Kleine Anfrage 740
der Abgeordneten Dr. Hartmut Beucker und Markus Wagner vom 10.11.2022
Ankleben an und Beschädigung von Gemälden durch Anhänger von „Letzte Generation“ – welche Schutzmaßnahmen ergreift die Landesregierung für die Museen in Nordrhein-Westfalen?
Nach dem Ankleben auf Straßen zur Behinderung des Verkehrs häufen sich seit Monaten Angriffe von Anhängern von „Letzte Generation“ und anderen Gruppierungen, in der Presse gerne „Aktivisten“ genannt, auf bedeutende Gemälde im In- und Ausland. Bislang sind immer Sammlungen Alter Meister Ziel der Angriffe.
Um auf ihr „Klimaschutz“ – Anliegen aufmerksam zu machen kleben sie sich dazu jetzt an Gemälde an, bewerfen diese mit Lebensmitteln oder bespritzen sie mit Substanzen.
Am 30. Juni 2022 klebten sich zwei Personen von „Just Stop Oil“ in der Courtauld Gallery in London an Vincent van Goghs Ölgemälde „Pfirsichbäume in Blüte“ fest.1
Am 24. Juli 2022 klebten sich drei Personen von „Ultima Generationen No Gas No Carbone“ in den Uffizien in Florenz an die Panzerglasscheibe vor Sandro Botticellis Gemälde „Primavera“2.
Am 18. August 2022 klebten sich zwei Personen von „Ultima Generationen No Gas No Carbone“ an den Sockel der Laokoon-Gruppe in den den Vatikanischen Museen in Rom.3
Am 23. August 2022 klebten sich zwei Personen von „Letzte Generation“ in der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden mit jeweils einer Hand an den Rahmen von Raffaels „Sixtinischer Madonna“ fest.4 5
Am 24. August 2022 klebten sich Personen von „Letzte Generation“ im Städel-Museum in Frankfurt an Nicolas Poussins „Gewitterlandschaft mit Pyramus und Thisbe“ fest.6
Am 26. August 2022 klebten sich zwei Personen von „Letzte Generation“ in der Alten Pinakothek München an den historischen Rahmen von Rubens Spätwerk „Der Bethlehemitische Kindermord“ fest.7 8
Am 27. August 2022 klebten sich zwei Personen von „Letzte Generation“ in der Gemäldegalerie in Berlin am Rahmen von Cranachs Gemälde „Ruhe auf der Flucht nach Ägypten“ fest.9
Am 21. Oktober 2022 beschütteten zwei Personen von „Just Stop Oil“ in der National Gallery in London das Gemälde „Sonnenblumen“ von Vincent van Gogh mit Tomatensuppe.10 11
Am 23. Oktober klebten sich zwei Personen von „Extinction Rebellion“ in der Nationalgalerie des australischen Bundesstaats Victoria in Melbourne an dem Acrylglas Schutz über Picassos Bild „Massaker in Korea“ fest.12
Am 23. Oktober 2022 bespritzten zwei Personen von „Letzte Generation“ im Potsdamer Museum Barberini ein Bild aus Claude Monets Serie „Les Meules“, „Heuschober“ von 18891891 mit einer zähflüssigen Masse, die sich als Kartoffelpüree herausstellte.13 14 15
Am 27. Oktober klebte eine Personen von „Just Stop Oil“ im Kunstmuseum Mauritshuis in Den Haag seinen Kopf mit Leim an das Glas vor Johannes Vermeers „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ fest und wurde von einer anderen Person mit roter Farbe beschüttet, die sich dann mit der Hand an der Wand neben dem Bild festklebte.16 17
Am 4. November warfen Personen von „Ultima Generatione“ Erbsensuppe gegen das – mit einer Glasscheibe geschützte – Gemälde „Der Sämann“ von Vincent Van Gogh im Palazzo Bonaparte in Rom und klebten sich an der Wand fest.18
Bereits am 24. Oktober hatten Personen von „Just Stop Oil“ bei Madame Tussauds in London das Gesicht der Figur des Prince of Wales, jetzt King Charles III., der sich seit langem für ökologische Landwirtschaft einsetzt und diese auf seinen Gütern auch anwendet, mit Schokoladenkuchen verschmiert.19
Diese „Aktionen“ haben viel Unverständnis und Empörung ausgelöst und zur Verschärfung von Sicherheitsvorkehrungen geführt.
