Kleine Anfrage 636
des Abgeordneten Dr. Hartmut Beucker vom 19.10.2022
Auswirkungen bisheriger und möglicher kommender Corona-Maßnahmen auf die Kultur-, Konzert- und Veranstaltungsbranche in Nordrhein-Westfalen
Die Konzert- und Veranstaltungsbranche befindet sich in einer schweren Krise, sie war mit am längsten und schwersten von den bisherigen Corona-Maßnahmen betroffen.
„Im März 2020 war die Branche eine der ersten, die ihre Arbeit einstellen musste. Im laufenden Jahr war sie eine der letzten, die sie fast unbeschränkt wieder aufnehmen durfte.“ 1
Zwei Jahre lang war aufgrund all der Kontaktbeschränkungen und Veranstaltungsverbote kaum etwas möglich. Es herrschte für viele faktisch Berufsverbot. In diesem Jahr konnten wieder Konzerte und Veranstaltungen stattfinden, aber erneute Corona-Maßnahmen der schwarz-grünen Landesregierung könnten diesem Intermezzo ein rasches Ende setzen, mit schweren Konsequenzen für den gesamten Bereich.
„Nichts ist normal, nichts hat sich erholt, die Krise der Konzertbranche ist vielschichtig und die Unsicherheit groß, vor allem mit Blick auf einen Herbst, in dem …womöglich wieder alles von vorn losgeht: Masken- und Testpflicht, Bestuhlung und Abstandsregeln, wenn nicht sogar Schließung und Stillstand eines Konzert- und Tourneebetriebs, der gerade erst wieder zaghaft und ruckelnd in Gang gekommen ist.“ 2
Die Auswirkungen von Inflation, Energiekosten, Abwanderung wegen zurückliegender und Unsicherheit wegen zukünftiger Corona – Maßnahmen setzen der Konzert- und Veranstaltungsbranche zu. Die Lage ist aber je nach Teilbereich unterschiedlich: Bekannte Festivals oder Konzerte bekannter Gruppen und bekannter Sänger waren in den letzten Monaten stark besucht.
„Superstars wie derzeit die Rolling Stones oder im kommenden Jahr Bruce Springsteen sind Selbstläufer, auch wenn die Preise zum Teil horrend sind. Die billigsten Karten für das Springsteen-Konzert im Hamburger Volksparkstadion kosten momentan 299 Euro. „Aber alles, was im mittleren und kleinen Bereich spielt, tut sich sehr schwer, speziell Veranstaltungen im Rahmen der klassischen Kultur.“ 3
Aber unterhalb dieser Ebene sind viele in Schwierigkeiten oder haben bereits aufgegeben. Vor allem kleinen und mittleren Bands machen schlechte Kartenverkäufe zu schaffen.
Die Lage der sogenannten „Hochkultur“, also der staatlich finanzierten Bühnen und Orchester, ist teilweise besser. Die Förderungen laufen weiter, aber die Zuschauerzahlen sinken.
„Von „geschredderten Zuschauerzahlen“ spricht der Leiter des Schauspiels am Stadttheater Bremerhaven in einem Bericht in der „Deutschen Bühne“, dem Blatt des Deutschen Bühnenvereins. Die Oper Frankfurt habe 5.000 ihrer 12.000 Abonnenten verloren, berichtet das Theater-Onlineportal „Nachtkritik“. 4
An den deutschen Bühnen kam es aufgrund mehrerer Lockdowns in der Saison 2021/22 im Vergleich zur Saison 2018/19 zu 70 Prozent weniger Aufführungen und die Zuschauerzahlen blieben erheblich zurück. Das führte für die deutschsprachigen Bühnen insgesamt zu einen Zuschauerschwund in der zurückliegenden Saison von 86 Prozent gegenüber 2018/19 auf nunmehr 2,54 Millionen Theaterbesuche wie der Deutsche Bühnenverein berichtete. 5
„Doch zugleich schwächelt die Kulturszene an vielen anderen Orten – in vielen Theatern und Konzertsälen, in Lesungen, Shows und bei Vorträgen.“ …Doch viele Zuschauer, die bis zum März 2020 ebenfalls regelmäßig dabei waren, bleiben nun fern. Steckte dahinter wirklich nur Angst vor der Covid-Sommerwelle? Oder hat man schlicht in all den Lockdowns gelernt, dass man auch ohne Theater- und Konzertabo glücklich sein kann?“ 6
An während der Lockdowns abgesagten, jetzt nachgeholten Konzerten zu teils einstigen Kartenpreisen wird infolge gestiegener Kosten nicht viel verdient.
