Kleine Anfrage 3704
des Abgeordneten Zacharias Schalley AfD
Ausbreitung und Bekämpfung invasiver Neophyten: Das Indische Springkraut
Das Indische Springkraut (Impatiens glandulifera), auch als drüsiges Springkraut bekannt, ist ein invasiver Neophyt und stammt aus dem westlichen Himalaya, wo es in Höhen zwischen 1800 m und 3000 m wächst. 1839 kam das Indische Springkraut nach Europa, wobei die weitere Ausbreitung in Mitteleuropa maßgeblich durch Imker gefördert wurde, die die Anpflanzung auf Grund der hohen Nektar- und Pollenproduktion propagierten.
In den letzten 20 Jahren hat die einjährige Pflanze einen bemerkenswerten Ausbreitungsschub erfahren, sodass in Mitteleuropa zunehmend Auen und Gewässerufer besetzt sind.1 Dabei werden feuchte bis nasse nährstoffreiche Böden in luftfeuchter Lage bevorzugt besiedelt, die sich vor allem in Auwäldern, in Auengebüschen an Bachufern oder an Wegrändern finden.
Die starke Verbreitung während der letzten Jahre an Waldrändern und in der Nähe landwirtschaftlicher Flächen kann offenbar auf veränderte Standortverhältnisse wie die Eutrophierung vieler Böden durch beispielsweise Stickstoffeinträge zurückgeführt werden. Die Ausbreitung in Ortsnähe hingegen gründet auf die Verwendung der imposanten einjährigen Pflanze als Gartenstaude.2
Die Staude kann in kürzester Zeit eine Höhe von zwei bis drei Metern erreichen und ist damit die am höchsten wachsende einjährige Krautpflanze Nordeuropas.3 Das Indische Springkraut dringt in bestehende offene Pflanzengesellschaften ein, indem es an freien Stellen keimt. Durch die späte Keimung haben viele andere Pflanzen des Standorts Möglichkeiten zu Entwicklung und Abschluss ihres jährlichen Lebenszyklus, sodass die Rolle der Pflanzenart eher in der Verschiebung von Konkurrenz- und Mengenverhältnissen als im Verdrängen heimischer Arten liegt.
Jedoch ist durch das starke Größenwachstum des Indischen Springkrauts ab Juni und die daraus resultierende starke Beschattung mit einer Verminderung der Vitalität anderer Pflanzenarten zu rechnen. Insbesondere die großen Mengen an abgestorbenem Pflanzenmaterial des Springkrauts können die Keimung anderer Pflanzen behindern.
Die Bekämpfung des Indischen Springkrauts kann unter bestimmten Bedingungen notwendig sein, zum Beispiel zum Schutz besonders gefährdeter Arten und Lebensräume. Massenbestände können die natürliche Gehölzverjüngung verhindern und es kann wegen der geringen Durchwurzelung des Bodens zur verstärkten Ufererosion kommen.
Im Hinblick auf die menschliche Gesundheit soll das Indische Springkraut wie andere Impatiens-Arten bei Aufnahme größerer Mengen leicht giftig wirken und Übelkeit, Erbrechen, Schwindel und Durchfall auslösen. Bei empfindlichen Personen soll der starke süßliche Geruch der Pflanzen als unangenehm empfunden werden und Kopfschmerzen auslösen.4
Das Indische Springkraut zählt als weit verbreitete und etablierte invasive Art zu den Arten, für die nach Art. 19 der Verordnung (EU) 1143/2014 Managementmaßnahmen zur Bekämpfung und Eindämmung durchzuführen sind.5
Vor diesem Hintergrund frage ich:
- Welche Bekämpfungsmaßnahmen gegen das indische Springkraut unternimmt die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen? (Bitte aufschlüsseln nach Jahr und Höhe der finanziellen Mittel)
- Wie hat sich der Bestand seit 2008 entwickelt?
- Wie wird von der Landesregierung sichergestellt, dass negative Auswirkungen von Impatiens glandulifera auf besonders schützenswerte Arten, Lebensräume oder Gebiete minimiert werden?
