Kleine Anfrage 362
der Abgeordneten Andreas Keith und Zacharias Schalley vom 24.08.2022
Breitet sich die Nosferatu-Spinne auch in Nordrhein-Westfalen aus?
Die Nosferatu-Spinne (Zoropsis spinimana) stammt ursprünglich aus der westlichen Mittelmeerregion und Nordafrika. Dort lebt sie normalerweise versteckt im Wald zwischen Steinen und Rinden. Aufgrund der Globalisierung und des derzeit warmen Klimas breitet sich die Kräuseljagdspinne derzeit in Deutschland immer weiter aus. In Köln, Düsseldorf, Coesfeld und Duisburg wurde die Spinne schon mehrfach gesichtet.
Fühlt sich die Nosferatu-Spinne bedroht, kann sie zubeißen. Dabei kann es vorkommen, dass sie Gift injiziert. Laut eines Biologen und Spinnenzüchters ist das Gift vergleichbar mit dem einer Biene oder Wespe: schmerzhaft, aber zumeist harmlos. Nur für Allergiker kann es zum Problem werden.1
Im Herbst liegt die Hauptpaarungszeit der Nosferatu-Spinne. Sie wird daher vermutlich in den kommenden Monaten vermehrt zu sehen sein. Im Anschluss an die Paarung sucht das Tier geschützte Verstecke auf, in denen es seine Eier ablegen und unter Umständen auch überwintern kann. So kommt es vor, dass die Nosferatu-Spinne am häufigsten in oder an Gebäuden gefunden wird.
Wir fragen die Landesregierung:
- Inwieweit ist der Landesregierung die Ausbreitung der Nosferatu-Spinne in Nordrhein-Westfalen bekannt?
- Wie wirkt sich das Gift der Nosferatu-Spinne auf vulnerable Gruppen aus?
- Was sollen Menschen unternehmen, wenn sie eine Nosferatu-Spinne im Wohnraum entdecken?
- Was empfiehlt die Landesregierung grundsätzlich Personen, die von einer Nosferatu-Spinne gebissen wurde?
- Inwiefern würde die Landesregierung die Nosferatu-Spinne als invasive Art bezeichnen?
Andreas Keith
Zacharias Schalley
1 https://www.nrz.de/panorama/nosferatu-spinne-giftig-deutschland-klimawandel-id236197819.html
Der Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr hat die Kleine Anfrage 362 mit Schreiben vom 13. September 2022 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit dem Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales und der Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz beantwortet.
Vorbemerkung der Landesregierung
Die Anzahl der Beobachtungen der Nosferatu- oder Kräuseljagdspinne (Zoropsis spinimana) in Deutschland hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Ein Zusammenhang mit dem Klimawandel, aber auch mit der verstärkten medialen Aufmerksamkeit liegt nahe. In Mitteleuropa findet man die Art überwiegend mit dem Menschen vergesellschaftet (synanthrop). Die bisherigen Beobachtungen in Deutschland stammen deshalb alle aus dem direkten Umfeld von Häusern, oft auch aus dem Inneren von Gebäuden oder anliegenden Gärten. Bis Ende der Neunziger Jahre war die Nosferatu-Spinne nur aus ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet – vom nördlichen Mittelmeerraum bis zum Alpensüdrand als nördliche Verbreitungsgrenze – bekannt. Wahrscheinlich wurde sie von dort unbeabsichtigt von Urlaubsreisenden und entlang von Hauptverkehrsachsen mit Warentransporten in nördlich gelegene Länder verbracht. In Deutschland hat sich die Nosferatu-Spinne ab dem Jahr 2005 vor allem im Westen entlang der Rheinachse wegen der für sie günstigen klimatischen Bedingungen verbreitet. In den letzten Jahren hat die Art ihr Vorkommensareal deutlich erweitert. Sie gilt immer noch als seltene Art, jedoch wird der Bestand als kurz- und langfristig zunehmend eingeschätzt.
- Inwieweit ist der Landesregierung die Ausbreitung der Nosferatu-Spinne in Nordrhein-Westfalen bekannt?
Die ersten Funde der Nosferatu-Spinne in Nordrhein-Westfalen gab es in Köln und in Neukirchen-Vluyn im Jahr 2006. Bestätigte Meldungen gab es außerdem aus weiteren Orten des Rheinlands, aus dem Ruhrgebiet und dem Münsterland. Da der Klimawandel die weitere Ausbreitung in Nordrhein-Westfalen begünstigt, ist in Zukunft mit weiteren Fundmeldungen zu rechnen.
- Wie wirkt sich das Gift der Nosferatu-Spinne auf vulnerable Gruppen aus?
Die Nosferatu-Spinne gehört der besonderen Art der Kräuseljagdspinnen an. Grundsätzlich beißt diese Spinne nur, wenn sie sich in einer Gefahrensituation befindet. Durch den Biss kann die Spinne Gift abgeben, welches für den Menschen im Allgemeinen nicht gefährlich ist. Es kann aber – ähnlich wie bei Mücken- und Wespenstichen – zu allergischen Reaktionen kommen. Inwiefern vulnerable Gruppen davon häufiger betroffen sind, ist der Landesregierung nicht bekannt.
- Was sollen Menschen unternehmen, wenn sie eine Nosferatu-Spinne im Wohnraum entdecken?
Die Nosferatu-Spinne erfüllt wie alle anderen Spinnen eine wichtige Aufgabe im Naturhaushalt und sollte daher nicht getötet, sondern mit Hilfe eines Glases und einer Unterlage mit der gebotenen Vorsicht ins Freie zurückgesetzt werden, ohne in direkten Kontakt mit dem Tier zu kommen. Der Fundort sollte im Neobiota-Portal des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW https://neobiota.naturschutzinformationen-nrw.de gemeldet werden.
- Was empfiehlt die Landesregierung grundsätzlich Personen, die von einer Nosferatu-Spinne gebissen wurden?
Bissstellen sollten nicht aufgekratzt werden, da sonst Bakterien in die Wunde gelangen und Wundinfektionen auslösen können. Da Spinnenbisse selten sind, empfiehlt es sich dennoch einen Arzt aufzusuchen, insbesondere bei einer ausgeprägten Symptomatik.
- Inwiefern würde die Landesregierung die Nosferatu-Spinne als invasive Art bezeichnen?
Die Nosferatu-Spinne lebt als Lauerjäger räuberisch von Kleintieren, die sie verfolgt und mit einem Biss immobilisiert. Naturschutzfachliche Probleme sind zu der Art nicht bekannt- auch nicht international. Daher sind keine negativen Auswirkungen auf heimische Arten oder Ökosysteme anzunehmen, auch wenn sich die Frage nach der Invasivität mit den bisher vorliegenden Erkenntnissen noch nicht endgültig beantworten lässt.