„Und Eintrittskarten, die bereits vor einem oder zwei Jahren verkauft wurden, bringen Veranstaltern aktuell keine neuen Umsätze. Zudem waren nach Branchenangaben die Kosten für die Ausrichtungen von Konzerten und Co. seinerzeit niedriger als aktuell. Derzeit seien daher trotz ausverkaufter Hallen oder Festivals teilweise bereits große Verluste erwirtschaftet worden.“ 7
Hinzu kommt, dass normalerweise über einen längeren Zeitraum verteilte Auftritte jetzt zeitgleich stattfinden und sich die Veranstalter dadurch gegenseitig mit einem Überangebot Konkurrenz machen. Viele Konzerte, seit Jahren stattfindende Festivals und Tourneen wurden daher abgesagt.
„Das traditionsreiche Festival Rock am Ring etwa war gut besucht. Doch eine ganze Reihe von Veranstaltungen wurden abgesagt: das Wireless Festival in Frankfurt, das Puls Open Air auf Schloss Kaltenberg. Und das riesige Heavy-Metal-Spektakel in Wacken wird zwar stattfinden – aber Rammstein-Sänger Till Lindemann, eigentlich einer der Headliner, wird nicht kommen: Er bekam offensichtlich das Personal nicht zusammen, das er für seine Show gebraucht hätte.“ 8
Ein Solokonzert von Rammstein in München mit 14.000 Besuchern wurde wegen zu kurzer Vorbereitungszeit abgesagt, Grönemeyer und Metallica sagten Tourneen ab, ebenso wie Revolverheld, deren Sänger Johannes Strate die Absage von 15 Arena- und Hallenkonzerten sieben Monate im Voraus mit den unklaren Bedingungen begründete.
„…dass für die Wintermonate einfach noch nicht sicher genug geplant werden kann, so wie wir es uns alle wünschen. Die Unsicherheit in der Branche und offensichtlich auch bei euch, ist verständlicherweise noch riesengroß. Niemand kann aktuell garantieren, dass es in den kommenden Wintermonaten einen uneingeschränkten Kulturbetrieb geben kann, und wir werden wohl leider nicht die Einzigen bleiben, die darauf reagieren müssen. … Unsere gesamte Branche leidet aktuell offensichtlich an Long Covid.“ 9
Ähnlich der Gastronomie haben sich nämlich viele in diesem Bereich Tätige aufgrund der Corona–Maßnahmen, insbesondere der Lockdowns, notgedrungen andere, sicherere Beschäftigungen gesucht und es fällt schwer, sie zurückzuholen, da unklar ist, welche Folgen die aktuellen Pläne des Bundesgesundheitsministers, des Bundesjustizministers und der Länderregierungen für die Branche haben werden. Bundesjustizminister Buschmann hatte – die Koalitions-Tektonik außer Acht lassend – den 20.März 2022 als Ende aller Maßnahmen verkündet, die jetzt im Gegensatz zu den europäischen Nachbarländern bis mindestens zum 7. April 2023 verlängert werden sollen, weitere Verlängerungen nicht ausgeschlossen. Wie soll die Branche da vorausschauend planen?
„Die „Pandemie“ bedeutete den größten Kahlschlag für die gesamte Branche seit dem Krieg. Daher werden inzwischen von Flensburg bis Passau Veranstaltungstechniker, Beleuchter, Tontechniker etc. händeringend gesucht. Viele, die gestern noch Events organisierten, aufbauten, …sich dann aber – jäh ohne Job wiederfanden, konnten froh sein, wenn sie wenigstens eine sichere Einnahmequelle an der Aldi-Kasse oder in der Altenpflege ergatterten.“ 10
Um solche in sichere Jobs abgewanderten Fachkräfte zumindest zu temporärer Rückkehr zu bewegen, müssen die Veranstalter höhere Gehälter zahlen, was mit dazu beiträgt, die Konzerte unrentabel zu machen und zu Absagen führt.
