Brückenneubauten: Landesregierung kann Sanierungsstau nicht mehr abarbeiten

573 marode Brücken in NRW sind offiziell nicht mehr zu retten. Für den Neubau veranschlagt die Landesregierung Milliardenkosten – und zwei Jahrzehnte Zeit!

Ein Witz, denn inoffiziell könnten mehr als 4.000 Brücken längst nicht mehr sanierbar sein! Unsere Anfrage hatte im August ergeben: Rund 6.700 Brücken in NRW wurden vor 1985 erbaut. Bisher untersucht wurden aber nur 920. Mit diesem Ergebnis:

573 Brücken müssen komplett ersetzt werden – das sind rund 60 Prozent. Hochgerechnet auf alle Brückenbauwerke ergibt sich somit ein potentieller Neubaubedarf von rund 4.300 Bauwerken – wie soll das gehen?

Das hat der verkehrspolitische Sprecher der AfD-Fraktion NRW, Nic Vogel, die Landesregierung gefragt. Für die Instandhaltung der Brücken ist immerhin der Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen maßgeblich mitverantwortlich. Die Antwort:

Allein die 573 offiziell bestätigten Neubauprojekte würden Gesamtkosten von sieben Milliarden Euro verursachen und sich über 20 Jahre erstrecken. Schlimm genug, doch wie man weiß, übertrifft die Realität solche frühen Schätzungen in der Regel bei weitem. Wir fragen uns außerdem:

Wie soll das gehen: Brücken, die bereits jetzt „nicht mehr den heutigen und zukünftigen Belastungs- und Tragfähigkeitsmaßstäben“ entsprechen (Zitat der Landesregierung) sollen erst in bis zu 20 Jahren ersetzt werden?

Sehen sich Autofahrer bis dahin hunderten Brückensperrungen ausgesetzt oder sollen sie ihr Leben riskieren? Auch die Morandi-Brücke in Genua war ein halbes Jahrhundert alt und abrissreif, als sie 2018 einstürzte und 43 Menschen in den Abgrund riss!

Um ein solches Unglück in NRW zu verhindern, müsste die Landesregierung für Brückenneubauten viel mehr ausgeben als die für das kommende Haushaltsjahr veranschlagten 185 Millionen Euro. Diese Summe wird nicht einmal ihrer eigenen Kalkulation gerecht:

Wenn in 20 Jahren sieben Milliarden Euro Baukosten anfallen, wie sie sagt, sind pro Jahr eigentlich 350 Millionen Euro fällig – ab jetzt. Doch was kümmert es Schwarz-Gelb?

Wie die Landesregierung uns erinnert, ist die Verwaltung der Bundesautobahnen ab 2021 Zuständigkeit der Bundesgesellschaft „Autobahn GmbH des Bundes“. Wir verstehen:

Dann kann man sich in der NRW-Staatskanzlei zurücklehnen und sagen: ‚Mit den Brücken haben wir doch gar nichts mehr zu tun.‘

➡️ Zur AfD-Anfrage und Antwort der Landesregierung: https://bit.ly/35BLLYt

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