Kleine Anfrage 2799
des Abgeordneten Markus Wagner AfD
Bielefeld: Handydiebstahl in Bahnhofsgegend – Opfer wurde „angetanzt“ – Wer begeht Taschendiebstähle?
Der Fall des 20-Jährigen, der am 7. Oktober 2023 in der Bielefelder Bahnhofsgegend Opfer eines Taschendiebstahls wurde, macht deutlich, wie groß die Gefahr des sogenannten „Antanzens“ ist. Vorrangig in Großstädten sowie an belebten Orten ist daher besondere Achtsamkeit geboten. Selbst wenn das Opfer den Diebstahl bemerkt und den mutmaßlichen Täter stellen kann, ist die Gefahr groß, dass geklaute Gegenstände bereits weitergegeben wurden und nicht mehr gefunden werden. Im vorliegenden Fall war der Tatverdächtige, der von der Polizei durchsucht wurde, 25 Jahre alt und bereits polizeibekannt. Die weiteren Begleiter des Durchsuchten wurden von den Opfern als „Nordafrikaner“ beschrieben.1
Ich frage daher die Landesregierung:
- Wie viele Taschendiebstahldelikte gab es seit 2015 bis heute pro Jahr in Nordrhein-Westfalen? (Bitte nach Jahr, erbeuteter Summe bzw. entstandenem Schaden aufschlüsseln.)
- Welches Alter haben die für die in Frage 1 abgefragten Taschendiebstahldelikte verantwortlichen Tatverdächtigen?
- Welches Geschlecht haben die für die in Frage 1 abgefragten Taschendiebstahldelikte verantwortlichen Tatverdächtigen?
- Welche Nationalität haben die für die in Frage 1 abgefragten Taschendiebstahldelikte verantwortlichen Tatverdächtigen? (Bitte bei Deutschen die Mehrfachstaatsangehörigkeit extra ausweisen.)
- Gibt es bei der Begehungsform des Taschendiebstahls mittels „Antanzen“ einen Herkunfts-Schwerpunkt der Tatverdächtigen?
Markus Wagner
1 https://polizei.nrw/presse/handy-bei-antanz-diebstahl-erbeutet.
Der Minister des Innern hat die Kleine Anfrage 2799 mit Schreiben vom 7. Dezember 2023 namens der Landesregierung beantwortet.
Vorbemerkung der Landesregierung
Datenquelle für die Beantwortung von Fragen zur Kriminalitätsentwicklung ist die Polizeiliche Kriminalstatistik. Sie wird nach bundeseinheitlich festgelegten Richtlinien erstellt. Die Erfassung erfolgt nach Abschluss aller kriminalpolizeilichen Ermittlungen und führt häufig zu einem zeitlichen Versatz zwischen Bekanntwerden der Straftat und der statistischen Erfassung. Die Polizeiliche Kriminalstatistik ist eine Jahresstatistik, die zu Jahresbeginn eines Folgejahres für das Vorjahr veröffentlicht wird. Bis zur Veröffentlichung führt das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen umfangreiche und aufwändige Prüfroutinen im Rahmen eines Qualitätssiche-rungsprozesses durch. Insofern liegen die Daten zu Straftaten für das Jahr 2023 derzeit noch nicht qualitätsgesichert vor.
- Wie viele Taschendiebstahldelikte gab es seit 2015 bis heute pro Jahr in Nordrhein-Westfalen? (Bitte nach Jahr, erbeuteter Summe bzw. entstandenem Schaden aufschlüsseln.)
Die Anzahl der Delikte bitte ich der folgenden Tabelle zu entnehmen:
Jahr | Fälle |
2015 | 54.604 |
2016 | 50.893 |
2017 | 41.178 |
2018 | 34.064 |
2019 | 31.175 |
2020 | 33.003 |
2021 | 27.577 |
2022 | 37.321 |
- Welches Alter haben die für die in Frage 1 abgefragten Taschendiebstahldelikte verantwortlichen Tatverdächtigen?
Die nach Altersgruppen dargestellten Tatverdächtigen bitte ich der folgenden Tabelle zu entnehmen:
Jahr | Kinder | Jugendliche | Heranwach- sende | Erwachsene |
2015 | 62 | 436 | 596 | 2.113 |
2016 | 64 | 358 | 447 | 1.937 |
2017 | 64 | 312 | 283 | 1.460 |
2018 | 59 | 239 | 218 | 980 |
2019 | 54 | 205 | 189 | 885 |
2020 | 30 | 156 | 193 | 972 |
2021 | 19 | 139 | 152 | 835 |
2022 | 63 | 249 | 184 | 1.137 |
- Welches Geschlecht haben die für die in Frage 1 abgefragten Taschendiebstahldelikte verantwortlichen Tatverdächtigen?
Die nach Geschlecht dargestellten Tatverdächtigen bitte ich der folgenden Tabelle zu entnehmen:
Jahr | männlich | weiblich |
2015 | 2.451 | 756 |
2016 | 2.123 | 683 |
2017 | 1.524 | 595 |
2018 | 1.045 | 451 |
2019 | 889 | 444 |
2020 | 789 | 562 |
2021 | 697 | 448 |
2022 | 1.175 | 458 |
- Welche Nationalität haben die für die in Frage 1 abgefragten Taschendiebstahlde-likte verantwortlichen Tatverdächtigen? (Bitte bei Deutschen die Mehrfachstaatsangehörigkeit extra ausweisen.)
Die Staatsangehörigkeiten bitte ich der Anlage zu entnehmen.
- Gibt es bei der Begehungsform des Taschendiebstahls mittels „Antanzen“ einen Herkunfts-Schwerpunkt der Tatverdächtigen?
Eine statistisch belastbare Aussage zum Herkunftsschwerpunkt der ermittelten Tatverdächtigen von Diebstahlsdelikten mittels des sogenannten „Antanzens“ ist nicht möglich. Die Polizeiliche Kriminalstatistik differenziert bei der Erfassung von Taschendiebstählen nicht nach einzelnen Begehungsformen. Zudem ist in Anbetracht der mehrheitlich nicht aufgeklärten Taten des Kriminalitätsphänomens des Taschendiebstahls ein Rückschluss von den ermittelten Tatverdächtigen auf die Grundgesamtheit unzulässig.