„Die Konzertbranche klagt – analog zu allen Wirtschaftszweigen – über Fachkräftemangel. Der Vorsitzende des Musikspielstättenverbands LiveKomm nennt das Beispiel eines Riggers, also eines Technikers, der im Gerüst über der Bühne die Licht- und Soundanlage installiert. „Man findet schon Leute“, sagt Ballreich, „aber bei großen Konzerten war früher immer eine Tagespauschale von rund 400 Euro fällig. Jetzt kriegst du keine Rigger mehr unter 700 Euro.“11
Die Kosten steigen und es fehlt an allem, an Personal und an Material. Und oft werden bislang von Fachkräften ausgeübte Tätigkeiten auch von Unkundigen übernommen.
„In der Pandemie sind Technik-Verleiher pleite gegangen, weil es keine Konzerte gab. Jetzt wollen auf einmal alle wieder Gigs veranstalten und so trifft höhere Nachfrage nach Live-Equipment auf geringeres Angebot. Selbst Tourbusse sind viel teurer als vorher. Wenn man denn überhaupt noch einen bekommt. Ein weiterer Grund für die Teuerung: der Personalmangel. Es fehlen Tourmanager, Tontechnikerinnen, Lichttechniker, Mitmusikerinnen, Busfahrer. Hinter der Bühne werden zum Teil Reinigungskräfte zu Kabelträgern – weil nach zwei Jahren Corona kaum noch Leute in der Konzertbranche arbeiten. Das PULS-Festival in Bayern musste sogar kurzfristig abgesagt werden, weil das Sicherheitspersonal gefehlt hat.“ 12
Da Konzerte und Festivals außerdem eine lange Vorbereitungszeit haben – bei größeren Events ist das oft ein Jahr – ist mit Aussicht auf erneute Corona-Maßnahmen der Bundesregierung oder insbesondere der Landesregierungen keine Planung möglich und viele entscheiden sich zur Absage, bis das alles endlich irgendwann vorbei ist. In Artikeln zum Thema wird bereits vom „Long Covid“ der Konzertbranche gesprochen.
„1,4 Milliarden Euro hat das Kulturstaatsministerium in den vergangenen zwei Jahren über das Neustart-Programm bewilligt, um die Folgen der Coronakrise abzumildern, davon wurden bisher 926 Millionen ausgezahlt. Und noch einmal 137 Millionen über den Sonderfonds für Kulturveranstaltungen. Manche Soloselbstständige mussten deshalb kein Hartz IV beantragen.“ 13
Auf die Bitte der Veranstaltungsbranche um ein Benennung eines zentralen Ansprechpartners im Bundesministerium für Wirtschaft angesichts auslaufender Förderung und zur Diskussion des vom Forum Veranstaltungswirtschaft bereits im Februar 2021 vorgelegte „Manifest Restart“ hat die Bundesregierung lt. Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft bisher nicht reagiert.
Für den Fall erneuter Abstandsregeln und Kapazitätsbeschränkungen im Herbst/Winter 2022/23 hält die Branche ein früh vorliegendes Sonderprogramm für alle Teilmärkte der Veranstaltungswirtschaft und Verhandlungen zur Freigabe rechtskonformer Hilfszahlungen durch die EU für dringend erforderlich.
„Nochmalige Maßnahmen, welche geplante Veranstaltungen unwirtschaftlich machen oder gar zur Absage von Veranstaltungen zwingen sollten, wird die Branche trotz aller Hilfsmaßnahmen der Vergangenheit definitiv nicht mehr verkraften.“ warnt ein Vertreter des Fachverbands Messen und Ausstellungen e.V.“ 14
Und M. bekräftigt die Notwendigkeit baldiger Regelungen: „Die Weichen müssen jetzt gestellt werden, damit der sechstgrößte Wirtschaftszweig mit 248.000 Unternehmen nicht doch noch auf den hoffentlich letzten Metern an die Wand fährt und die bisherigen Hilfen damit das Ziel des Erhaltens von Unternehmen und Arbeitsplätzen verfehlen.“
Manchen Branchen wird unverständlicherweise aber offenbar wenig Aufmerksamkeit zuteil. Dabei ist die Konzert- und Veranstaltungsbranche, so wie der Kulturbereich insgesamt, durchaus ein starker Wirtschaftsfaktor.
