Kleine Anfrage 4865
des Abgeordneten Markus Wagner AfD
Dortmund: Streit eskaliert in der Nordstadt – Mann nach Messerstich in Lebensgefahr
Am Montagnachmittag, den 28. Oktober 2024, hat sich in Dortmunds Nordstadt eine schwere Gewalttat ereignet. An einem Ausgang des Dietrich-Keuning-Parks war nach Angaben der Polizei ein Streit zwischen zwei Männern eskaliert, „in deren Folge ein 24-jähriger Dortmunder schwer verletzt wurde“. Kurz nach der Tat ging der Notarzt von einer Lebensgefahr aus, da ein Messerstich offenbar in die obere Körperhälfte des Betroffenen eindrang.1
Nach ersten Erkenntnissen sollen die beiden Männer gegen 16:00 Uhr zunächst verbal aneinandergeraten sein. Der Streit habe sich auf den Parkplatz eines Mehrfamilienhauses an der Uhlandstraße verlagert, „wo der Tatverdächtige plötzlich ein Messer zog und auf den 24Jährigen einstach“. Anschließend flüchtete der Tatverdächtige nach Süden. Die Polizei beschreibt den Tatverdächtigen als „nordafrikanischen Phänotyp“. Der Mann soll etwa 50 Jahre alt und etwa 1,78 Meter groß sein. Er habe eine stabile Statur mit Bauchansatz, einen weißen, getrimmten Vollbart und trug eine Brille. Er war mit einer blauen Bomberjacke, hellen Jeans und einer dunklen Kappe bekleidet. Laut Angaben der Polizei soll er gutes Deutsch sprechen und ein dunkles Fahrrad mit sich geführt haben. Für die weiteren Ermittlungen hat die Polizei Dortmund eine Mordkommission eingerichtet.2
Ich frage daher die Landesregierung:
- Wie ist der aktuelle Sachstand der polizeilichen und staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen zu dem oben beschriebenen Vorfall? (Bitte Tathergang sowie Straftatbestände aufschlüsseln.)
- Welche polizeilichen Erkenntnisse sind über den Tatverdächtigen bekannt?
- Über welche Nationalität verfügt der Tatverdächtige? (Bitte Vornamen bei einem deutschen Tatverdächtigen nennen.)
- Wie viele Straftaten mit einem Messer respektive einer Stichwaffe wurden in Dortmund von 2020 bis heute pro Jahr registriert?
- Wie viele Gewalttaten wurden in der Dortmunder Nordstadt von 2020 bis heute pro Jahr registriert?
Markus Wagner
2 Ebenda.
Der Minister des Innern hat die Kleine Anfrage 4865 mit Schreiben vom 16. Januar 2025 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit dem Minister der Justiz beantwortet.
Vorbemerkung der Landesregierung
Datenquelle für die Beantwortung von Fragen zur Kriminalitätsentwicklung ist die Polizeiliche Kriminalstatistik. Sie wird nach bundeseinheitlich festgelegten Richtlinien erstellt. Die Erfassung erfolgt nach Abschluss aller kriminalpolizeilichen Ermittlungen und führt häufig zu einem zeitlichen Versatz zwischen Bekanntwerden der Straftat und der statistischen Erfassung. Die Polizeiliche Kriminalstatistik ist eine Jahresstatistik, die zu Jahresbeginn eines Folgejahres für das Vorjahr veröffentlicht wird. Bis zur Veröffentlichung führt das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen umfangreiche und aufwändige Prüfroutinen im Rahmen eines Qualitätssiche-rungsprozesses durch. Insofern liegen die Daten zu Straftaten des Jahres 2024 nicht vor.
- Wie ist der aktuelle Sachstand der polizeilichen und staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen zu dem oben beschriebenen Vorfall? (Bitte Tathergang sowie Straftatbestände aufschlüsseln.)
