Im Juli twitterte die ARD, dass man sich bemüht, AfD-Vertreter nicht zu Talkshows einzuladen. Der Skandal war groß – zurecht. Die ARD musste kräftig zurückrudern. Das sei eigentlich alles ganz anders, hieß es. Wirklich? Neueste Zahlen sagen etwas anderes:
Die AfD stellt 347 Landtags- und Bundestagspolitiker und liegt damit auf Platz 3 der stärksten Parteien in Deutschland. In der Frage, wer wie oft in Talkshows repräsentiert wird, kommt die AfD dagegen nur auf einen weit abgeschlagenen letzten Platz 6.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat eigentlich die Aufgabe, Mehrheitsverhältnisse zumindest einigermaßen angemessen abzubilden. Die jetzt vorliegende MEEDIA-Analyse zeigt aber ein krasses Missverhältnis. Das wirft eine ernsthafte Frage auf.
Zunächst ist noch alles in Ordnung: Die Liste der am häufigsten in den vier wichtigsten Talkshows des Landes vertretenen Parteien wird von CDU-CSU und SPD angeführt. Kein Wunder, immerhin sind diese Parteien aktuell noch die stärksten.
Niemand würde auf den Gedanken kommen, dass CDU-CSU mit 825 Mandatsträgern in Landtagen und im Bundestag oder die SPD mit 624 Politikern nicht entsprechend oft im Fernsehen vertreten sein sollten. Das ist fair und demokratisch. So entfallen unproblematische 91 Talkshow-Auftritte auf CDU-CSU- und 65 auf SPD-Politiker. Doch dann wird es problematisch:
Grüne, FDP und Linke haben deutlich weniger Rückhalt in der Bevölkerung als die AfD, bekamen aber teilweise doppelt oder sogar dreimal so häufig in Talkshows die Möglichkeit, sich für ihre Positionen stark zu machen. Besonders deutlich ist der Unterschied, wenn man sich ansieht, welche Einzelpersonen wie oft vertreten waren:
Mit allein 10 Auftritten belegt die Grüne Annalena Baerbock unangefochten Platz 1. Es folgen Norbert Röttgen (CDU) mit 9 und Kevin Kühnert (SPD) mit 8 Einladungen. Der erste AfD-Politiker, Alexander Gauland, schafft es mit 4 Auftritten gerade einmal auf Platz 21.
Kritiker sagen, dass das Missverhältnis nicht von ungefähr kommt. Die Rundfunkräte, welche die Arbeit der öffentlich-rechtlichen Sender kontrollieren sollen, setzen sich zu großen Teilen selbst aus Altparteien-Politikern zusammen. Das wirft die Frage auf, wie neutral die öffentlich-rechtlichen Medien tatsächlich noch berichten?
Die AfD-Fraktion NRW hatte schon vor Monaten bei der schwarzgelben NRW-Landesregierung nachgefragt, wie sie beabsichtigt, diese Ungerechtigkeit anzugehen. Antwort: Gar nicht.
Zur MEEDIA-Analyse: https://bit.ly/2Evq00Q
Zur AfD-Anfrage und Antwort der Landesregierung: https://bit.ly/2KzIy49