„Der Präsident des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, wer ein Konzert oder eine Veranstaltung besucht, müsse künftig selbst bestimmen, ob er das Risiko einer Infektion zu tragen bereit ist. Deshalb müsse die Überprüfung von Impfnachweisen ebenso wegfallen wie die Maskenpflicht. Die Veranstalter bräuchten jetzt eine klare Perspektive für die Veranstaltungen im Herbst. Davon hänge in vielen Fällen das wirtschaftliche Überleben ab.“ 15
Dieser sein Appell vom 14.2.2022 an die Bund-Länder-Konferenz am 16.2.2022 blieb offensichtlich unerhört.
„Neuerliche Abstandsregeln und Kapazitätsbeschränkungen wären für das Veranstaltungsgeschäft tödlich“, sagt Branchenverbands-Chef M. Er hofft, dass Lockdowns in diesem Winter ausbleiben: „Da leider davon ausgegangen werden muss, dass Corona oder auch andere Pandemien uns noch lange, wenn nicht zukünftig immer begleiten werden, hoffe ich nicht, dass die Politik immer wieder mit den gleichen Maßnahmen reagiert.“ 16
Auch diese seine Hoffnung war und ist vergebens.
Die Ankündigung des Bundesministers für Justiz im Oktober 2021, „Es gibt ein absolutes Ende aller Maßnahmen – und alle Maßnahmen enden spätestens mit dem Frühlingsbeginn am 20.März 2022.“ erwies sich als nicht belastbar.17
Deutschland bzw. die Bundesregierung sieht sich offenbar in einer ganz anderen Corona-Lage als beinahe alle anderen europäischen Länder.
Also wurde ein neues Infektionsschutzgesetz beschlossen. Neben bundesweiten Regelungen wie etwa der Maskenpflicht in Fernzügen eröffnet es den Bundesländern die Möglichkeit, zusätzliche Maßnahmen zu verordnen. Die Landesregierung NRW hat von dieser Möglichkeit bereits Gebrauch gemacht und die umstrittene Maskenpflicht im Öffentlichen Personennahverkehr verlängert.
Die Bundesministerin für Forschung stellte vor wenigen Tagen fest: „Die gute Nachricht: 95 Prozent der Bevölkerung besitzen bereits Antikörper gegen das Coronavirus.“18
Davon unbeeindruckt fordert der Bundesminister für Gesundheit im Rahmen seiner aktuellen millionenschweren Injektions-Kampagne die Länderregierungen auf, auch noch die Maskenpflicht in Innenräumen und weitere Maßnahmen wiedereinzuführen.19
Das Bundesland Berlin will dieser Aufforderung bereits unmittelbar folgen. Die Haltung der nordrhein-westfälischen Landesregierung aus CDU und Grünen unter Ministerpräsident Wüst, einem der Befürworter des dann doch im Bundestag gescheiterten Impfzwangs, ist noch nicht klar.
Die Staatsministerin für Kultur hat jetzt angekündigt, zur Unterstützung des Kulturbereichs im Rahmen eines „Kulturfonds Energie“ eine Summe in Höhe von „mindestens einer Milliarde Euro“ zur Verfügung stellen zu wollen, deren genaue Empfänger noch unklar sind.20 Ob die Konzert- und Veranstaltungsbranche mit bedacht werden soll, ist noch nicht bekannt.
Und welche Auswirkungen mögliche Blackouts als Folge der aktuellen energiepolitischen Festlegungen auf den Kulturbereich haben würden, ist nicht absehbar.
