Kleine Anfrage 2751
des Abgeordneten Carlo Clemens AfD
Baukulturelle Bildung an nordrhein-westfälischen Schulen
Ein Bewusstsein für hochwertiges Planen und Bauen kann nicht nur die Heimatverbundenheit stärken. Es kann auch entscheidende Grundlage sein, sich für den Erhalt und eine gute Entwicklung seines Umfelds einzusetzen – ob sozial, ökologisch, städtebaulich oder wirtschaftlich.
Im Sommer erklärte die Schulministerin Dorothee Feller im Rahmen eines fachlichen Austausches mit dem Präsidenten der Architektenkammer NRW, das Thema Baukultur solle noch stärker als bisher, insbesondere an weiterführenden Schulen thematisiert und verbreitet werden.1 Die Architektenkammer verweist in diesem Zusammenhang auf eigene Projekte wie „Kultur und Schule“ oder „KidS – Kammer in der Schule“ als Beispiele für schülergerechte baukulturelle Bildung.
Eine aktuelle Veröffentlichung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Auftrag des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) konstatiert, dass das allgemeine baukulturelle Bewusstsein in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern als wenig entwickelt gelte. Der wirksamste und demokratischste Weg, baukulturelle Bildung langfristig in der Gesellschaft zu verankern, führe über das Schulsystem, wobei Anknüpfungspunkte im Fach Kunst, aber auch in anderen Fächern gegeben seien.2
Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung:
- Wie bewertet die Landesregierung den Sachstand baukultureller Bildung an Schulen in NRW?
- In welcher Form unterstützt die Landesregierung baukulturelle Bildung an Schulen (bitte aufschlüsseln nach Schulform, Finanzmitteln, Förderprogrammen und Projekten)?
- In welchem Umfang wird baukulturelle Bildung in Lehrplänen in NRW thematisiert?
- Wie viele Schulen haben in den letzten fünf Jahren an baukulturellen Projekten teilgenommen (bitte aufschlüsseln nach Schulform, Art und Träger des Projekts)?
- Welche Anstrengungen unternimmt die Landesregierung in Zukunft, um Baukultur im schulischen Bildungsauftrag weiter zu stärken?
Carlo Clemens
1 Vgl. https://www.aknw.de/aktuelles/news/details/news/baukulturelle-bildung-staerken.
Die Ministerin für Schule und Bildung hat die Kleine Anfrage 2751 mit Schreiben vom 15. November 2023 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit der Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung beantwortet.
- Wie bewertet die Landesregierung den Sachstand baukultureller Bildung an Schulen in NRW?
„Baukulturelle Bildung“ ist kein verpflichtendes Unterrichtsthema in Nordrhein-Westfalen, gleichwohl nutzen Schulen die Möglichkeit, sich im Rahmen des Unterrichts verschiedener Fächer, im Ganztag oder an Projekttagen mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Sie handeln hier gemäß § 3 SchulG in eigener Verantwortung. Grundsätzlich erfolgt keine landesweite Erhebung, welche Schwerpunktsetzungen Schulen in einzelnen Themenfeldern vornehmen. Diese kann in der für die Beantwortung von Kleinen Anfragen zur Verfügung stehenden Zeit nicht vorgenommen werden. Daher liegen bezüglich des Sachstands baukultureller Bildung keine Daten vor.
- In welcher Form unterstützt die Landesregierung baukulturelle Bildung an Schulen (bitte aufschlüsseln nach Schulform, Finanzmitteln, Förderprogrammen und Projekten)?
Das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung unterstützt den Verein Baukultur Nordrhein-Westfalen bei der Finanzierung von Projekten für baukulturelle Bildung u.a. in Schulen. Hierzu zählen in jüngerer Vergangenheit Publikationen (u.a. „Building Bildung“, Aufl. 7.500) und Kongresse sowie die Konzeptentwicklung des Moduls „B … wie Baukultur“. Bei letzterem handelt es sich um eine Art Werkzeugkasten, der es Lehrenden im Fachunterricht, fächerübergreifend oder als Ganztagsangebot ermöglicht, Baukultur spielerisch zu behandeln. Ausgelegt ist das Modul auf den Unterricht in den 4. Klassen und beinhaltet themenorientierte Fragestellungen, Ablaufprogramme, ein Begleitbuch, Anleitungen und Unterrichtschoreografien für Lehrende sowie ein digitales „workbook“ für Kinder.
