154 Wirtschaftsprofessoren warnen: Der Euro darf nicht in die Haftungsunion führen!

Antrag
vom 07.06.2018

Antragder AfD-Fraktion vom 05.06.2018

 

154 Wirtschaftsprofessoren warnen: Der Euro darf nicht in die Haftungsunion führen!

I. Ausgangslage

154 Wirtschaftsprofessoren warnen davor, die europäische Währungs- und Bankenunion noch weiter zu einer Haftungsunion auszubauen. Die in der Berliner Koalitionsvereinbarung erwähn­ten Vorschläge des französischen Präsidenten Macron und des EU-Kommissionschefs Juncker bergen hohe Risiken für die europäischen Bürger.

Der Aufruf wurde initiiert von den Wirtschaftsprofessoren Dirk Meyer, Thomas Mayer, Gunther Schnabl und Roland Vaubel. Zahlreiche Ökonomen schlossen sich ihnen an. Dirk Meyer lehrt an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg. Thomas Mayer ist Gründungsdirektor des Flossbach von Storch Research Institute und Professor an der Universität Witten/Herdecke. Gunther Schnabl lehrt an der Universität Leipzig. Roland Vaubel ist Emeritus der Universität Mannheim. Wir dokumentieren den Aufruf hier vollständig:

„1. Wenn der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) wie geplant als Rückversicherung für die Sanierung von Banken (Backstop) eingesetzt wird, sinkt für Banken und Aufsichts­behörden der Anreiz, faule Kredite zu bereinigen. Das geht zu Lasten des Wachstums und der Finanzstabilität.

2. Wenn der ESM wie geplant als „Europäischer Währungsfonds“ (EWF) in EU-Recht über­führt wird, gerät er unter den Einfluss von Ländern, die der Eurozone nicht angehören. Da einzelne Länder bei dringlichen Entscheidungen des EWF das Vetorecht verlieren sollen, könnten Gläubigerländer überstimmt werden. So würde zum Beispiel der Deutsche Bun­destag sein Kontrollrecht verlieren.

3. Wenn die Einlagensicherung für Bankguthaben wie geplant vergemeinschaftet wird, wer­den auch die Kosten der Fehler sozialisiert, die Banken und Regierungen in der Vergan­genheit begangen haben.

4. Der geplante europäische Investitionsfonds zur gesamtwirtschaftlichen Stabilisierung und der geplante Fonds zur Unterstützung struktureller Reformen dürften zu weiteren Trans­fers und Krediten an Euroländer führen, die es in der Vergangenheit versäumt haben, die notwendigen Reformmaßnahmen zu ergreifen. Es wäre falsch, Fehlverhalten zu beloh­nen. Über das Interbankzahlungssystem Target2 hat Deutschland bereits Verbindlichkei­ten der Europäischen Zentralbank (EZB) in Höhe von mehr als 900 Milliarden Euro ak­zeptiert, die nicht verzinst werden und nicht zurückgezahlt werden müssen.

5. Ein Europäischer Finanzminister mit Fiskalkapazität würde als Gesprächspartner der EZB dazu beitragen, dass die Geldpolitik noch stärker politisiert wird. Die sehr umfangreichen Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank (2550 Milliarden Euro bis September 2018) kommen schon jetzt einer Staatsfinanzierung über die Zentralbank gleich.

Das Haftungsprinzip ist ein Grundpfeiler der Sozialen Marktwirtschaft. Die Haftungsunion unterminiert das Wachstum und gefährdet den Wohlstand in ganz Europa. Dies zeigt sich bereits jetzt in einem sinkenden Lohnniveau für immer mehr, meist junge Menschen. Des­halb fordern wir die Bundesregierung auf, sich auf die Grundprinzipien der Sozialen Markt­wirtschaft zurückzubesinnen.

Es gilt, Strukturreformen voranzubringen, statt neue Kreditlinien und Anreize für wirtschaftli­ches Fehlverhalten zu schaffen. Die Privilegierung der Staatsanleihen in der Risikovorsorge der Banken ist abzuschaffen. Die Eurozone braucht ein geordnetes Insolvenzverfahren für Staaten und ein geordnetes Austrittsverfahren. Die Kapitalmarktunion sollte vollendet werden – auch weil internationale Kapitalbewegungen asymmetrische Schocks kompensieren. Bei der EZB sollten Haftung und Stimmrechte miteinander verbunden werden. Die Target-Salden sind regelmäßig zu begleichen. Die Ankäufe von Staatsanleihen sollten ein schnelles Ende fin-den.“1

II. Der Landtag stellt fest:

1. Dem zivilgesellschaftlichen Engagement der 154 deutschen Ökonomen ist zu danken.

2. Der fachlichen Rat dieser Ökonomen ist ernst zu nehmen.

III. Der Landtag beschließt daher:
Die Landesregierung ist aufgefordert,

  • sich auf Bundesebene für die Inhalte des Aufrufes „Der Euro darf nicht in die Haftungs­union führen!“ der 154 Wirtschaftsprofessoren einzusetzen,
  • sich die Inhalte des Aufrufers zu eigen zu machen und
  • den Aufruf zu unterstützen.

Markus Wagner
Andreas Keith
Roger Beckamp
und Fraktion

 

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1 http://m .faz.net/aktuell/wirtschaft/eurokrise/oekonomen-aufruf-euro-darf-nicht-in-haftungsunion-fueh-ren-15600325.html.