Antrag
der Fraktion der AfD
Für Natur- und Artenschutz: Kein weiterer Ausbau von Windindustrieanlagen
I. Sachverhalt
Nachdem der Begriff der Energiewende im Jahr 1980 erstmals durch eine Publikation des Öko-Instituts1 in den Diskurs eingebracht wurde, avancierte er in einer Zeit der medial geschürten Kollektivängste vor Waldsterben und Atomkatastrophen bald zu einem zentralen Schlagwort in der Umweltpolitik. Zuletzt entwickelte der Begriff auch eine technokratische Durchschlagskraft, die zum Atomausstieg führte. Ähnliche psychologische Mechanismen der medialen Panikmache großer Bevölkerungsgruppen, die mit staatlich-technokratischem Handeln einhergehen, sind im Hinblick auf die Klimadebatte zu konstatieren. Im Marketing-Kniff, Klimaschutz und Naturschutz gleichzusetzen, ist der ursprünglich konservative und schöpfungsbezogene Naturschutzgedanke des Bewahrens allmählich umgewertet worden und erscheint inzwischen als vernachlässigbare Größe der Regionalität gegenüber dem planetarisch gedachten Klimaschutz und seinem Weltrettungsanspruch.
Der technische Charakter des Klimaschutzes, der sich in der Energiewende zeigt, hat einen industriellen Komplex hervorgebracht, der das, was er zu retten vorgibt, in Wirklichkeit zerstört. Der Naturschutzethiker Wolfgang Epple kommt zu dem Schluss: „Windkraftindustrie und Naturschutz sind nicht vereinbar.“2 Windindustrieanlagen als sichtbare Zeichen der Energiewende bedeuten eine flächenhafte Transformation jahrhundertealter Kulturlandschaften in durchindustrialisierte Energielandschaften und beschleunigen die Biodiversitätskrise.
Neben der Energiewende sind die Agenda 2030 und der European Green Deal Konzepte innerhalb eines Klimakomplexes, in dem gezielt herbeigeführte Normenkonflikte zu einer Aushöhlung des Natur- und Artenschutzes führen. Die nicht nur von Vertretern der Windindustrie, sondern auch von Naturschutzverbänden ausgegebene Parole, dass der „naturverträgliche Ausbau der Windkraft“3 machbar sei, entpuppt sich als Widerspruch in sich.
Das Narrativ der Energiewendelobby lautet, dass Klimaschutz als Globalthema von größerer Relevanz sei als der konkrete Naturschutz und dass die negativen Auswirkungen der Energiewende auf die Funktionalität der Ökosysteme oder die Biodiversität vor Ort durch ein kleinteiliges Management überschaubar bleiben.4
Tatsächlich sind die negativen Auswirkungen von Windindustrieanlagen jedoch massiv und schaden der Natur und Umwelt mehr, als sie dem Klimaschutz dienen. Dass Windkraft umwelt-und klimaneutral, ja sogar emissionsfrei sei, ist in allen Punkten falsch.
So hat jede Windindustrieanlage von der Spitze der Rotorblätter bis zum Fundament nachweislich negative Folgen für Umwelt und Natur. Rotoroberflächen haben, unabhängig davon, mit welchem Oberflächenschutz sie ausgestattet sind, einen natürlichen Abrieb, der schädliche Emissionen von Mikroplastik verursacht. Auch noch so harte Oberschichtenlacke und weitere Schutzmechanismen können diesen Erosionsprozess nicht aufhalten, sondern lediglich verzögern. Mit zunehmendem Ausbau sind Windindustrieanlagen zudem aggressiven Höhenwinden in steigendem Maße ausgesetzt. Diese minimieren den Effekt von Materialverbesserungen. In einer Studie von Dänemarks Technischer Universität (DTU) wurde anhand genauer Wetterdaten das Abriebrisiko von Windindustrieanlagen an der deutsch-dänischen Nordseeküste ermittelt. Man kam zum Schluss, dass die Vorderkanten von Rotorblättern nur anderthalb bis drei Jahre dem Aufprall von Regentropfen standhalten.5 Aber auch Sand- und Hagelkörner und Insekten weisen eine deutlich abrasive Wirkung auf, so dass Rotorblätter nicht nur immer wieder von getöteten Insekten zu reinigen, sondern auch nachzulackieren, zu tapen oder sogar zu wechseln sind. Im Durchschnitt wird dabei von einer Lebensdauer der Flügel von zehn Jahren ausgegangen.
