Finanzielle Bildung in Nordrhein-Westfalen

Kleine Anfrage
vom 07.12.2023

Kleine Anfrage 3014

des Abgeordneten Carlo Clemens

Finanzielle Bildung in Nordrhein-Westfalen

Das finanzielle Bildungsniveau der Deutschen wird aus wissenschaftlicher Sicht als mittelmäßig, verglichen mit der allgemeinen Wirtschaftsleistung sogar als unterdurch­schnittlich eingeschätzt.1

Die Bundesministerien für Finanzen (BMF) sowie für Bildung und Forschung (BMBF) haben in einem Eckpunkte-Programm2 eine sogenannte Initiative Finanzielle Bildung in die Wege geleitet. Diese soll die Entscheidungsqualität von vertragsfähigen Individuen als Teilnehmer der Wirtschafts- und Finanzmärkte verbessern und Risiken eindämmen. Dabei ziele die Maßnahme auf „proaktiven Verbraucherschutz“ und selbstständige Altersvorsorge sowie auf Prävention vor unvorteilhaften Langzeitverträgen ab.

Die genaue Ausarbeitung einer „Finanzbildungsstrategie für Deutschland“3 steht noch aus und geschieht als offener Prozess, der u. a. in Workshops mit verschiedenen Akteuren gestaltet werden soll.4 Außerdem soll die Forschung zu finanzieller Bildung ausgebaut werden, um die Datengrundlage zu verbessern und zukünftige bildungspolitische Maßnahmen evidenzbasiert zu entwickeln.

In der aufgezeichneten Präsentation zeigt sich der Bundesfinanzminister erschüttert, dass das Thema der finanziellen Bildung mit der gegenwärtigen Besetzung des nordrhein-westfälischen Landesbildungsministeriums eingestellt worden sei (ab 01:05:00). Darin sehe er die völlige Verkennung eines für ihn zentralen Themas.

Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung:

  1. Wie bewertet die Landesregierung das Vorhaben der Bundesregierung zur finanziellen Bildung?
  2. Plant die Landesregierung, sich in die Erarbeitung von Bildungsmaßnahmen zur Förderung der finanziellen Bildung auf Bundesebene einzubringen?
  3. Welche eigenen Maßnahmen ergreift das Land NRW zur Förderung der finanziellen Bildung im schulischen Bereich?
  4. Erhebt die Landesregierung Daten zur finanziellen Bildung von jungen Menschen in NRW?
  5. Erwägt die Landesregierung die Implementation finanzieller Bildung in die schulischen Lehrpläne bzw. Curricula?

Carlo Clemens

 

MMD18-7243

 

1 Vgl. https://www.welt.de/finanzen/article246708626/Geld-Die-mittelmaessige-Finanzbildung-der-Deutschen.html.

2 Vgl. https://www.bmbf.de/SharedDocs/Downloads/de/2023/230323-eckpunkte-finanzielle-bildung.html.

3 Ebd.

4 Vgl. https://www.bundesfinanzministerium.de/Monatsberichte/2023/11/Inhalte/Kapitel-3-Analysen/3-3-stakeholder-workshop-finanzbildungsstrategie.html.


Die Ministerin für Schule und Bildung hat die Kleine Anfrage 3014 mit Schreiben vom 17. Januar 2024 namens der Landesregierung beantwortet.

  1. Wie bewertet die Landesregierung das Vorhaben der Bundesregierung zur finanziellen Bildung?

Eine zentrale Säule des Vorhabens ist eine vom Bund gemeinsam mit der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zu entwickelnde nationale Finanz-bildungsstrategie. Diese soll im Laufe des Jahres 2024 erarbeitet werden und konkrete Maß­nahmen und Zielsetzungen enthalten, entlang derer die finanzielle Bildung in Deutschland in den nächsten Jahren gestärkt werden soll. Eine Bewertung durch die Landesregierung ist da­her zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich. Ökonomische Bildung ist für die Landesregierung ein wichtiger Bestandteil der Allgemeinbildung.

  1. Plant die Landesregierung, sich in die Erarbeitung von Bildungsmaßnahmen zur Förderung der finanziellen Bildung auf Bundesebene einzubringen?

Laut Eigenauskunft wollen die OECD, BMF und BMBF bei der Erarbeitung der konkreten Stra­tegie wie schon im bisherigen Prozess mit Stakeholdern zusammenarbeiten. Ob Nordrhein-Westfalen sich am Prozess beteiligt, wird zu gegebener Zeit entschieden.

  1. Erhebt die Landesregierung Daten zur finanziellen Bildung von jungen Menschen in NRW?

Nordrhein-Westfalen fördert das Projekt „Ökonomische Bildung – Untersuchung zur Aus­gangslage in Jahrgang 8 (ECON 2022)“ an der Universität Duisburg-Essen, geleitet von Prof. Dr. Abs und Prof‘ìn Dr. Winther. Im Rahmen dieses Projektes wurde ein Kompetenztest zur ökonomischen Bildung von Schülerinnen und Schülern der 8. Jahrgangsstufe entwickelt. Die­ser wurde im Frühjahr 2022 in den Schulen durchgeführt. Ergebnisse zum Projekt ECON wer­den im Februar 2024 erwartet.

  1. Welche eigenen Maßnahmen ergreift das Land NRW zur Förderung der finanziellen Bildung im schulischen Bereich?
  1. Erwägt die Landesregierung die Implementation finanzieller Bildung in die schulischen Lehrpläne bzw. Curricula?

Die Fragen 3 und 5 werden wegen des Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet.

In NRW ist die finanzielle Bildung ein Bestandteil der ökonomischen Bildung und der Verbrau­cherbildung. Diese wird als fächerübergreifende Aufgabe gesehen. Schwerpunktmäßig findet Ökonomische Bildung in der Sekundarstufe I in den Fächern Wirtschaft bzw. Wirtschaft-Politik und in der Sekundarstufe II im Fach Sozialwissenschaften bzw. Sozialwissenschaften/Wirt-schaft statt.

Diesen Fächern liegen die drei Bezugsdisziplinen Ökonomie, Soziologie und Politologie zu Grunde. Hauptziel ist es, politische und ökonomische Mündigkeit bei den Schülerinnen und Schülern zu entwickeln.

Derzeit sieht die Landesregierung kein Erfordernis, den Anteil der finanziellen Bildung in den Kernlehrplänen außerhalb der regulären Novellierungszyklen zu verändern.

 

MMD18-7790

Beteiligte:
Carlo Clemens