Durch die „Aktion“ in Dresden am 23. August 2022 entstand ein Schaden von bis zu 12.000 Euro. Die Ausbesserung der Fehlstellen am Rahmen durch Beschädigung der Patinierung wird voraussichtlich 3000 bis 5000 Euro kosten, hinzu kommt ein Einnahmeverlust durch die temporäre Schließung der Gemäldegalerie Alte Meister in Höhe von 7000 Euro.20
Die Direktorin des Museums Barberini in Potsdam hofft, die Galerie am 31. Oktober wieder öffnen zu können. Nach dem Vorfall wurden die Kontrollen der Besucher verschärft, es finden Taschenkontrollen statt und nur Taschen bis einer Größe von DIN A4 dürfen mit in die Ausstellung genommen werden.21
Von der Glaubwürdigkeit der Sicherheit wird es abhängen, ob Leihgeber weiterhin bereit sein werden, Gemälde für Ausstellungen zur Verfügung zu stellen. Der Museumsgründer und Kunstmäzen Hasso Plattner, der das Bild von Monet im Jahr 2019 für knapp 11 Millionen Euro in New York erworben hatte, befürchtet, es könnte in Zukunft „schwer bis unmöglich“ sein, diese noch zur Ausleihung zu bewegen.22
Der Sicherheitsexperte des Deutschen Museumsbund, sieht Verglasung von Kunstwerken und mehr Bewachungspersonal als Möglichkeiten, die Sicherheit zu erhöhen, es könne aber nur eine Glasscheibe vor das Gemälde gehängt werden, was bei großen Formaten nicht möglich sei. Aber all das koste viel Geld und nicht jedes Museum verfügt über die dazu notwendigen Mittel.23
Er sieht zudem den „unmittelbaren Kunstgenuss“ in Gefahr und kritisiert die „Aktion“ der Täter: „Wir werden von den Klimaaktivisten instrumentalisiert, um Aufmerksamkeit zu erregen – auf Kosten des Kulturguts.“24
Die „Aktion“ wird aber nicht nur kritisiert, sie hat auch Befürworter. So schrieb eine Rundfunkrätin der Grünen beim NDR auf Twitter:
„Kartoffelbrei und Tomatensuppe sind absolut Kunst. Monet und Van Gogh hätten diesen Protest gemocht.“25
Wozu Hans-Georg Maaßen, wegen Korrektur von bis heute weiterverbreiteten Falschdarstellungen als Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz entlassen, ebenfalls auf Twitter bemerkte:
„Der Marsch der Linksradikalen und -extremisten durch die Institutionen war erfolgreich.“26
Luisa Neubauer, eine Person mit bemerkenswert hoher TV-Präsenz, hatte schon die Gegner solcher Aktionen kritisiert:
„Wenn ihr zu den Leuten gehört, die „eigentlich immer für Klimaschutz“ waren, und jetzt von einer Tomatensuppe auf Van Gogh „total abgeschreckt“ seid, naja, dann frage ich mich ehrlicherweise ob ihr wirklich für Klimaschutz wart – und was das für euch bedeutet.“27
Eine Autorin im Kölner-Stadt-Anzeiger sieht in den Aktionen von „Letzte Generation“ trotz vielfacher Ablehnung das Potential zum „aufrütteln“:
„Die bürgerliche Mitte fremdelt mit dem Angriff auf die Kunst. Also die mit den Lastenfahrrädern, die auch gerne mal ins Museum gehen. Und wenn Klimaschützer nicht mehr als die netten jungen Menschen mit den Plakaten gesehen werden, sondern als radikale Klimahysteriker diskreditiert werden – dann kann das dem Image der ganzen Klima-Bewegung schaden. […] Aufmerksamkeit ist eine hochpolitische Währung. Und um nichts anderes geht es bei den Aktionen. So gesehen hat der Protest funktioniert. Egal, wie man ihn am Ende bewertet.“28
Christopher Förster, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses (CDU), hat eine Strafanzeige gegen „Letzte Generation“ gestellt, die für ihn eine kriminelle Vereinigung darstellt, wie aus seinem – auf seinem Facebook Account veröffentlichten – Schreiben an die Berliner Staatsanwaltschaft hervorgeht:
„Die Mitglieder von ‚Letzte Generation‘ begehen seit dem 24. Januar 2022 teils schwere Straftaten in Berlin, die eine erhebliche Gefahr für die öffentliche Sicherheit bedeuten. Es handelt sich dabei stets um – zwischenzeitlich teilweise bereits verurteilte – Straftaten, die nicht nur Begleiterscheinung, sondern gezielter Mittelpunkt der Aktionen sind. Die Begehung von Straftaten ist geradezu herausgehobener Zweck dieser Vereinigung.“29
Er führt hier an: gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, Nötigung, Sachbeschädigung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.
Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) findet, solche Aktionen seien „durch kein noch so nobles Anliegen zu rechtfertigen“:
„Aktionen, die fremdes Eigentum beschädigen, sind nicht nur eine Dummheit, sondern auch kriminell.“30
Anders sieht das wiederum ein Autor im EXPRESS:
„Sehenden Auges werden die Lebensgrundlagen auf diesem Planeten zerstört und doch setzt man weiter auf fossile Energieträger. Aber wir regen uns über Tomatensuppe und Kartoffelbrei auf Glasscheiben auf. Das ist es, was eigentlich gar nicht geht, oder?“31
Rainer Wendt, Chef der Polizeigewerkschaft, sieht bei den Personen von „Letzte Generation“ „jede Hemmung“ gefallen. Sie seien keine Demonstranten sondern „radikale Extremisten, die unseren Rechtsstaat ablehnen“. Er sieht als Konsequenz: ,,Lassen wir sie gewähren, drohen schwerste Straftaten. Diese Leute gehören hinter Gitter.“32
Die Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) schrieb auf Twitter: „Ich verurteile die heutige Aktion von Aktivisten der „Letzten Generation“ in der Berliner Gemäldegalerie auf das Schärftste. Durch das Ankleben am Rahmen eines der bedeutendsten Bilder von Lucas Cranach dem Älteren ist von einem erheblichen Schaden auszugehen.“ Und sie fügte hinzu: „Mit einer mutwilligen Beschädigung von Kunstwerken auf die Klimakrise aufmerksam zu machen, ist eindeutig der falsche Weg.“33
Auch Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, sieht auf Twitter eine große Gefahr der Beschädigung der Kunstwerke, die zum Weltkulturerbe gehörten und ebenso geschützt werden müssten wie das Klima: „So sehr ich die Verzweiflung der Klimaaktivisten nachvollziehen kann, so deutlich sage ich, die Aktionen sich an Rahmen bedeutender Kunstwerke zu kleben, sind eindeutig der falsche Weg.“34 35
In der Diskussion über diese Aktionen wird auch die Befürchtung fortschreitender Radikalisierung geäussert:
„Anarchie im Endstadium, kurz bevor sie auf die Zielgerade zum Terrorismus einmündet.“36
Die Rechtsexpertin bei „Letzte Generation“ begründete die Kartoffelbrei-Aktion in Potsdam auf Twitter mit ihrer „Angst, dass es in der Klimakatastrophe keinen Raum mehr gibt, für Kunst und Kultur“.
