Kleine Anfrage 3385
des Abgeordneten Dr. Hartmut Beucker AfD
Das Museum für Lackkunst in Münster schloss am 1. Februar 2024. Seine Objekte werden ins LWL-Museum für Kunst und Kultur überführt. Wie wird die Sammlung dort präsentiert?
Ein einzigartiges Museum und Schmuckstück der Museumslandschaft Münsters war das seit dem 1. Februar 2024 geschlossene Museum für Lackkunst.
Es hatte eine der weltweit hochkarätigsten Sammlungen mit fast 1250 Lackkunstobjekten aus Südostasien, Südkorea, Japan, China, Russland, und der islamischen Welt und einem umfangreichen Bestand von über 4500 Büchern zur Lackkunst.
„Zusammengetragen wurde sie auf Grundlage zweier bedeutender Bestände: der Firmenkollektion des Kölner Lackherstellers Herbol, den die BASF 1968 übernahm, und der Privatsammlung des Wuppertaler Lackfabrikanten Dr. Kurt Herberts, die 1982 zugekauft wurde.“1
Inhaber des Museums war die BASF, die sich jetzt aus der Kulturförderung zurückgezogen hat, da sie ihr gesellschaftliches Engagement ausschließlich auf Gegenwartsthemen, vor allem Bildung, fokussieren will.2
Wirtschaftliche Gründe waren hierfür wohl nachrangig, aber „anscheinend brachten dem Konzern die barocken Möbel, die poetisch bemalten japanischen Dosen und chinesischen Rotlack-Schnitzarbeiten nicht genug Image und zu wenig Öffentlichkeit. Alte Kunst hat derzeit eine begrenzte Breitenwirkung.“3
Für den symbolischen Wert von 1 Euro sind 1250 Objekte an das LWL-Museum in Münster übereignet worden. Das schöne Gebäude des Museums – ein 1915 erbautes Palais mit der bekannten Treppe aus rotem Lack – steht allerdings nicht mehr zur Verfügung.
„Die Sammlung ist von herausragender kunsthistorischer Bedeutung. Dass sie in ihrer Gesamtheit erhalten werden kann und in eines der LWL-Museen überführt wird, ist ein wichtiges kulturpolitisches Zeichen des LWL. So tragen wir dazu bei, das kulturelle Erbe zu bewahren“4, so die Einschätzung des LWL-Direktors.
Allerdings wird die Lackkunst-Sammlung im LWL-Museum keine eigene Abteilung erhalten. „Das wäre anachronistisch“5, sagte der Direktor des LWL-Museums.
„Das LWL-Museum für Kunst und Kultur plant ab 2025, einzelne Objekte in andere Sachgebiete zu integrieren. Es will die Lackdosen mit ihren oft spezifischen Darstellungen, Wandschirmen und Ritualgefäßen mit Exponaten anderer Sammlungsschwerpunkte in Beziehung setzen. Das breit aufgestellte Mehrspartenhaus hat dabei vor allem das kulturen-und länderübergreifende Potenzial im Blick, mit dem sich das Museum Fragen der Gegenwart stellen kann.“6
Die Kulturstiftung der Länder stellt ein Sonderbudget für die Digitalisierung der Objekte bereit. Zwischen dem Lackmuseum und dem LWL-Museum gibt es noch einige Zeit personelle Kontinuität: „Der ehemalige Eigentümer finanziert außerdem für fünf Jahre weiterhin die Betreuung der Sammlung durch die (…) bisherige Leiterin des Lackmuseums.“7
Ich frage daher die Landesregierung:
- Wie beurteilt die Landesregierung die Schließung des einzigartigen Lackmuseums in Münster und die Übernahme der Bestände durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe?
- Inwiefern wäre es „anachronistisch“, die Sammlung zusammenhängend im LWL-Museum zu präsentieren?
- Gab es Überlegungen, das Lackmuseum in Münster in den Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen zu überführen?
- Wird die Landesregierung das LWL-Museum für Kunst und Kultur bei der Integration der Objekte in die Museums-Bestände kunsthistorisch beraten?
- Sieht die Landesregierung die Notwendigkeit, die Objekte des Lackmuseums vor ihrer Präsentation im LWL-Museum für Kunst und Kultur einer Provenienzforschung zu unterziehen?
Dr. Hartmut Beucker
1 Andreas Platthaus, Museumsschließung in Münster. Lackmustest mit der Lackkunst, faz.net, 31.1.2024
2 Sammlung des Museums für Lackkunst Münster zieht um, wdr.de/kultur/kulturnachrichten, 1.2.2024
3 Sabine Spindler, Kulturförderung. Die BASF stößt ihr Museum für Lackkkunst ab, handelsblatt.com, 9.2.2023
4 Johannes Loy, BASF Coatings übergibt Sammlung für einen Euro. Lackkunst wandert ins Landesmuseum, wn.de/muensterland, 15.12.2023
5 Sabine Spindler, Corporate Collection, BASF verkauft seine Lackkkunst-Sammlung für nur 1 Euro, handelsblatt.com, 29.12.2023
6 Ebenda
7 Ebenda
Die Ministerin für Kultur und Wissenschaft hat die Kleine Anfrage 3385 mit Schreiben vom 25. März 2024 namens der Landesregierung beantwortet.
- Wie beurteilt die Landesregierung die Schließung des einzigartigen Lackmuseums in Münster und die Übernahme der Bestände durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe?
Es handelt sich hierbei um eine unternehmerische Entscheidung der BASF Coatings GmbH bezüglich der Umstrukturierung ihres gesellschaftlichen Engagements und der damit zusammenhängenden Schließung des von ihr betriebenen Lackmuseums Münster.
Die Übernahme von Sammlung und Fachbibliothek des Lackmuseums durch das LWL-Mu-seum für Kunst und Kultur Münster wird von der Landesregierung begrüßt.
- Inwiefern wäre es „anachronistisch“, die Sammlung zusammenhängend im LWL-Museum zu präsentieren?
Bei der hier angesprochenen Äußerung handelt es sich um eine Einschätzung des Direktors des LWL-Museums für Kunst und Kultur Münster. Die Landesregierung sieht keinen Anlass, diese zu kommentieren.
- Gab es Überlegungen, das Lackmuseum in Münster in den Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen zu überführen?
Nein.
- Wird die Landesregierung das LWL-Museum für Kunst und Kultur bei der Integration der Objekte in die Museums-Bestände kunsthistorisch beraten?
Nein. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe und das von ihm betriebene LWL-Museum für Kunst und Kultur Münster besitzen eine große eigene museumswissenschaftliche und kunsthistorische Kompetenz, u. a. in Form des LWL-Museumsamtes für Westfalen.
- Sieht die Landesregierung die Notwendigkeit, die Objekte des Lackmuseums vor ihrer Präsentation im LWL-Museum für Kunst und Kultur einer Provenienzfor-schung zu unterziehen?
Grundsätzlich ermuntert und unterstützt die Landesregierung Museen in Nordrhein-Westfalen, ihre Sammlungsbestände hinsichtlich ihrer Provenienz zu untersuchen und ggf. weitere erforderliche Schritte einzuleiten sowie diesbezügliche Erkenntnisse im Rahmen von Ausstellungspräsentationen sowie Publikationen und Veranstaltungen öffentlich zugänglich zu machen.
Das LWL-Museum für Kunst und Kultur verfügt über eine langjährige eigene Expertise im Bereich der Herkunftsforschung. Die Landesregierung geht davon aus, dass die Sammlung entsprechend den museologischen Erfordernissen bearbeitet wird.