Kleine Anfrage 5634
des Abgeordneten Dr. Hartmut Beucker AfD
Auslastung und Wirtschaftlichkeit der Bühnen in Nordrhein-Westfalen
Vorbemerkung der Kleinen Anfrage
Einem Pressebericht zufolge haben die Berliner Bühnen eine unterschiedliche Auslastung zwischen 44 und 96 Prozent. Einige Bühnen haben eine Eigenwirtschaftlichkeit von lediglich 9,3 oder 9,9 Prozent, sind also fast vollständig von Subventionen abhängig. Der Zuschuss pro Besucher schwankt zwischen 32,10 Euro beim Friedrichstadt Palast, der Staatsoper Unter den Linden mit 260,50 Euro bis zum Ballhaus Naunynstraße mit 424,80 Euro.1
Für Nordrhein-Westfalen liegt derzeit kein solcher Überblick vor, es gibt lediglich Berichte zu einzelnen Bühnen, zu deren finanzieller Situation, zum Sanierungsbedarf, zu Bühnen-internen Konflikten und zu unterschiedlichen Bewertungen des Repertoires.2 Es gibt Berichte über die Bühnen der Städte Bochum, Bonn, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Hagen, Hamm, Mülheim und Oberhausen.3
Die Ministerin für Kultur und Wissenschaft hat die Kleine Anfrage 5634 mit Schreiben vom 27. Juni 2025 namens der Landesregierung beantwortet.
- Wie hoch ist die Auslastung der Bühnen mit landesweiter Bedeutung in Nordrhein-Westfalen? (Bitte alle Bühnen einzeln und nach Sparten aufführen, und auch den jeweiligen Anteil von Freikarten angeben)
- Wie hoch ist die Eigenwirtschaftlichkeit der Bühnen mit landesweiter Bedeutung in Nordrhein-Westfalen? (Bitte alle Bühnen einzeln und nach Sparten aufführen und auch den jeweiligen Gesamtzuschuss aus dem Landeshaushalt sowie den jeweiligen Zuschuss pro Besucher angeben)
- Wie hoch ist die Auslastung der Bühnen ohne landesweite Bedeutung in Nordrhein-Westfalen? (Bitte einige Beispiele aus städtischen und ländlichen Regionen einzeln und nach Sparten aufführen und auch den jeweiligen Anteil von Freikarten angeben)
- Wie hoch ist die Eigenwirtschaftlichkeit der Bühnen ohne landesweite Bedeutung in Nordrhein-Westfalen? (Bitte einige Beispiele aus städtischen und ländlichen Regionen einzeln und nach Sparten aufführen und auch den jeweiligen Gesamtzuschuss aus dem Landeshaushalt sowie den jeweiligen Zuschuss pro Besucher angeben)
Die Fragen 1 bis 4 werden aufgrund des Sachzusammenhanges gemeinsam beantwortet.
Das Land Nordrhein-Westfalen ist – mit einer Ausnahme – nicht Träger von Theatern. Die erfragten Zahlen liegen dem Land daher überwiegend nicht vor. Im Internetangebot des Deutschen Bühnenvereins sind aber jährliche Theaterstatistiken frei verfügbar. Diese umfassen insbesondere die Kommunal- und Landestheater, auch aus Nordrhein-Westfalen. Die aktuelle Publikation ist die „Theaterstatistik 2022/2023“ (https://www.buehnenver-ein.de/media/filer_public/62/86/6286f5f7-4bc9-45e0-9e69-5fdfa26cc26f/theaterstatis-tik_2022_2023_1.pdf).
Eine Antwort auf die Fragen kann nach dem Vorgesagten nur hinsichtlich der Neue Schauspiel GmbH (dem „Düsseldorfer Schauspielhaus“) erfolgen. Das Land Nordrhein-Westfalen ist bei dieser, ebenso wie die Landeshauptstadt Düsseldorf, 50 prozentiger Gesellschafter.
In der Spielzeit 2022/23 lag die Auslastung des Düsseldorfer Schauspielhauses bei 79 Prozent. Die Eigenwirtschaftlichkeit betrug 12,6 Prozent.
Dabei wird vorausgesetzt, dass mit „Eigenwirtschaftlichkeit“ das Einspielergebnis gemeint ist, wie es in der oben genannten Theaterstatistik des Deutschen Bühnenvereins definiert ist („Eigene Betriebseinnahmen – ohne Zuweisungen und Zuschüsse – in Prozent der Betriebsausgaben“).
- Welche Rolle spielen die Auslastung und die Eigenwirtschaftlichkeit der Bühnen mit und ohne landesweite Bedeutung in Nordrhein-Westfalen bei der Gewährung von Förderungen der Landesregierung?
Keine.
1 Christian Latz, Trotz hoher Auslastung bei Opern und Theater. Berlin subventioniert Plätze mit oft hunderten Euro, Tagesspiegel, 5.5.2025
2 Unmutsvermutung, nacht.kritik.de, 7.6.2024; Alexander Menden, Uwe Ritzer, „Nur kein Beifall von der falschen Seite“, sueddeutsche.de, 7.6.2024
3 Stefan Keim, Das billigste Theater ist kein Theater, welt.de, 19.6.2011; Jürgen Boebers-Süßmann, Dicke Luft im Schauspielhaus Bochum, WAZ, 13.7.2011; Julia Gaß, Ein Leuchtturm in der Stadtgesellschaft, Halterner Zeitung, 18.1.2023; Lars van der Gönna, Bilanz: Die Größten Tops und Flops der Theater in der Region, waz.de, 4.8.2023; Theater Dortmund: Erfolgreiches Jahr ohne Einschränkungen, Ruhr Nachrichten, 15.1.2024; Rudolf Hermes, Braucht die Stadt ein Theater? NRZ, 17.2.2024; Yvonne Hinz, Theater Hagen: Rote Zahlen, weniger Gäste, doch Optimismus, wp.de, 25.4.2024; Lars van der Gönna, Essen bleibt ein Problemfall: Bühnen-Bilanz der Opern-Saison, waz.de, 19.6.2024; Lars van der Gönna, Bilanz der Schauspielsaison: Dortmund gähnt vor Leere, waz.de, 30.6.2024; Sarah Heppekausen, Krude Königinnen, nachtkritik.de, 4.7.2024