In einem Artikel in BILD wird sie folgender maßen charakterisiert:
„Bei ihren Begründungen ist die Pattex-Aktivistin so flexibel wie bei ihren Attacken: Vor einem Jahr ging es gegen Autos. Im September 2021 seilte sie sich mit einem Chaoten-Kollegen von einer Autobahnbrücke bei München ab. Ergebnis des Eingriffs in den Straßenverkehr: fast zwei Stunden Sperrung, Dauerstau, Polizeieinsatz. Nun ist sie angeklagt von der Staatsanwaltschaft wegen Nötigung in 1296 Fällen! Ihr drohen bis zu 4 Jahre Knast. Aus der U-Haft musste sie damals per Gerichtsbeschluss entlassen werden. So konnte sie ungehindert in Potsdam zuschlagen. Die Strafen für diese Aktion kämen dann noch obendrauf…“37
Mit einem Ende dieser umstrittenen Vorkommnisse ist nicht zu rechnen. So sagte die Pressesprecherin von „Letzte Generation“ in einem Interview bei t-online auf die Frage, ob sie glaube, mit diesen Aktionen die Menschen erreichen zu können:
„Alle anderen Möglichkeiten sind ausgeschöpft. Wir haben in den vergangenen Jahren bereits vieles versucht. Wir waren bei Fridays for Future mit 1,4 Millionen Menschen auf der Straße, sind in die Parlamente gegangen und haben protestiert. Und das alles hat letztendlich zu einem verfassungswidrigen Klimaschutzpaket geführt. Wir müssen in den nächsten zwei bis drei Jahren handeln und wollen durch ständige Störung des Alltags Druck auf die Politik ausüben.“38
Und auf die Frage nach zu erwartenden weiteren Aktionen antwortete sie: „Wir werden weiter auf die Straße gehen und vor anderen Störformen im Alltag nicht zurückschrecken. Wir werden erst damit aufhören, wenn wir es geschafft haben, unseren Planeten und unsere Gesellschaft zu retten oder wenn die Regierung uns alle dafür eingesperrt hat. Und somit zeigt, dass sie nicht bereit ist, solche Maßnahmen zu gehen.“39
Wir fragen daher die Landesregierung:
- Wie beurteilt die Landesregierung diese Aktionen von „Letzte Generation“ und ähnlichen derartigen Gruppierungen?
- Wie schätzt die Landesregierung die Gefahr solcher Aktionen von „Letzte Generation“ und ähnlichen derartigen Gruppierungen in Museen in Nordrhein-Westfalen ein?
- Welche Schutzmaßnahmen für bedeutende Kunstwerke in nordrhein-westfälischen Museen hält die Landesregierung für notwendig?
- Welche Informationen hat die Landesregierung über die Finanzierung von „Letzte Generation“ in Nordrhein-Westfalen?
- Erwägt die Landesregierung analog zu anderen bereits bestehenden Maßnahmen gegen Extremismen auch Deradikalisierungsprogramme für Klimaextremisten in Nordrhein-Westfalen einzurichten?
Dr. Hartmut Beucker
Markus Wagner
1 Malte Göbel, Neuer Trend im Klimaaktivismus. Nun kleben sie sich auch an Kunstwerke, spiegel.-de 27.8.2022
2 Protest in Florenz. Aktivisten kleben sich in den Uffizien an Boticelli-Gemälde, monopol-magazin.-de 25.7.2022
3 Christina Tilmann, Kunst und Klimaprotest. Hände weg von der Kunst: Warum es keine Lösung ist, sich an Bilder zu kleben, moz.de 19.8.2022
4 Weltberühmtes Kunstwerk. Klimaaktivisten kleben sich an „Sixtinische Madonna“ in Dresden, welt.de 23.8.2022
5 Gemäldegalerie Dresden, Klimaaktivisten kleben ihre Hände an den Rahmen von Raffaels „Sixtinischer Madonna“, stern.de 24.8.2022
6 Stefan Trinks, Aktivisten hängen an Bildern. Eine kleben, faz.net 24.8.2022
7 Henning Pfeifer, Gerhard Brack, Tobias Brönte, München: Klimaaktivisten kleben sich an Rubens Gemälde fest, br.de 28.8.2022
8 Evelyn Vogel, Nach Festklebeaktionen. Mehr Sicherheit für die Werke der Altmeister. Nach Aktionen von Klimaaktivisten dürfen in einigen Museen Taschen nicht mehr in Ausstellungen mitgenommen werden. Ziel der Attacken sind bislang immer Altmeistersammlungen, süddeutsche.de 26.8.2022