Eine Abschätzung im Auftrag des Deutschen Bundestages ergab Ende 2020, dass von den deutschlandweit rund 31.000 Windkraftanlagen ein Mikroplastikabtrag von maximal 1.395 Tonnen Material pro Jahr zu erwarten ist.6 Die Mikropartikel werden durch den Wind in einem Radius von bis zu 1.000 Metern verteilt und sorgen für einen kontinuierlichen Detritus, der die Böden langsam kontaminiert. Insbesondere auf landwirtschaftlich genutzten Flächen, die zur Nahrungsmittelproduktion dienen, ist dies sehr kritisch zu sehen. Unter Umständen müssen deswegen riesige Bodenflächen mit unwiederbringlich verlorener fruchtbarer Ackerkrume ausgetauscht werden. Denn die Glasfaserverstärkten Kunststoffe (GFK) und Carbonfaserver-stärkten Kunststoffe (CFK), die in den Rotorblättern zum Einsatz kommen, stehen laut Umweltbundesamt im Verdacht, krebserregend zu sein – u. a. wegen Bisphenol-A. Sie werden sogar wegen ihrer Lungengängigkeit mit Asbest gleichgesetzt, wie eine Kleine Anfrage der AfD im NRW-Landtag ergab.7 Die umweltschädlichste Wirkung entfalten solche ‚fiesen Fasern‘ bei Bränden von Windindustrieanlagen, die zumal unter diesen Umständen nicht beherrschbar sind, weil ein Löschen technisch nicht möglich ist.8
An den vorderen Rotorblattwülsten ergeben sich Geschwindigkeiten von bis zu 400 km/h, die für alle Lebewesen der Avifauna lebensbedrohlich sind. Bedenkt man, dass die überstrichene Rotorblattfläche der mehr als 30.000 Windkraftanlagen rund 200 Millionen Quadratmeter beträgt, müsste man sich als Äquivalent eine 1.300 Kilometer lange und 150 Meter hohe „Schred-dermauer“ vorstellen, die Deutschland von Norden nach Süden durchzieht.9 Gerade im Hinblick auf die noch wenig erforschten Wechselwirkungen zwischen Insektensterben und Windkraftnutzung lieferte 2021 eine Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) wertvolle Hinweise. Sie wurde gleichwohl wegen der angewandten Methodik kontrovers diskutiert, wobei es allerdings auch die erste Abschätzung ihrer Art ist.10 Darin heißt es, dass pro Tag einige Milliarden Insekten durch die Flügel deutscher Windindustrieanlagen getötet werden, zudem auch massenweise das noch immer unterschätzte Luftplankton. Dabei handelt es sich um Kleinstlebewesen, die auf natürliche Weise durch die Lüfte schweben. Was Insekten anlockt, ist zum einen die Flughindernisbefeuerung, zum anderen die Infrarotwärme der Gondeln.
Die durch Rotorschlag getöteten Vögel fallen zwar mengenmäßig nicht so sehr ins Gewicht. Die am meisten betroffenen Vögel sind aber Großvögel wie Mäusebussard, Storch oder Rotmilan, die eine schmalere Population als Kleinvögel aufweisen und daher stärker von bestandsgefährdenden Dezimierungen betroffen sind.11 Einer kritischen Betrachtung ist in diesem Kontext das Wind-an-Land-Gesetz zu unterziehen. Darin wird eine eingeengte Auswahl „windkraftsensibler“ Vogelarten vorgenommen, die nicht einmal den seltenen Schwarzstorch inkludiert.12 Auch für viele Zugvögel ist Deutschland ein „Hotspot für Windrad-Kollisionen“13, der mit 55,2 Prozent der „Gitternetzzellen mit hohem Risiko“ unter den einbezogenen Ländern am höchsten liegt. Noch stärker durch deutsche Windindustrieanlagen gefährdet als Großvögel sind Fledermäuse. Jährlich werden 250.000 von ihnen nicht nur durch Rotorschlag getötet, sondern zusätzlich durch das sogenannte „Barotrauma“.14 Dabei werden die Lungen von Fledermäusen im Vorbeifliegen durch Differenzen im Luftdruck dermaßen geschädigt, dass sie oft weit entfernt von den Rotoren verenden. Bienen wiederum verlieren ihren Orientierungssinn durch die elektromagnetischen Felder und den Infraschall, den Windindustrieanlagen verursachen. Davon können auch Fledermäuse und Vögel betroffen sein.15
Neben den erheblichen Tierverlusten führen Windindustrieanlagen auch zu einem Schwund der Pflanzenmasse. Dies verdeutlicht eine Studie aus China sehr deutlich, die diesen Konnex in einem Zeitraum von über zwei Jahrzehnten untersucht hat. Demnach wirken sich die Effekte zurückgehenden Pflanzenwachstums in einem Radius von bis zu sieben Kilometern aus.16
