Kleine Anfrage 2557
des Abgeordneten Zacharias Schalley AfD
Förderung alter und gefährdeter Nutztierrassen in der Kulturlandschaft
Heimische Nutztierrassen bedeuten Identität und Biodiversität. Gab es vor 100 Jahren noch zahlreiche verschiedene Nutztierrassen in den verschiedenen Regionen Deutschlands und NRWs, gehen viele in der industriellen Lebensmittelproduktion genutzte Tiere auf nur wenige Grundrassen zurück.
Alte und gefährdete Nutztierrassen stellen dabei einen wichtigen Teil der organisch gewachsenen Kulturlandschaften dar, die sie einerseits bewohnen, aber andererseits auch aktiv gestalten und erhalten.
Nach dem EU-Recht kann die Zucht gefährdeter einheimischer Nutztierrassen gefördert werden. In NRW ist die Zucht und Haltung von Rinder-, Schaf-, Schweine-, Pferde- und Ziegenrassen, die in ihrem Bestand bedroht sind, die eine wichtige Genreserve darstellen bzw. durch deren Fortbestand ein wesentlicher Beitrag zur Erhaltung und Pflege der Kulturlandschaft geleistet werden kann förderfähig.
Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen bietet eine Förderung der bedrohten Haus- und Nutztierrassen an, denen auf der TGRDEU ein Bedrohungsstatus zugeordnet ist.
Ich frage daher die Landesregierung:
- Wie hat sich die Zahl der Förderanträge für Haltung bzw. Zucht einheimischer gefährdeter Nutztierrassen in den letzten fünf Jahren entwickelt? (Bitte aufschlüsseln nach Rindern, Schweinen, Schafen, Ziegen, Pferden, dem Jahr, positive und negative Anträge)
- Wie verteilt sich die Haltung einheimischer und gefährdeter Nutztierrassen auf Hobbyhaltung bzw. private Haltung, konventionelle landwirtschaftliche Betriebe und Öko-Betriebe? (Bitte aufschlüsseln nach Rindern, Schweinen, Schafen, Ziegen, Pferden)
- Wie hat sich der Gefährdungsstatus der in NRW gehaltenen heimischen Nutztierrassen von Großtieren im Sinne der TGRDEU in den letzten fünf Jahren entwickelt? (Bitte aufschlüsseln nach Jahren, Nutztierrassen und Status „Nicht gefährdet“, Beobachtungspopulation“, „Erhaltungspopulation“ und „phänotypische Erhaltungspopulation“
- Wie hat sich der Gefährdungsstatus der in NRW gehaltenen heimischen Nutztierrassen von Kleintieren im Sinne der TGRDEU in den letzten fünf Jahren entwickelt? (Bitte aufschlüsseln nach Jahren, Nutztierrassen und Status „extrem gefährdet“, „stark gefährdet“, „gefährdet“ und „Beobachtung, zurzeit nicht gefährdet“)
- Inwiefern ist die Haltung und Zucht alter und gefährdeter Nutztierrassen im Rahmen der Großschutzgebiete (Nationalparks, Biosphärenreservate, Naturparks) in NRW förderfähig?
Zacharias Schalley
Die Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat die Kleine Anfrage 2557 mit Schreiben vom 28. September 2023 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit dem Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr beantwortet.
- Wie hat sich die Zahl der Förderanträge für Haltung bzw. Zucht einheimischer gefährdeter Nutztierrassen in den letzten fünf Jahren entwickelt? (Bitte aufschlüsseln nach Rindern, Schweinen, Schafen, Ziegen, Pferden, dem Jahr, positive und negative Anträge)
Zur Beantwortung wird auf die nachstehende Tabelle verwiesen.
Jahr | Anzahl Anträge | davon abge- lehnt |
Rinder | Pferde | Schweine | Schafe | Ziegen |
2018 | 526 | 6 | 177 | 136 | 31 | 180 | 29 |
2019 | 592 | 11 | 208 | 147 | 30 | 201 | 32 |
2020 | 561 | 11 | 221 | 125 | 29 | 180 | 31 |
2021 | 584 | 8 | 232 | 124 | 28 | 190 | 32 |
2022 | 618 | 3 | 251 | 127 | 28 | 202 | 34 |
Es wird darauf hingewiesen, dass die Summe der Anträge nach Tierart je Jahr nicht die Anzahl der Anträge wiedergibt, da Anträge mit mehreren Tierarten gestellt wurden.
- Wie verteilt sich die Haltung einheimischer und gefährdeter Nutztierrassen auf Hobbyhaltung bzw. private Haltung, konventionelle landwirtschaftliche Betriebe und Öko-Betriebe? (Bitte aufschlüsseln nach Rindern, Schweinen, Schafen, Ziegen, Pferden)
Im Rahmen der Förderung wird die Haltung der einheimischen und gefährdeten Nutztierrassen nicht erhoben, da diese nicht relevant für die Förderung ist. Auch die Erhebung der Daten durch den Fachbeirat Tiergenetische Ressourcen und die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung enthält die Haltungsarten und -formen nicht. Eine Aufschlüsselung ist daher nicht möglich.
- Wie hat sich der Gefährdungsstatus der in NRW gehaltenen heimischen Nutztier-rassen von Großtieren im Sinne der TGRDEU in den letzten fünf Jahren entwickelt? (Bitte aufschlüsseln nach Jahren, Nutztierrassen und Status „Nicht gefährdet“, „Beobachtungspopulation“, „Erhaltungspopulation“ und „phänotypische Erhaltungspopulation“)
Die Gefährdungskategorien gelten nicht bezogen auf ein einzelnes Bundesland, sie spiegeln also die gesamtdeutsche Situation. Sie werden vom Fachbeirat der „Zentralen Dokumentation Tiergenetischer Ressourcen in Deutschland“ (TGRDEU) bezogen auf das Bundesgebiet alle zwei Jahre überprüft. Bezogen auf Nordrhein-Westfalen existieren hierzu demzufolge keine Statistiken.
Die aktuelle Gefährdungskategorie einzelner Rassen und die historische Bestandsentwicklung in Deutschland ist über folgende Seite abrufbar: https://tgrdeu.genres.de/ .
- Wie hat sich der Gefährdungsstatus der in NRW gehaltenen heimischen Nutztier-rassen von Kleintieren im Sinne der TGRDEU in den letzten fünf Jahren entwickelt? (Bitte aufschlüsseln nach Jahren, Nutztierrassen und Status „extrem gefährdet“, „stark gefährdet“, „gefährdet“ und „Beobachtung, zurzeit nicht gefährdet“)
Es wird auf die Antwort zu Frage 3 verwiesen.
- Inwiefern ist die Haltung und Zucht alter und gefährdeter Nutztierrassen im Rahmen der Großschutzgebiete (Nationalparks, Biosphärenreservate, Naturparks) in NRW förderfähig?
Grundlage der Richtlinien zur Förderung der Zucht und Haltung bedrohter Haus- und Nutztier-rassen ist die Zucht und Haltung von Rinder-, Schaf-, Schwein-, Pferd- und Ziegenrassen, die in ihrem Bestand bedroht sind und in der Datenbank TGRDEU der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) als einheimisch und in den Gefährdungskategorien PERH (Phänotypische Erhaltungspopulationen), ERH (Erhaltungspopulationen) und BEO (Beobachtungspopulationen) geführt werden. Die geo-graphische Lage der Haltung der alten und gefährdeten Nutztierrassen (innerhalb oder außerhalb von Schutzgebieten wie z. B. Nationalparks, Biosphärenreservate oder Naturparks) ist für die Förderung unerheblich.