9 Malte Göbel, Neuer Trend im Klimaaktivismus. Nun kleben sie sich auch an Kunstwerke, spiegel.de 27.8.2022
10 Aktion von Aktivisten. Van-Gogh-Gemälde mit Suppe überschüttet, tagesschau.de 14.10.2022
11 Daniel Weber, Klimaaktivisten haben ein neues Hobby: Sie besudeln Gemälde und kleben sich daran fest. Was soll das? DIE WELTWOCHE 19.10.2022
12 Werk unversehrt. Klimaaktivisten klebten sich an Picasso-Bild fest, Kronen-Zeitung 9.10.2022
13 Aktion von „Letzte Generation“. Klimaaktivisten bewerfen Monet-Gemälde mit Kartoffelbrei, faz.net 24.10.2022
14 Potsdam. Klima-Aktivisten bewerfen Monet-Gemälde mit Kartoffelbrei. Aktivisten der Gruppe Letzte Generation haben im Museum Barberini ein Monet-Gemälde mit Kartoffelbrei beschmiert. Zu Schaden gekommen sei es dank der Verglasung nicht, zeit.de 23.10.2022
15 Sam Jones, Enviromental activism, Climate activists throw mashed potatoes and glue their hands to wall at Museum Barberini in Potsdam, theguardian 23.10.2022
16 Den Haag. Klimaaktivisten nach Attacke auf Vermeer-Bild festgenommen. Mit Leim und roter Flüssigkeit: Klimaaktivisten haben das „Mädchen mit dem Perlenohrgänge“ ins Visier genommen. Das weltberühmte Gemälde ist laut ;Museum unbeschädigt, zeit.de 27.10.2022
17 „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“. Klimaaktivisten bewerfen nächstes berühmtes Gemälde, t-online.de 27.10.2022
18 Umweltaktivisten werfen Erbsensuppe gegen Van-Gogh-Bild, welt.de 4.11.2022
19 Katie Weston, Just Stop Oil protesters throw chocolate cake at King Charles waxwork at Madame Tussauds, mirror.co.uk 24.10.2022
20 Protestaktion in Dresden, Klimaaktivisten verursachen Schaden von bis zu 12.000 Euro, faz.net 21.10.2022
21 Attacke auf Monet-Gemälde: Museum schließt zunächst, faz.net 21.10.2022
22 Ebenda
23 Ebenda
24 Ebenda
25 Benedikt Weimer, NDR-Rundfunkrätin verteidigt Klima-Extremisten. „Tomatensuppe und Kartoffelbrei sind Kunst“, bild.de 24.10.2022
26 Hans-Georg Maaßen, Twitter 24.10.2022
27 Luisa Neubauer, Twitter 15.10.2022
28 Kerstin Meier, Wie politisch ist Kartoffelbrei? Warum Angriffe auf Kunstwerke bei vielen nicht gut ankommen – und uns trotzdem aufrütteln können, Kölner Stadt-Anzeiger 25.10.2022
29 Klima-Zoff: CDU-Abgeordneter zeigt „Letzte Generation“ an – wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung! berliner-kurier.de 24.10.2022
30 Justizminister: Aktionen sind „kriminell“. Die Attacke auf das Monet-Gemälde sei durch kein noch so nobles Anliegen zu rechtfertigen, EXPRESS 25.10.2022
31 Alexander Haubrichs, Kartoffelbrei als Hilfeschrei, EXPRESS 25.10.2022
32 Benedikt Weimer, Polizei-Gewerkschaft fordert: Klima-Kleber müssen in den Knast! Bild.de 25.8.2022
33 Malte Göbel, Neuer Trend im Klimaaktivismus. Nun kleben sie sich an Kunstwerke, spiegel.de 27.8.2022
34 Ebenda
35 MDR AKTUELL. Interview. Kulturrat-Chef Zimmermann lehnt Klima-Protest an Kunstwerken ab, mdr.de 25.8.2022
36 Ralf Hanselle, Aktion von „Letzte Generation“. Der Potsdamer Püree-Sonntag, Cicero 25.10.2022
37 Benedikt Weimer, Peter Tiede, „ICH war das!“. Was sie sonst noch so macht – welche Strafe ihr jetzt droht“ – bild-online 27.10.2022
38 Nils Heidemann, Klimaaktivistin rechtfertigt Aktionen. „Wir hören erst auf, wenn man uns alle einsperrt.“ Interview, t-online.de 25.10.2022
39 Ebenda
Der Minister des Innern hat die Kleine Anfrage 740 mit Schreiben vom 9. Dezember 2022 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit der Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie und der Ministerin für Kultur und Wissenschaft beantwortet.
- Wie beurteilt die Landesregierung diese Aktionen von „Letzte Generation“ und ähnlichen derartigen Gruppierungen?
Zur Beantwortung der Frage verweise ich auf die Vorlage 18/456 vom 15.11.2022 zur Sitzung des Innenausschusses am 17.11.2022.