Dazu passt, dass Windindustrieanlagen zu lokalen Temperaturerhöhungen führen und das Mikro- und Regionalklima beeinflussen. Entscheidend ist dabei, dass die direkten Negativauswirkungen durch Windenergie auf das Klima schlagartig sind und sich durch einen weiteren Windkraftausbau noch verschärfen, ihre Vorteile im Hinblick auf eine mögliche CO2-Reduktion aber nur langsam zum Tragen kommen.17 Hinzu kommt, dass durch den Bau von einerseits immer mehr, andererseits immer höheren Windindustrieanlagen die Beeinträchtigung des Windhaushaltes sich noch stärker auf das Mikroklima auswirkt und sogar die Wolkenbildung beeinflusst werden kann.18
Auch durch ihre gigantischen Fundamente in Form von Betonfüßen wirken sich Windindustrieanlagen auf das Pflanzenwachstum aus, indem durch die unterirdische Bodenversiegelung die Grundwasserbildung beeinträchtigt wird. Zudem kann dies durch den mangelnden, zuweilen auch fehlenden Rückbau der Windindustrieanlagen zu einem dauerhaften Problem werden. Für das Fundament einer Windindustrieanlage mit drei Megawatt rechnet man beispielsweise rund dreieinhalbtausend Tonnen an Stahlbeton ein. In ihren Ringgeneratoren befinden sich mehr als 100 Kilometer Kupferdraht. Aus den Berechnungen einer französischen Studie ergibt sich, dass für die gleiche installierte Leistung Windindustrieanlagen bis zu 90-mal mehr Eisen, Kupfer und Glas brauchen als konventionelle Kraftwerke.19
Die Rotoren, die im Hinblick auf eine bessere Windernte stets länger werden, bestehen aus ganz unterschiedlichen, dünn übereinander geschichteten und miteinander verklebten Materialien, darunter auch energieintensiv erzeugtes Aluminium in Form von Platten, deren Verwendung aber je nach Bauweise und Hersteller etwas variieren kann. Darüber hinaus wird Balsa-holz eingesetzt, das als Tropenholz in erster Linie aus Ecuador und Papua-Neuguinea importiert wird. In Ecuador führte dies dazu, dass die traditionellen Waldgärten der indigenen Bevölkerung dem bloßen Anbau von Balsaholz wichen.20 Die Initiative „Rettet den Regenwald e.V.“ startete eine Petition, um dies zu unterbinden, denn auf ein einziges 75-Meter-Rotorblatt kommen rund 10 Kubikmeter Balsaholz. Allerdings vereint bislang kein anderer Werkstoff drei wichtige Eigenschaften, nämlich stabil, elastisch und auch noch leicht zu sein, sodass es unverzichtbar ist. Recycelbar ist das verklebte Balsaholz nicht.21
Für die Turbinen der Windräder werden seltene Erden wie Neodym benötigt. Diese sind meist nur in einem komplexen Verfahren zu extrahieren. Dabei wird Uran und Thorium freigesetzt. In China, dem derzeit größten Exporteur seltener Erden, der zugleich über keine nennenswerten Umweltstandards verfügt, wurden dadurch schon erhebliche Mengen verseuchten Wassers freigesetzt.22
Die Entsorgung von ausgedienten Windkraftanlagen ist kompliziert, da Großkräne zur Demontage gebraucht werden. Zwar sind Gondel und Turm wiederverwertbar, Rotorblätter und Fundament erfordern aber einen hohen Entsorgungsaufwand. Bis Mitte der 2020er Jahre dürften vermutlich über 100.000 Tonnen alter Rotorblätter anfallen, die nur unter sehr hohen Kosten teils wiederverwertbar sind. Auch eine Kleine Anfrage der AfD im NRW-Landtag ergab, dass der Rückbau von Windindustrieanlagen aufwändig und teuer ist, wenn nach dem Leitfaden „Anforderungen des Bodenschutzes an den Rückbau von Windenergieanlagen“ vorgegangen wird. Einhausungen, Wannen, Matten oder Geotextilien müssen zum Bodenschutz eingesetzt werden, um zu gewährleisten, dass bei der Demontage keine Splitter, Fasern oder Stäube in den Boden gelangen.23 Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass über ein Viertel der derzeit in Betrieb befindlichen Windindustrieanlagen älter als 20 Jahre alt ist, die dadurch auch unfall- und brandanfälliger sind und in absehbarer Zeit demontiert werden.24
