Bestand und Bedrohung der heimischen Schwarzpappel

Kleine Anfrage
vom 04.07.2023

Kleine Anfrage 2073

der Abgeordneten Zacharias Schalley und Andreas Keith AfD

Bestand und Bedrohung der heimischen Schwarzpappel

In Deutschland wird die ursprüngliche Wildform der Schwarzpappel in den Roten Liste bundesweit als „gefährdet“ eingestuft. Hierzulande sind nicht mehr als 3000 Altbäume der Schwarzpappel sicher identifiziert.1

Insbesondere in Nordrhein-Westfalen befinden sich noch größere Reliktbestände der Schwarzpappel. Die von der Forstgenbank NRW im Jahr 2006 evaluierten Vorkommen von 505 alten reinrassigen Schwarzpappeln befinden sich in den Wuchsgebieten Niederrheinische Bucht, Niederrheinisches Tiefland und Westfälische Bucht. Vereinzelt wurden Schwarzpappeln auch im Wuchsgebiet Weserbergland festgestellt. Im Norden des Wuchsgebietes Sauerland konnte ebenfalls eine Schwarzpappel gefunden werden.2

Ebenso wie verschiedene Weidenarten ist die Schwarzpappel eine Charakterbaumart in Auenwäldern. Weil sie viel Licht, Wasser und Nährstoffe benötigt, kann die Schwarzpappel fast nur in Auenwäldern direkt an Flussufern gedeihen. Von besonderer ökologischer Bedeutung ist die Fähigkeit der Schwarzpappel, kontaminierten Böden Schwermetalle zu entziehen.3

Die beiden wichtigsten Ursachen für die Gefährdung sind die Zerstörung des natürlichen Lebensraums und die Einkreuzung von Hybridpappeln. Zur erfolgreichen und nachhaltigen Sicherung der Schwarzpappel in NRW ist es wünschenswert und notwendig, reinrassige Schwarzpappeln auf geeigneten Standorten in den Strom- und Flussauen anzubauen. Gelegenheit hierzu bieten Maßnahmen der Landschaftspflege, wie Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen in den Auen. Bei Neubepflanzungen für Auwälder oder bei Baumanpflanzungen an fließenden Gewässern sollte die reinrassige Schwarzpappel nach Möglichkeit Berücksichtigung finden. Auch die Ergänzung von Gehölzen in Naturschutzgebieten mit Schwarzpappelpflanzen ist möglich. Werden entsprechende Kulturen erst einmal auf größeren Flächen angelegt und anschließend gepflegt, werden wieder Bestände mit heimischer Schwarzpappel entstehen, die hoffentlich ihre zukünftige natürliche Vermehrung in den Auen sicherstellen werden.

Vor diesem Hintergrund fragen wir:

  1. Wie hat sich der Bestand an Schwarzpappeln in Nordrhein-Westfalen seit 2006 entwickelt?
  2. Wie hoch waren die finanziellen Aufwendungen zum Erhalt der Schwarzpappel seit 2006?
  3. Wie hat sich die Zahl der von der Forstgenbank NRW bereitgestellten reinrassigen Jungpflanzen von Schwarzpappeln seit 2006 entwickelt? (Bitte aufschlüsseln nach Jungpflanze und Jahr)
  4. Mit welchen Maßnahmen plant die Landesregierung den langfristigen Erhalt der Schwarzpappel sicherzustellen?
  5. Welche Maßnahmen zur wirtschaftlichen Nutzung der reinrassigen Schwarzpappel fördert die Landesregierung?

Zacharias Schalley
Andreas Keith

 

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1 https:// www .nabu.de/tiere-und-pflanzen/pflanzen/pflanzenportraets/wildpflanzen/gehoelze/04303.html

2 https:// www.lanuv.nrw.de/fileadmin/lanuv/veroeffentlichungen/loebf/loebf_mitteilungen/2006/loebfmit_200603.pdf

3 https:// www .waldwissen.net/de/lebensraum-wald/baeume-und-waldpflanzen/laubbaeume/die-Schwarzpappel-populus-nigra


Die Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat die Kleine Anfrage 2073 mit Schreiben vom 28. Juli 2023 namens der Landesregierung beantwortet.

