Chipkarte oder Handylösung: Welche Ticket-Variante wählen die Verkehrsteilnehmer beim Deutschlandticket?

Kleine Anfrage

Kleine Anfrage 1851

des Abgeordneten Klaus Esser AfD

Chipkarte oder Handylösung: Welche Ticket-Variante wählen die Verkehrsteilnehmer beim Deutschlandticket?

Das 49-Euro-Ticket – auch Deutschlandticket genannt – für deutschlandweites Reisen mit Bus und Bahn ist primär als digitales Angebot gedacht. Die Deutsche Bahn setzt bspw. auf ihre digitalen Vertriebskanäle bahn.de sowie die Apps DB Navigator und DB Streckenagent.1 Das Deutschlandticket kann aber auch in Nordrhein-Westfalen als Chipkarte oder in Papierform erworben werden.2 Lange Schlangen vor den Verkaufsschaltern Anfang Mai deuten auf ein hohes Interesse an einer Papier- oder Chipkartenversion.3 Wer kein Smartphone besitzt, der kann das Deutschlandticket auch in Papierform beantragen. Dafür muss man sich an einen regionalen Verkehrsbetrieb wenden. Mitte Mai 2023 häufen sich Berichte zu technischen Schwierigkeiten beim Auslesen der Tickets, so dass eine Prüfung teilweise nicht erfolgen kann.4

Daher frage ich die Landesregierung:

  1. Wie viele 49-Euro-Tickets wurden bislang in NRW verkauft? (Bitte absolute Zahlen nennen)
  2. Welche Ticketform bevorzugen die Verkehrsteilnehmer in NRW? (Bitte aufschlüsseln nach Digitalversion, Chipkarte und Papierform)
  3. In wie vielen Fällen führten SCHUFA-Prüfungen zu einer Ablehnung bei Interesse am 49-Euro-Ticket in NRW?
  4. Aus anderen Bundesländern ist zu hören, dass Chipkarten nicht in ausreichender Zahl verfügbar sind. Wie ist die Situation in NRW?
  5. Wie bewertet die Landesregierung die Ticketpräferenzen der Verkehrsteilnehmer beim Deutschlandticket?

Klaus Esser
Andreas Keith

 

Anfrage als PDF

 

1 https:// www .bahn.de/faq/deutschlandticket-chipkarte

2 https:// www1 .wdr.de/nachrichten/deutschlandticket-nrw-fragen-antworten-100.html

3 https:// www .waz.de/politik/landespolitik/das-deutschlandticket-erlebt-einen-holprigen-start-id238289797.html

4 https:// www1 .wdr.de/nachrichten/deutschlandticket-probleme-100.html


Der Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr hat die Kleine Anfrage 1851 mit Schrei­ben vom 16. Juni 2023 namens der Landesregierung beantwortet.

  1. Wie viele 49-Euro-Tickets wurden bislang in NRW verkauft? (Bitte absolute Zahlennennen)

Mit Stand Ende Mai 2023 liegen hierzu folgende Informationen seitens der Tariforganisationen

in NRW vor:

– Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR): 273.000

– Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS): ca. 300.000

– Aachener Verkehrsverbund (AVV): ca. 30.000

– WestfalenTarif (WTG): 112.066

Hinzu kommen die Tickets, die Kundinnen und Kunden aus NRW bei überregionalen Ver­triebspartnern gekauft haben. Insgesamt gibt der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) in seiner Pressemitteilung vom 31.05.2023 an, dass deutschlandweit rund zehn Millio­nen Menschen im Mai das neue Deutschlandticket gekauft haben, hierzu liegt jedoch keine Aufschlüsselung nach einzelnen Bundesländern vor.

  1. Welche Ticketform bevorzugen die Verkehrsteilnehmer in NRW? (Bitte aufschlüs­seln nach Digitalversion, Chipkarte und Papierform)

Mit Stand Ende Mai 2023 liegen hierzu folgende Informationen seitens der Tariforganisationen

vor:

– VRR: Chipkarten (182.000), App (91.000)

– VRS: Chipkarte (weit über 90%), App (wenige Prozent), Papierform (verschwindend gering)

– AVV: Chipkarten (21.000), App (9.000)

– WTG: keine Aussage möglich

  1. In wie vielen Fällen führten SCHUFA-Prüfungen zu einer Ablehnung bei Interesse am 49-Euro-Ticket in NRW?

Hierzu liegen der Landesregierung keine Daten vor.

  1. Aus anderen Bundesländern ist zu hören, dass Chipkarten nicht in ausreichender Zahl verfügbar sind. Wie ist die Situation in NRW?

Mit Stand Ende Mai liegen hierzu folgende Informationen seitens der Tariforganisationen vor:

– VRR: Zum Verkaufsstart des Deutschlandtickets bestanden durch verzögerte Chipkarten-Lieferungen durch IDENTA durchaus Probleme bei der Ausgabe, mittlerweile konnten jedoch einige der verspäteten Karten ausgeliefert werden. In vielen Fällen arbeiten die Verkehrsun­ternehmen im VRR außerdem mit Aufklebern, die auf die bisher verwendeten Chipkarten auf­gebracht werden und diese somit auch optisch zum Deutschlandticket machen.

– VRS: Bisher haben nur einzelne Verkehrsunternehmen akuten Chipkartenmangel.

– AVV: Größere Probleme im Bezug zur Ausgabe auf Chipkarte sind derzeit nicht zu verzeich­nen. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass zeitnah im Zuge der AVV-weiten einheitli­chen Digitalisierungsstrategie die sog. Online-ALISE (Online Aktionsliste) an diversen Ver­kaufsstellen im Verbund angeboten wird. Hierdurch können Kundinnen und Kunden mit Chip­karte künftig Änderungen des Produktes auf der Chipkarte dezentral an verschiedenen Ver­triebsstellen im gesamten Verbundgebiet selbst vornehmen. Lieferengpässe bei Chipkarten-bestellungen werden somit umgangen, da bei einem Produktwechsel auch auf einen Aus­tausch verzichtet werden kann.

– WTG: Probleme bei der Ausgabe als Chipkarte bestehen weiterhin, diese sind vielfältig und je nach Verkehrsunternehmen und Lieferanten unterschiedlich ausgeprägt. Insgesamt gibt es immer noch sehr lange Lieferzeiten für Chipkarten und bei einigen Unternehmen wurden die Lieferversprechen auch nicht eingehalten.

Insgesamt wird davon ausgegangen, dass – trotz der teils mangelnden Verfügbarkeit von Chip­karten – das Deutschlandticket durch die zahlreichen Vertriebskanäle flächendeckend zugäng­lich ist.

  1. Wie bewertet die Landesregierung die Ticketpräferenzen der Verkehrsteilnehmer beim Deutschlandticket?

Für die Landesregierung ist es wichtig, dass Kundinnen und Kunden die für sie passende Möglichkeit beim Kauf des Deutschlandtickets wählen können und dies gleichzeitig dem An­spruch des auf Ebene des Bundes und der Länder vereinbarten digitalen Tickets gerecht wird.

Die Parallelität aus stationären und digitalen Vertriebsstrukturen sowie die übergangsweise Zulassung von Papiertickets in Ausnahmefällen wird daher als passend bewertet.

 

Antwort als PDF

Beteiligte:
Klaus Esser