Ich frage daher die Landesregierung:
- Wie beurteilt die Landesregierung die aktuelle Lage der Kultur-, Konzert- und Veranstaltungsbranche in Nordrhein-Westfalen?
- Konnte die Förderung der Popkultur durch die Landesregierung die Lage dieses Teils der Branche in NRW stabilisieren?
- Welche die Kultur-, Konzert- und Veranstaltungsbranche erneut betreffenden Maßnahmen plant die Landesregierung im Rahmen des neuen Infektionsschutzgesetzes und der aktuellen Forderungen des Bundesministers für Gesundheit?
- Plant die Landesregierung über die von der Staatsministerin für Kultur in Aussicht gestellten – möglicherweise auch für die Konzert- und Veranstaltungsbranche vorgesehenen – Mittel hinaus zusätzliche Hilfen zur Unterstützung dieses Wirtschaftszweigs?
- Sieht die Landesregierung im Gegensatz zum Bundeswirtschaftsministerium diesbezüglich die Notwendigkeit eines Gesprächs mit der Konzert- und Veranstaltungsbranche in Nordrhein-Westfalen?
Dr. Hartmut Beucker
1 Serhat Kocak, Personalmangel und Inflation: Schwieriger Neustart für Veranstalter, neue musikzeitung, 1.8.2022
2 Andreas Borcholte, u.a., Theater und Konzerte nach der Pandemie: Die Kultur hat Long Covid, DER SPIEGEL, 1.7.2022
3 Andreas Borcholte, u.a., Theater und Konzerte nach der Pandemie: Die Kultur hat Long Covid, DER SPIEGEL, 1.7.2022
4 Ebenda
5 Kultur verliert ihr Publikum. Theater und Veranstalter melden deutlich geringere Zuschauerzahlen. Sie fürchten, dass sich viele während der Pandemie an ein Leben ohne Kultur gewöhnt haben, Offenburger Tageblatt, 8.8.2022
6 Krise nach der Krise. Die Kulturszene bangt in diesem Sommer um ihre Zukunft, Offenburger Tageblatt, 8.8.2022
7 Sehat Kocak, Personalmangel und Inflation. Nach zwei Jahren Corona-Pandemie: Schwieriger Neustart für Veranstalter, Stern, 1.8.2022
8 Andreas Borcholte, u.a., Theater und Konzerte nach der Corona-Pandemie: Die Kultur hat Long Covid, DER SPIEGEL, 1.7.2022
9 Tino Lange, Corona Hamburg: Revolverheld zieht die Reißleine – und sagt geplante Tour ab, Hamburger Abendblatt, 8.7.2022
10 Jürgen Stark, „Long Covid“: Die Kulturszene rutscht immer tiefer in die Krise, ansage, 13.8.2022
11 Andreas Borcholte, Theater und Konzerte nach der Corona-Pandemie: Die Kultur hat Long Covid, DER SPIEGEL 1.7.2022
12 Konzert-Branche in der Krise – will niemand mehr Tickets?, MDR AKTUELL, 8.8.2022
13 Andreas Borcholte, u.a., Theater und Konzerte nach der Pandemie: Die Kultur hat Long Covid, DER SPIEGEL, 1.7.2022
14 Veranstaltungsbranche fordert sofortige Debatte über Rettungsschirm im Herbst/Winter 2022, Pressemitteilung, Forum Veranstaltungswirtschaft, 13.6.2022
15 Veranstaltungsbranche: keine Masken und Impfnachweise mehr, WDR, 14.2.2022
16 Konzertbranche: Live is Life – nächster Versuch, FOCUS online, 29.7.2022
17 Kaja Klapsa, Buschmann tappt in die Falle seiner wackeligen Versprechen, Die WELT, 4.10.2022
18 Studie: 95 Prozent der Bevölkerung haben Antikörper gegen Corona, gmx.net, 13.10.2022
19 Coronavirus: Lauterbach will Maskenpflicht in Innenräumen einführen, Ruhr Nachrichten, 14.10.2022
20 Claudia Roth kündigt einen „Kulturfonds Energie“ an, ZEIT ONLINE, 14.10.2022
Die Ministerin für Kultur und Wissenschaft hat die Kleine Anfrage 636 mit Schreiben vom 16. November 2022 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit der Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie, dem Minister der Finanzen sowie dem Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales beantwortet.