Durch mehrere Projekte wird das Thema „Pädagogische Architektur“ mit Bezug zur baukulturellen Bildung durch das Ministerium für Schule und Bildung aufgegriffen:
- Schulbaupreis (Gemeinschaftsveranstaltung des Ministeriums für Schule und Bildung mit der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, wird alle 5 Jahre an Schulen mit besonders vorbildlichen Baumaßnahmen vergeben)
- Projekt „BePA“ Beratung Pädagogische Architektur (Gemeinschaftsveranstaltung des Ministeriums für Schule und Bildung mit der QUA-LiS, qualifizierte Berater und Beraterinnen beraten und unterstützen Schulen bei Schulbaufragen)
- „KidS – Kammer in der Schule“ (Veranstaltungsreihe der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen – hier fungiert die Ministerin für Schule und Bildung als Schirmherrin der Projektreihe. Dabei befassen sich Jugendliche im schulischen Kontext mit konkreten Aufgabenstellungen in der Schule und werden von Architektinnen und Architekten unterstützt).
Alle Projekte richten sich an alle Schulformen.
- In welchem Umfang wird baukulturelle Bildung in Lehrplänen in NRW thematisiert?
In ihrer Studie „Baukulturelle Bildung: Bestand, Bedarf, Wirksamkeit“ untersucht Dr. Turit Fröbe im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung den Themenkomplex der baukulturellen Bildung. Ausführlich widmet sich die Studie u.a. der Lehrplananalyse aller 16 Bundesländer. Ein zentraler Befund hierbei ist: „In den meisten Lehrplänen sind baukulturelle Themen gut bis sehr gut vertreten“ (S. 33; die Auswertung bezieht sich exemplarisch auf die Lehrpläne für das Fach Kunst).
Dieser Befund lässt sich auch für nordrhein-westfälische Lehrpläne für das Fach Kunst nachweisen, die vielfältige Bezüge zur baukulturellen Bildung ermöglichen. Exemplarisch zeigt sich dies am Inhaltsfeld „Gestaltungsfelder in Funktionszusammenhängen“ des Kernlehrplans Kunst der Sekundarstufe I, welches u.a. den inhaltlichen Schwerpunkt „Architektur“ sowie zugehörige konkretisierte Kompetenzerwartungen beinhaltet (vgl.: KLP Kunst für die Sekundarstufe I des Gymnasiums, S. 16 und S. 27/28).
- Wie viele Schulen haben in den letzten fünf Jahren an baukulturellen Projekten teilgenommen (bitte aufschlüsseln nach Schulform, Art und Träger des Projekts)?
Eine zentrale Erhebung von Projekten und Schwerpunktsetzungen in Schulen in Nordrhein-Westfalen erfolgt nicht und kann in der für die Beantwortung von Kleinen Anfragen zur Verfügung stehenden Zeit nicht vorgenommen werden (siehe auch Antwort zu Frage 1). Daher liegen zur Beantwortung der Frage keine Daten vor.
- Welche Anstrengungen unternimmt die Landesregierung in Zukunft, um Baukultur im schulischen Bildungsauftrag zu stärken?
Das Ministerium für Schule und Bildung steht aktuell im Austausch mit Vereinigungen und Verbänden der baukulturellen Bildung auf Landes- und Bundesebene, um Potentiale des Themas, Ansätze und verfügbare Ressourcen und Materialien für Schulen zu sondieren und zu bündeln (u.a. Architektenkammer NRW, Baukultur NRW, Bundesstiftung Baukultur, Akademie der Kulturellen Bildung mit Fachbereich Baukulturelle Bildung). Nach dieser Sondierungs-phase ist vorgesehen, das Thema stärker in das Bewusstsein von Lehrkräften zu bringen.