Der Leitende Oberstaatsanwalt in Dortmund hat dem Ministerium der Justiz unter dem 13.12.2024 im Wesentlichen berichtet, die Staatsanwaltschaft Dortmund führe wegen des mit der Kleinen Anfrage angesprochenen Sachverhalts ein Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung gegen eine bislang unbekannte Person.
Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen habe die unbekannte Person am 28.10.2024 nach einem zunächst verbalen Streit ein etwa 20 cm langes Küchenmesser aus ihrem Hosenbund gezogen und damit zweimal auf den Geschädigten eingestochen. Anschließend sei sie geflüchtet. Die Ermittlungen dauerten an.
- Welche polizeilichen Erkenntnisse sind über den Tatverdächtigen bekannt? Die tatverdächtige Person ist bislang nicht identifiziert.
- Über welche Nationalität verfügt der Tatverdächtige? (Bitte Vornamen bei einem deutschen Tatverdächtigen nennen.)
Es wird verwiesen auf die Antwort zu Frage 2.
- Wie viele Straftaten mit einem Messer respektive einer Stichwaffe wurden in Dortmund von 2020 bis heute pro Jahr registriert?
Seit Einführung eines Tatmittelkatalogs im Jahr 2019 lässt sich die Verwendung von Waffen und gefährlichen Gegenständen auswerten. Grundsätzlich reicht das bloße Mitführen bei der Tatbegehung für die Erfassung nicht aus, die Tatmittel müssen konkret bei der Begehung der Tat eingesetzt werden. Eine Ausnahme bilden die Verstöße gegen das Waffengesetz, bei denen das Tatmittel stets erfasst wird, auch unabhängig von einer konkreten Nutzung.
Die Anzahl erfasster Straftaten mit dem „Tatmittel Stichwaffe“ („Messer WaffG“, „sonstiges Messer“ und „sonstige Stichwaffe“) der Stadt Dortmund für die Jahre 2020 bis 2023 bitte ich der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen.
Berichtsjahr | Stichwaffen | |||
insgesamt | davon | |||
Messer (WaffG) | sonstiges Messer | sonstige Stichwaffe | ||
2020 | 352 | 75 | 260 | 17 |
2021 | 267 | 26 | 232 | 9 |
2022 | 224 | 28 | 192 | 4 |
2023 | 398 | 52 | 338 | 8 |
- Wie viele Gewalttaten wurden in der Dortmunder Nordstadt von 2020 bis heute pro Jahr registriert?
Die Erfassungsrichtlinien der Polizeilichen Kriminalstatistik sehen keine differenzierte Darstellung von „Gewalttaten“ vor. Zur Beantwortung der Frage wurde der Summenschlüssel „Gewaltkriminalität“ sowie die „vorsätzliche einfache Körperverletzung“ ausgewertet. Der Summenschlüssel „Gewaltkriminalität“ umfasst folgende Delikte:
- Mord, Totschlag und Tötung auf Verlangen,
- Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und sexueller Übergriff im besonders schweren Fall einschließlich mit Todesfolge,
- Raub, räuberische Erpressung und räuberischer Angriff auf Kraftfahrer,
- Körperverletzung mit Todesfolge,
- gefährliche und schwere Körperverletzung, Verstümmelung weiblicher Genitalien sowie
- erpresserischer Menschenraub, Geiselnahme und Angriff auf den Luft- und Seeverkehr.
Die Fallzahlen der „Gewaltkriminalität“ sowie der „vorsätzlichen einfachen Körperverletzung“ der Dortmunder Nordstadt für die Jahre 2020 bis 2023 bitte ich der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen.
Berichtsjahr | Fallzahlen | ||
insgesamt | davon | ||
Gewaltkriminalität | Vorsätzliche einfache Körperverletzung | ||
2020 | 1333 | 715 | 618 |
2021 | 1252 | 616 | 636 |
2022 | 1477 | 732 | 745 |
2023 | 1437 | 740 | 697 |