- Wie beurteilt die Landesregierung die aktuelle Lage der Kultur-, Konzert- und Veranstaltungsbranche in Nordrhein-Westfalen?
Die Kultur,- Konzert- und Veranstaltungsbranche hat bundesweit und auch in Nordrhein-Westfalen weiterhin mit erheblichen, sehr unterschiedlich gelagerten Problemen in Folge der Pandemie zu kämpfen. Durch das Zusammenspiel der Hilfsprogramme des Landes und des Bundes konnte eine Basis geschaffen werden, die nach den pandemiebedingten Unterbrechungen einen Neustart im Sinne einer Weiterführung der Angebote ermöglicht. Die neu hinzugekommenen Herausforderungen durch die Energiekrise betreffen die Kultur-, Konzert- und Veranstaltungsbranche genauso wie viele andere Wirtschaftsbereiche. Die Auswirkungen auf den stark auf den Publikumsbesuch angewiesenen Konzertbereich lassen sich derzeit noch nicht abschließend beurteilen.
- Konnte die Förderung der Popkultur durch die Landesregierung die Lage dieses Teils der Branche in NRW stabilisieren?
Im Zusammenspiel mit den Förderprogrammen der Bundesregierung („Überbrückungshilfen“, „Neustart Kultur“) und arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen (z.B. Kurzarbeitergeld) konnte im Rahmen des Möglichen eine Stabilisierung der Branche erreicht werden. Dies erfolgt nicht zuletzt durch Hilfen des Kulturstärkungsfonds u.a. für die Musikspielstätten und Clubs sowie das Zurückfahren der eingrenzenden Regelungen der Coronaschutzverordnungen des Landes.
Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft hat zudem in 2021 den Aufbau des Popboard NRW mit 300.000 Euro und in 2022 mit 550.000 Euro unterstützt. Hierunter vereinen sich Labels und Vertriebe, Veranstalter, Clubs, Bühnen und Festivals, die gemeinsam eine Interessenvertretung für die Entwicklung der Popmusik in Nordrhein-Westfalen bilden. Die Förderung des Popboard ist dauerhaft angelegt.
- Welche die Kultur-, Konzert- und Veranstaltungsbranche erneut betreffenden Maßnahmen plant die Landesregierung im Rahmen des neuen Infektionsschutzgeset-zes und der aktuellen Forderungen des Bundesministers für Gesundheit?
Die Landesregierung wird nach der verfassungsmäßig gebotenen sorgfältigen Abwägung auf der Grundlage von § 28b Infektionsschutzgesetz gegebenenfalls die notwendigen Maßnahmen ergreifen, soweit dies erforderlich ist. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind die Voraussetzungen zur Anordnung von Maßnahmen, die auch einen Einfluss auf die Kultur-, Konzert- und Veranstaltungsbranche haben könnten, nicht erfüllt.
- Plant die Landesregierung über die von der Staatsministerin für Kultur in Aussicht gestellten – möglicherweise auch für die Konzert- und Veranstaltungsbranche vorgesehenen – Mittel hinaus zusätzliche Hilfen zur Unterstützung dieses Wirtschaftszweigs?
Sobald die detaillierte Ausgestaltung des Bundes-Wirtschaftsstabilisierungsfonds und der darin enthaltenen Hilfen für die Kultur feststeht,
wird das Land prüfen, ob und wie weit darüber hinaus Unterstützungen auf Landesebene zu entwickeln sind.
- Sieht die Landesregierung im Gegensatz zum Bundeswirtschaftsministerium diesbezüglich die Notwendigkeit eines Gesprächs mit der Konzert- und Veranstaltungsbranche in Nordrhein-Westfalen?
Die Landesregierung kennt die Lage der Kultureinrichtungen im Land, denn sie ist auf den verschiedensten Ebenen und in unterschiedlichen Formaten im ständigen Austausch mit den Vertreterinnen und Vertretern der Konzert- und Veranstaltungsbranche in Nordrhein-Westfalen.