Kleine Anfrage 859
des Abgeordneten Helmut Seifen AfD
„Es ist nicht genug zu wissen – man muss auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen – man muss auch tun“.
Johann Wolfgang v. Goethe, in: Wilhelm Meisters Wanderjahre, Kapitel 71
Der Begriff der „Parallelgesellschaft“ wurde erstmals vom Bielefelder Sozialwissenschaftler Wilhelm Heitmeyer geprägt. In einem Beitrag für die Wochenzeitung DIE ZEIT erklärte er im Jahr 1996: „Es besteht die Gefahr, dass religiös-politische Gruppen eine schwer durchschaubare ‚Parallelgesellschaft‘ am Rande der Mehrheitsgesellschaft aufbauen könnten“.1
Die schon seinerzeit offenkundig zutage tretenden Schwierigkeiten der Integration nichtwestlicher Migranten haben sich aktuell noch beträchtlich verstärkt. Insbesondere die 2015 getroffene Entscheidung der deutschen Bundesregierung, das Dublin-Abkommen auszusetzen und die bundesdeutschen Grenzen unkontrolliert zu öffnen, haben die schon zuvor bestehenden Schwierigkeiten der Integration in ganz Europa noch einmal dramatisch verschärft.
So hat die aktuelle dänische Regierung ein Aktionsprogramm beschlossen, das den Titel „Ein Dänemark ohne Parallelgesellschaften – keine Ghettos im Jahr 2030“ trägt, wie die Neue Zürcher Zeitung in ihrer Ausgabe vom 02. März 2018 berichtet.
Von der dänischen Regierung werden dem Programm fünf Kriterien zugrunde gelegt, die an einem räumlich begrenzten Ort zur Bildung von Parallelgesellschaften führen. 1. Eine Mehrheit an Personen mit nichtwestlichem Hintergrund. 2. Niedriges Ausbildungsniveau. 3. Niedriges Einkommensniveau. 4. Hohe Arbeitslosigkeit. 5. Eine hohe Kriminalitätsrate. Erfüllt ein Wohngebiet drei der Kriterien, gilt es für die dänische Regierung als Parallelgesellschaft.
Auf Grundlage dieser Kriterien hat die konservativ-liberale Regierung in Kopenhagen 22 Problembezirke benannt, in denen Parallelgesellschaften entstanden sind, welche der dänischen Politik nunmehr beschäftigen.
Ich frage daher die Landesregierung:
- Nach welchen Kriterien definiert die Landesregierung Problemgebiete, in denen sich parallelgesellschaftliche Strukturen entwickelt haben?
- Gibt es nach Einschätzung der Landesregierung Parallelgesellschaften in Nordrhein-Westfalen? (Bitte verwenden Sie zur Beantwortung der Frage die oben angefügten Definitionskriterien)
- Welche Stadtteile in Nordrhein-Westfalen erfüllen bei Zugrundelegung der in Dänemark verwendeten Kriterien den Sachverhalt einer Parallelgesellschaft in Nordrhein-Westfalen? (Bitte benennen Sie die getroffene Einschätzung mit den dafür zugrunde liegenden Daten)
- Welche Stadtteile sind aus Sicht der nordrhein-westfälischen Polizei auffällige Problembezirke, die den oben genannten sozialwissenschaftlichen Sachverhalt einer Parallelgesellschaft erfüllen würden? (Bitte ergänzen Sie die getroffenen Einschätzungen mit den dafür vorliegenden statistischen Angaben)
- Welche aktuellen Handlungskonzepte verfolgt die Landesregierung zur Vermeidung bzw. Auflösung von Parallelgesellschaften?
Helmut Seifen