Arsenhaltige Bücher in Bibliotheksbeständen an Universitäten in Nordrhein-Westfalen

Kleine Anfrage
vom 13.03.2024

Kleine Anfrage 3499

des Abgeordneten Prof. Dr. Daniel Zerbin AfD

Arsenhaltige Bücher in Bibliotheksbeständen an Universitäten in Nordrhein-Westfalen

In der Universität Bielefeld werden aktuell circa 60.000 Bücherbände zur Ausleihe gesperrt, um zu prüfen, ob diese gesundheitsgefährdend sein könnten. Grund hierfür ist ein Arsenverdacht in einigen älteren Bestandsbüchern. Insbesondere Bücher und Zeitschriften aus dem 19. Jahrhundert könnten durch Arsenverbindungen kontaminiert sein, da zu dieser Zeit Arsen in grünen Farbstoffen vorkam.1

Allerdings kommen auch kritische Stimmen auf, die „weder im Benutzungsalltag noch innerbetrieblich bei Einhaltung der Hygieneregeln und des gesunden Menschenverstandes“ eine ausreichende Gesundheitsgefährdung, durch Bücher mit Arsenverbindungen in ihrer grünen Pigmentfarbe, erkennen können. So vermutet der stellvertretende Direktor der Universitätsbibliothek München, dass etwa zehn Prozent der Bücher aus dem 19. Jahrhundert eine derartige Arsenbelastung aufweisen würden. Das Arsen würde sich jedoch nur bei Kontakt mit Wasser auflösen und dann gesundheitsgefährdend wirken. Durch andere Alltagshandlungen sei man einer höheren Arsenbelastung ausgesetzt als im Umgang mit alten Büchern. Die Aufregung um die womöglich toxischen Bücherbestände in der Universität Bielefeld seien daher „viel Lärm um nichts“. An der Universität Regensburg wiederum werden Raumluftmessungen durchgeführt, um zu überprüfen, ob eine generelle Gesundheitsgefährdung durch arsenhaltige Druckwerke besteht.2

Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung:

  1. Wie viele Bücher in der Universitätsbibliothek Bielefeld sind arsenbelastet? (Bitte aufschlüsseln nach Konzentration der Arsenbelastung, Alter der Druckwerke und ob eine konkrete Gesundheitsgefährdung vorliegt)
  2. Wie hoch wird der Anteil an Büchern, Zeitschriften und anderen Druckwerken an den Universitätsbibliotheken in Nordrhein-Westfalen geschätzt, die eine toxikologische Arsenbelastung aufweisen könnten, bzw. wie lautet der aktuelle Kenntnisstand?
  3. Wie werden erhöhte Arsenbelastungen in den Universitätsbibliotheken ermittelt?
  4. Sind konkrete Gesundheitsgefährdungen durch arsenhaltige Bücher, Zeitschriften oder andere Druckwerke in Universitätsbibliotheken in Nordrhein-Westfalen bekannt oder nachträglich bekannt geworden?
  5. Welche Schutzmaßnahmen werden an Universitäts- und sonstigen Bibliotheken durchgeführt, um Gesundheitsgefährdungen durch Arsenbelastungen auszuschließen?

Prof. Dr. Daniel Zerbin

 

MMD18-8457

 

1 https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/arsen-uni-bibliothek-bielefeld-buecher-100.html (abgerufen am 04.03.2024).

2 https://www.br.de/nachrichten/kultur/arsen-gefahr-in-alten-buechern-bibliotheken-in-bayern-sehen-viel-laerm-um-nichts,U5atU4j (abgerufen am 04.03.2024).


Die Ministerin für Kultur und Wissenschaft hat die Kleine Anfrage 3499 mit Schreiben vom 19. April 2024 namens der Landesregierung beantwortet.

  1. Wie viele Bücher in der Universitätsbibliothek Bielefeld sind arsenbelastet? (Bitte aufschlüsseln nach Konzentration der Arsenbelastung, Alter der Druckwerke und ob eine konkrete Gesundheitsgefährdung vorliegt)

Die Nennung der Anzahl der arsenbelasteten Bücher in der Universitätsbibliothek Bielefeld sowie die gewünschte Aufschlüsselung nach Konzentration der Arsenbelastung und dem Alter der Druckwerke ist aktuell noch nicht möglich, da bisher noch keine weitreichende Untersu­chung der 60.000 möglicherweise belasteten Werke stattgefunden hat.

  1. Wie hoch wird der Anteil an Büchern, Zeitschriften und anderen Druckwerken an den Universitätsbibliotheken in Nordrhein-Westfalen geschätzt, die eine toxikolo-gische Arsenbelastung aufweisen könnten, bzw. wie lautet der aktuelle Kenntnis­stand?

Auf der Grundlage der dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft aktuell vorliegenden In­formationen wird geschätzt, dass an den Bibliotheken der Universitäten in der Trägerschaft des Landes Nordrhein-Westfalen der Anteil der Druckwerke, die eine toxikologische Arsenbe­lastung aufweisen könnten, ca. 2 Prozent sämtlicher Druckwerke betragen könnte.

  1. Wie werden erhöhte Arsenbelastungen in den Universitätsbibliotheken ermittelt?

Erhöhte Arsenbelastungen in den Bibliotheken der Universitäten in der Trägerschaft des Lan­des können zum Beispiel durch Raumluft- und Staub-Messungen oder durch freiwilliges Bio-monitoring (Untersuchung von Urinproben) für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bibliothek ermittelt werden.

  1. Sind konkrete Gesundheitsgefährdungen durch arsenhaltige Bücher, Zeitschrif­ten oder andere Druckwerke in Universitätsbibliotheken in Nordrhein-Westfalen bekannt oder nachträglich bekannt geworden?

Dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft sind keine konkreten Gesundheitsgefährdungen durch arsenhaltige Druckwerke an den Universitäten in der Trägerschaft des Landes Nord­rhein-Westfalen bekannt oder nachträglich bekannt geworden.

  1. Welche Schutzmaßnahmen werden an Universitäts- und sonstigen Bibliotheken durchgeführt, um Gesundheitsgefährdungen durch Arsenbelastungen auszu­schließen?

Die Bibliotheken der Universitäten in der Trägerschaft des Landes sowie die sonstigen Biblio­theken haben auf der Grundlage ihres jeweiligen Bestandes an Druckwerken und der Art und Dauer der jeweiligen Tätigkeiten mit diesen Druckwerken eine eigene Beurteilung von Ge­sundheitsgefährdungen vorzunehmen und die dann jeweils erforderlichen Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Vor diesem Hintergrund werden von den Bibliotheken unterschiedliche Schutz­maßnahmen ergriffen. Im Einzelnen werden nach Information des Ministeriums beispielsweise folgende Maßnahmen je nach Lage ergriffen: Handschuhe und Schutzmasken werden für die Arbeit mit verdächtigen Druckwerken zur Verfügung gestellt, verdächtige Druckwerke werden für die Nutzung gesperrt beziehungsweise separiert, Raumluft- und Staub-Messungen werden durchgeführt, Informationsveranstaltungen und Informationsmaterialien werden für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beziehungsweise Nutzerinnen und Nutzer der Bibliothek an­geboten, ein Biomonitoring wird angeboten.

 

MMD18-8981