Darüber hinaus muss der Energie- und Materialverbrauch in der Produktion von Windindustrieanlagen in die Umweltrechnung einbezogen werden. Im dreijährigen Forschungsprojekt „Materialeffizienz und Ressourcenschonung“ des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie sollten Materialflüsse und schon verbautes Material anhand von rund 20.000 Windindustrieanlagen untersucht werden. Im Ergebnis wogen die Windenergieanlagen zusammen 14,5 Mio. Tonnen. Im Vergleich kam man bei 17 Kernkraftwerken auf 12,6 Mio. Tonnen, bei 180 Kohlekraftwerken auf 17 Mio. Tonnen und bei 4950 Biogasanlagen auf 6 Mio. Tonnen. Dabei fiel auf: „Insgesamt ist der Metallanteil mit 28,5 % in der Windenergie höher als bei anderen Kraftwerkstypen.“25 Ebenso gilt dies für die Energiekosten, die beim Standby-Betrieb von Windindustrieanlagen anfallen. Nach konservativen Schätzungen des Energieexperten Frank Hennig belaufen sie sich bezogen auf ganz Deutschland auf einen Fremdleistungsbedarf, der der Leistung eines Atomkraftwerkes entspricht.26
II. Der Landtag stellt fest,
- dass die Energiewende der Biodiversität und der Funktionalität der Ökosysteme schadet;
- dass insbesondere ohnehin bedrohte Tierarten sehr negativ von Windindustrieanlagen betroffen sind;
- dass durch den massiven Ausbau der sogenannten erneuerbaren Energien die Funktionalität der Ökosysteme in unseren Kulturlandschaften erheblich gestört wird;
- dass durch die sogenannten erneuerbaren Energien hohe Ewigkeitskosten durch Flächenverbrauch, Versiegelung, Bodenverdichtung und nicht-recycelbare Bestandteile der Anlagen entstehen;
- dass die vermeintlich umweltfreundlichen erneuerbaren Energien massive Umweltschäden im Ausland verursachen.
III. Der Landtag fordert daher die Landesregierung auf:
- den Ausbau der erneuerbaren Energien einzuschränken;
- bei bestehenden Anlagen zu untersuchen, inwieweit die Biodiversität und Ökosysteme seit Bau der Anlagen geschädigt wurden;
- bei Windindustrieanlagen ein dauerhaftes Monitoring über deren Umweltauswirkungen und -kosten zu etablieren;
- eine Studie über die durch die erneuerbaren Energien verursachten Ewigkeitskosten in Gestalt von Flächenverbrauch, Versiegelung und emittierten Schadstoffe in Auftrag zu geben;
- sicherzustellen und notfalls unter Ausschöpfung von Rechtsmitteln darauf gedrungen wird, dass Betreiber von Windkraftanlagen deren vollständigen Rückbau (inklusive Fundamente) durchführen.
Zacharias Schalley
Dr. Martin Vincentz
Christian Loose
und Fraktion
1 Freiburger Öko-Institut e.V. (Hg.), Energie-Wende. Wachstum und Wohlstand ohne Erdöl und Uran, Frankfurt am Main 1980.
2 So lautet der Titel seiner gleichnamigen Denkschrift: Wolfgang Epple, Windkraftindustrie und Naturschutz. Windkraft-Naturschutz-Ethik. Eine Studie für die Naturschutzinitiative e.V., Norderstedt 2021.
4 Beispielhaft für ein derart umständliches Mikromanagement in NRW ist der vom Landesumweltministerium herausgegebene Leitfaden „Umsetzung des Arten- und Habitatschutzes bei der Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen in NRW“ (Vorlage 18/1359).
5 Vgl. https://www.mdpi.com/1996-1073/14/18/5974
7 Vgl. Kleine Anfrage der AfD im NRW-Landtag, Drucksache 18/3258, S. 2.
11 Vgl. https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rsos.211558.
12 Vgl. https://www.nabu.de/news/2022/06/31781.html.
13 Https://www.scinexx.de/news/energie/windkraft-karten-zeigen-kollisions-hotspots/.
14 Vgl. https://www.deutschewildtierstiftung.de/naturschutz/windenergie-und-artenschutz.
15 Vgl. https://www.kvarnhult.de/bienengesundheit/.
16 Vgl. https://www.nature.com/articles/s41598-023-49650-9.
19 Vgl. https://www.nature.com/articles/ngeo1993.
20 Https://www.wwf.de/themen-projekte/projektregionen/amazonien/balsaholz-fuer-windraeder.
22 Https://e360.yale.edu/features/china-wrestles-with-the-toxic-aftermath-of-rare-earth-mining.
23 Vgl. Drucksache 18/3258, S. 3.
24 Vgl. https://www.sueddeutsche.de/wissen/windraedern-recycling-muellproblem-li.3135139?print=true.
25 Https://www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/energie/windkraftanlagen-materialfresser/.
26 Vgl. https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/lichtblicke-kolumnen/standby-strombedarf-energiewende/.