sachverhalt angesprochen. Die Antwort:
Weder die Anzahl der Fälle, „in denen möglicherweise Unsicherheiten über die Echtheit“ bestehen, noch die Staaten, in denen die Dokumente ausgestellt wurden, würden statistisch erfasst. Ergo plane Schwarz-Gelb auch keinerlei Maßnahmen, „die die Nutzung gefälschter Unterlagen erschweren“. Schließlich handele es sich „um ein Problem von nachrangiger Bedeutung“. Das sieht die Bundesärztekammer allerdings anders:
Beim Bundesärztetag beantragte sie kürzlich, dass Ärzte aus Nicht-EU-Ländern stets das medizinische Staatsexamen ablegen müssen, bevor sie in Deutschland tätig werden. „Beim derzeitigen Verfahren seien die Echtheit vorgelegter Diplome und Zeugnisse und ihre Beweiskraft vielfach nicht abschließend zu bestimmen“, begründet das „Ärzteblatt“ aus ihrem Antrag.
Manche ausländische Ärzte würden ihre Papiere bereits mit Hilfe von Agenturen gleich in mehreren Bundesländern einreichen, beschreibt Niedersachsens Ärztekammerpräsidentin Martina Wenker. „Das ist ein echter Anerkennungstourismus inzwischen“, wird sie zitiert. Gerade NRW soll da nicht von Betrügern betroffen sein?
Das jedenfalls betont die Landesregierung erneut, bevor sie schreibt, sie strebe „keinerlei konkrete Maßnahmen an, damit – ausländische – Zeugnisse fälschungssicherer werden“. Der gesundheitspolitische Sprecher der AfD-Fraktion NRW, Dr. Martin Vincentz, kann darüber nur staunen:
„Die Zahl der ausländischen Ärzte hat sich bundesweit binnen sieben Jahren mehr als verdoppelt. Es ist naiv anzunehmen, ausgerechnet in NRW seien keine schwarzen Schafe darunter. Der Marburger Bund und die Bundesärztekammer saugen sich die Vorwürfe wohl kaum aus den Fingern.“
„Hier geht es um nicht weniger als den Schutz der Patienten vor Betrügern. Schwarz-Gelb sollte das Problem äußerst ernst nehmen, oder muss wieder erst etwas Schlimmes passieren?“
➡️ zur AfD-Anfrage und Antwort der Landesregierung: https://bit.ly/2YeWBD1
➡️ zum Bericht des Ärzteblatts: https://bit.ly/3fH7m70