  1. Wie hat sich der Bestand an Schwarzpappeln in Nordrhein-Westfalen seit 2006 entwickelt?

Das Vorkommen von Schwarzpappeln mit schwarzpappelspezifischem Genom wurde im Laufe der letzten Jahrzehnte durch genetische Untersuchungen ermittelt und evaluiert. Die meisten der bis zum Jahr 2020 erfassten 825 Altbäume befinden sich in den Naturräumen „Hellwegbörden“, „Kern- und Westmünsterland“, „Emscherland“, „Niederrheinebene“ und „Köln-Bonner Rheinebene“. Einzelne Exemplare sind auch im Bereich der „Paderborner Hoch­fläche“, des „Lipper Berglandes“ und der „nordwestdeutschen Berglandschwelle“ zu finden. Fortlaufend werden weitere gemeldete Exemplare dieser Baumart genetisch untersucht. Ak­tuell wurde in diesem Jahr vom Zentrum für Wald und Holzwirtschaft, dem als Teil des Lan-desbetriebs Wald und Holz Nordrhein-Westfalen die Erhaltungsarbeit für die Baumart obliegt, eine genetische Untersuchung für weitere 44 Altbäume beauftragt, von denen sich 39 Exemp­lare als schwarzpappelspezifisch erwiesen.

  1. Wie hoch waren die finanziellen Aufwendungen zum Erhalt der Schwarzpappel seit 2006?

In der Kürze der zur Beantwortung der Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit ließen sich die finanziellen Aufwendungen zum Erhalt der Schwarzpappel nicht erheben, da dies eine händische Aktenauswertung beim Landesbetrieb Wald und Holz und seiner Rechtsvorgänger erforderlich machen würde.

  1. Wie hat sich die Zahl der von der Forstgenbank NRW bereitgestellten reinrassigen Jungpflanzen von Schwarzpappeln seit 2006 entwickelt? (Bitte aufschlüsseln nach Jungpflanze und Jahr)

Die Aufgaben der ehemaligen Forstgenbank NRW sind in das Zentrum für Wald und Holzwirt­schaft übergegangen.

Die Anzahl der gewonnenen Jungpflanzen seit 2006 ist nicht dokumentiert. Seit dem Jahr 2020 werden jährlich ca. 4.500 schwarzpappelspezifische Steckruten bzw. Steckhölzer in einer Baumschule herangezogen. Diese Zahl erreichte im Jahr 2023 mit ca. 8.000 gewonnenen Steckruten und Steckhölzern ihren Höchststand.

  1. Mit welchen Maßnahmen plant die Landesregierung den langfristigen Erhalt der Schwarzpappel sicherzustellen?

Das Zentrum für Wald und Holzwirtschaft führt das Schwarzpappel-Mutterquartier in Welver bei Soest mit ca. 330 genetisch untersuchten und als schwarzpappelspezifisch bestätigten Klonen fort. Ziel ist es, alle bekannten und neu hinzukommenden Individuen in Nordrhein-Westfalen in diesem Mutterquartier zu pflegen und zu vermehren, um diese wieder verstärkt zu verbreiten. Nachkommen werden als Pflanzen für Renaturierungs-, Ersatz- oder Neuan­pflanzungen gegen einen Kostenbeitrag an Interessierte abgegeben und in geeignete Land­schaftsbereiche ausgebracht. Das Mutterquartier wird fortlaufend ergänzt und erweitert.

  1. Welche Maßnahmen zur wirtschaftlichen Nutzung der reinrassigen Schwarzpap­pel fördert die Landesregierung?

Die Landesregierung fördert die wirtschaftliche Nutzung von Schwarzpappeln im Speziellen nicht.

 

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