- Wie schätzt die Landesregierung die Gefahr solcher Aktionen von „Letzte Generation“ und ähnlichen derartigen Gruppierungen in Museen in Nordrhein-Westfalen ein?
Auch wenn nordrhein-westfälische Museen im Zusammenhang mit den aktuellen medienwirksamen Protestaktionen zum Klimaschutz von „Letzte Generation“ bislang nicht betroffen waren, können ähnliche Aktionen grundsätzlich nicht ausgeschlossen werden. Konkrete Hinweise hierzu liegen derzeit jedoch nicht vor.
- Welche Schutzmaßnahmen für bedeutende Kunstwerke in nordrhein-westfälischen Museen hält die Landesregierung für notwendig?
Die Schutzmaßnahmen für gefährdete Kunstwerke in Museen obliegen grundsätzlich dem jeweiligen Betreiber, der die erforderlichen Vorkehrungen des Selbstschutzes trifft, etwa durch Inanspruchnahme gewerblicher Sicherheitsunternehmen oder spezieller sicherungstechnischer Einrichtungen. Ein vollständiger Schutz von Kunstwerken lässt sich jedoch in keinem Museum mit einem vertretbaren Aufwand realisieren.
Einzelne Museen führen inzwischen bei den Besucherinnen und Besuchern intensive Taschenkontrollen durch oder untersagen das Mitnehmen von Taschen ganz. Teilweise ist geplant, weitere wichtige Kunstwerke unter Glas zu rahmen und/oder Sicherheits- und Abstandszonen einzurichten. Und schließlich gehen manche Museen von sich aus auf die Klimagruppierungen zu und bieten Gespräche an, um für Verständnis zu werben.
Die genannten Maßnahmen sind kurzfristig sinnvoll und hilfreich. Allerdings sollte die Nutzung der Museen als offene und einladende Orte möglichst nicht auf Dauer leiden. Die Entscheidung über die angemessenen Schutzmaßnahmen muss jedes Museum nach Abwägung der verschiedenen Interessen selbst treffen.
(Polizeiliche) Objektschutzmaßnahmen für bedeutende Kunstwerke/Museen auf Grundlage der PDV 129 VS-NfD sowie des Landesteils NRW zur PDV 129 VS-NfD sind aktuell nicht vorgesehen.
- Welche Informationen hat die Landesregierung über die Finanzierung von „Letzte Generation“ in Nordrhein-Westfalen?
Nach eigenem Bekunden von Vertretern der „Letzten Generation“ erfolgt die Finanzierung im Wesentlichen durch Zuwendungen von Privatspendern und Zahlungen aus dem „Climate Emergency Fund“ der gleichnamigen kalifornischen Stiftung (vgl. „Professioneller Ungehorsam“, Welt am Sonntag Nr. 45 vom 6. November 2022, S. 7).
- Erwägt die Landesregierung analog zu anderen bereits bestehenden Maßnahmen gegen Extremismen auch Deradikalisierungsprogramme für Klimaextremisten in Nordrhein-Westfalen einzurichten?
Der nordrhein-westfälische Verfassungsschutz befasst sich in seinen Aussteigerprogrammen mit Personen, deren Radikalisierung in rechtsextremistischen, islamistischen oder linksextremistischen Denk- und Aktionsstrukturen bereits fortgeschritten ist.
Soweit es sich bei Klimaaktivisten um Personenpotenzial aus dem linksextremistischen Spektrum handelt, steht das Aussteigerprogramm Linksextremismus (Left) als Ansprechpartner zur Verfügung, um eine mögliche Distanzierung von der Szene zu begleiten. Left besteht seit 2018. Ziel von Left ist es, ausstiegswilligen Personen eine Distanzierung aus der Szene und die Rückkehr in die demokratische Gesellschaft zu ermöglichen, einschlägige Straftaten zu verhindern und somit das linksextremistische Personenpotential zu reduzieren. Neben deutschen Linksextremisten zielt das Programm auch auf Personen aus dem auslandsbezogenen Extremismus ab. Voraussetzung für eine Teilnahme am Programm sind Freiwilligkeit, grundsätzliche Gesprächsbereitschaft bzw. die Bereitschaft, extremistische Denkmuster zu hinterfragen.