- Welche Kenntnisse hat die Landesregierung über ökonomische Auswirkungen, beispielsweise verstärkte Ufererosion durch geringe Durchwurzelung oder die Verhinderung natürlicher Gehölzverjüngung, die aus der Verbreitung des Indischen Springkrautes resultieren?
- Wie viele Vergiftungsfälle bzw. Symptome durch Impatiens glandulifera gab es seit 2008 in Nordrhein-Westfalen?
Zacharias Schalley
1 https://www.researchgate.net/profile/Hans-Joachim-Fluegel/publication/317498993_Das_Drusige_Springkraut_Impatiens_glandulifera_-_Bedrohung_oder_Bereicherung/
2 https://www.waldwissen.net/de/waldwirtschaft/schadensmanagement/neue-arten/indisches-springkraut-im-forst
3 https://nabu-bochum.de/2018/06/01/indisches-springkraut/
4 https://linfos.naturschutzinformationen.nrw.de/neobiota/de/arten/pflanzen/147885/invasivitaet
5 https://linfos.naturschutzinformationen.nrw.de/neobiota/de/arten/pflanzen/147885/massnahmen
Der Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr hat die Kleine Anfrage 3704 mit Schreiben vom 15. Mai 2024 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit dem Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales und der Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz beantwortet.
- Welche Bekämpfungsmaßnahmen gegen das indische Springkraut unternimmt die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen? (Bitte aufschlüsseln nach Jahr und Höhe der finanziellen Mittel)
Die Bekämpfung der invasiven Arten ist Aufgabe der unteren Naturschutzbehörden. Sie wird von den Kreisen und kreisfreien Städten, teils auch unter Beteiligung oder getragen von ehrenamtlich engagierten Naturschützerinnen und Naturschützern, durchgeführt.
- Wie hat sich der Bestand seit 2008 entwickelt?
Das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera) hat sich seit den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts in Nordrhein-Westfalen ausgebreitet. Alle Landesteile im Tiefland und Mittelgebirge sind mittlerweile besiedelt, wobei der Schwerpunkt in den luftfeuchten Lagen der Mittelgebirge und den Auen liegt. Im Bericht über gebietsfremde, invasive Arten (Invasive Alien Species) gemäß VO (EU) 1143/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten für den Zeitraum 2015 bis 2018 (IAS-Bericht 2019) wurde die Population als stabil bewertet.
- Wie wird von der Landesregierung sichergestellt, dass negative Auswirkungen von Impatiens glandulifera auf besonders schützenswerte Arten, Lebensräume oder Gebiete minimiert werden?
Trotz der Massenvermehrung und der starken Ausbreitung sind signifikante negative Auswirkungen auf heimische Arten bisher nicht nachgewiesen. Handlungsbedarf für die landesweite Priorisierung von Maßnahmen gegen das Drüsige Springkraut ist deshalb nicht gegeben.
- Welche Kenntnisse hat die Landesregierung über ökonomische Auswirkungen, beispielsweise verstärkte Ufererosion durch geringe Durchwurzelung oder die Verhinderung natürlicher Gehölzverjüngung, die aus der Verbreitung des Indischen Springkrautes resultieren?
Die Landesregierung hat keine Kenntnisse darüber, ob und in welcher Höhe die Verbreitung des Indischen Springkrauts ökonomische Auswirkungen hat. In der Literatur gilt es bereits nicht als gesichert, ob und in welchem Ausmaß die Verbreitung zu den genannten ökologischen Folgen (Ufererosion und Verdämmung der Gehölzverjüngung) führt.
- Wie viele Vergiftungsfälle bzw. Symptome durch Impatiens glandulifera gab es seit 2008 in Nordrhein-Westfalen?
Die Giftigkeit der Pflanzengattung Impatiens wird seitens der Informationszentrale gegen Vergiftungen des Landes Nordrhein-Westfalen in Bonn als gering eingeschätzt. Im dokumentierten Zeitraum ab 1968 sind dort keine mittelschweren oder schweren menschlichen Vergiftungsfälle bekannt. Eine dort durchgeführte Literaturrecherche ergab keine Hinweise auf ein relevantes Vergiftungspotential der Pflanzengattung Impatiens für Menschen.