Kleine Anfrage 2335
der Abgeordneten Dr. Hartmut Beucker AfD
Finanzielle Lage der Kulturpublikationen in Nordrhein-Westfalen
In der Ausgabe Juni/Juli 2023 Nr. 306 der seit langem existierenden, seit 1996 in einer Auflage von zuletzt 200.000 Exemplaren im Verlag Lindinger + Schmid in Berlin erschienenen KUNSTZEITUNG kündigen die Herausgeber an, dass diese Ausgabe infolge ausbleibender Anzeigen und gestiegener Kosten die letzte dieser privat finanzierten Publikation sein werde.
„Klartext: Dass wir die KUNSTZEITUNG einstellen hat mehrere Gründe. Aber im Wesentlichen geht es darum, dass wir es wirtschaftlich nicht mehr verantworten können, diese auflagenstarke Publikation herauszugeben. Nachdem wir während der Pandemie auf eine zweimonatliche Erscheinungsweise reduzieren mussten, auch nur noch schlanke 20-Seiten-Ausgaben produzieren konnten, haben wir inzwischen schlaflose Nächte, weil sogar dieses Sparprogramm kaum machbar ist.
Es sind schlichtweg nicht mehr alle vorhandenen Flächen auf dem Anzeigenstreifen mit bezahlten Inseraten zu füllen. Wir bleiben auf einem Teil der immens steigenden Produktionskosten sitzen – und wollen, wie in jüngster Vergangenheit, nicht mehr Ausgabe für Ausgabe privates Geld investieren, um zu publizieren. So machen wir jetzt Schluss und bedanken uns bei allen, die dazu beigetragen haben, dass die KUNSTZEITUNG so lange so erfolgreich veröffentlicht werden konnte.“1
Dies ist nicht die erste Kulturpublikation, die ihr Erscheinen einstellt. In der Corona-Zeit sind auch in Nordrhein-Westfalen weitere verschwunden.
Wie sich die finanzielle Situation etwa der Publikationen kunst:art aus Köln, kultur.west aus Schermbeck, den in Bonn erscheinenden Kulturpolitischen Mitteilungen der Kulturpolitischen Gesellschaft und weiterer Kulturpublikationen in Nordrhein-Westfalen derzeit darstellt, ist nicht bekannt.
Die Einstellung von Kulturpublikationen führt durch das Verschwinden anderer Sichtweisen und Schwerpunkte zur Monotonisierung der kulturellen Diskussion.
Informationen über die aktuelle Lage der derzeit erscheinenden Kulturpublikationen und Kulturportale in Nordrhein-Westfalen und bestehende Förderungen seitens der Landesregierung wären daher wünschenswert.
Ich frage daher die Landesregierung:
- Wie stellt sich die finanzielle Situation der Kulturpublikationen in Nordrhein-Westfalen dar?
- Wie stellt sich die finanzielle Situation der digitalen Kulturportale in Nordrhein-Westfalen dar?
- Welche Kulturpublikationen werden von der Landesregierung gefördert? (Bitte einzeln mit Fördersumme aufführen)
- Welche digitalen Kulturportale werden von der Landesregierung gefördert? (Bitte einzeln mit Fördersumme aufführen)
- Sieht die Landesregierung die Notwendigkeit der Förderung von Kulturpublikationen oder digitalen Kulturportalen?
Dr. Hartmut Beucker
1 Unwiderruflich: Diese KUNSTZEITUNG ist die letzte Ausgabe. Gabriele Lindinger und Karlheinz Schmid verabschieden sich, KUNSTZEITUNG, Juni/Juli 2023, Nr. 306
Die Ministerin für Kultur und Wissenschaft hat die Kleine Anfrage 2335 mit Schreiben vom 14. September 2023 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit dem Minister der Finanzen beantwortet.
- Wie stellt sich die finanzielle Situation der Kulturpublikationen in Nordrhein- Westfalen dar?
- Wie stellt sich die finanzielle Situation der digitalen Kulturportale in Nordrhein-Westfalen dar?
Die Fragen 1 und 2 werden aufgrund des Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet.
Der Landesregierung liegen keine Erkenntnisse zur finanziellen Situation von nicht landessei-tig geförderten Kulturpublikationen oder digitalen Kulturportalen vor. Zur landesseitigen Förderung von Kulturpublikationen und digitalen Kulturportalen wird auf die Antworten auf die Fragen 3 und 4 verwiesen.
- Welche Kulturpublikationen werden von der Landesregierung gefördert? (Bitte einzeln mit Fördersumme aufführen)
Das Land unterstützt die Zeitschrift „Kultur-West“ durch Förderung des „Kulturkenners“ nach einer Vergabe durch Ausschreibung.
- Welche digitalen Kulturportale werden von der Landesregierung gefördert? (Bitte einzeln mit Fördersumme aufführen)
Das Land fördert die Portale „Kulturkenner“ mit jährlich 385.334 Euro für Redaktion und Hosting und einer Erweiterungsoption für beide Bereiche über insgesamt jährlich 103.560 Euro sowie den „Kulturserver“, eine kostenlose und werbefreie Plattform für Kunst und Kultur in Nordrhein- Westfalen, mit jährlich 30.000 Euro.
- Sieht die Landesregierung die Notwendigkeit der Förderung von Kulturpublikationen oder digitalen Kulturportalen?
Für eine weitergehende Förderung über die oben genannten Projekte hinaus sieht die Landesregierung keine Notwendigkeit.