Kleine Anfrage 2438
des Abgeordneten Dr. Hartmut Beucker AfD
In der Düsseldorfer Tonhalle ist jetzt jede dritte Aufführung des „Sternzeichen“-Symphoniekonzerts ein „Green Monday“. Wie sieht die Landesregierung dieses Projekt?
Wie aktuellen Berichten zu entnehmen ist, finden Umwelt- und Klimathemen zunehmend Eingang ins Programm der Tonhalle in Düsseldorf. Innerhalb der „Sternzeichen“ Symphoniekonzerte gehört jetzt jede dritte Aufführung zur Reihe „Green Monday“. Die „Green Mondays“ beginnen am 28. August 2023 und enden am 1. Juli 2024. Vor den Konzerten finden Einführungsgespräche statt, in denen die Themen Umwelt und Klima behandelt werden. So soll Düsseldorfs „Zero-Waste-Manager“ zum Auftakt am 28. August über das Thema Abfall und Recycling sprechen.
„Die Einführungsgespräche in der Rotunde werden sich dann nicht mehr nur mit Musik befassen, sondern jeweils Experten zu einem Umweltthema befragen: zum Beispiel Abfall und Recycling, Energieeffizienz, Wasser und CO2-Kompensation. Zudem gibt es Informationsstände im Foyer.“1
Initiatorinnen sind die Geigerin, Klima-Aktivistin und Gründerin der Online-Initiative „Music for our planet“, und eine Mitarbeiterin des Betriebsbüros der Tonhalle. Sie „möchte(n) die Klassikbranche dazu anregen, umweltbewusster und klimafreundlicher zu arbeiten.“2 Die „Idee eines grüneren Konzertsaals“ wird vom Intendanten der Tonhalle unterstützt.
Die Düsseldorfer Symphoniker haben sich vor zwei Jahren dem Verein „Orchester des Wandels“ angeschlossen, in dem sich Musikerinnen und Musiker für Klima- und Naturschutz einsetzen. „Die Düsseldorfer Symphoniker haben bereits ein neues Bewusstsein entwickelt. Auf ihrer jüngsten Spanientournee sind sie zwar mit dem Flugzeug angereist, für die weiteren Konzertorte aber in den Zug gestiegen. Zusammen mit dem Tonhallenteam beteiligten sie sich zudem an Müllsammelaktionen am Rhein und seinen Zuflüssen.“3 Mitglieder des Orchesters haben im Frühjahr 2022 auch „gemeinsam mit Ehrenamtlern der Initiative PlatzGrün bienen-und insektenfreundliche Stauden vor der Tonhalle gepflanzt.“4
Eine der beiden Initiatorinnen begründet die Notwendigkeit der „Green Mondays“ mit den aktuellen klimatischen Ereignissen: „Aber Nichtstun ist für die beiden auch keine Option. „Wir können nicht nur in unseren Kunst-Tempeln sitzen und Hochkultur machen.“ Sagt die Geigerin angesichts der Bilder von verheerenden Waldbränden und extremen Wetterereignissen.“5
Die grüne Thematik soll auch in zusätzlich zum „Sternzeichen“-Programm aufgeführten Auftragskompositionen aufgegriffen werden, die am Ende des „Green Monday“-Zyklus am 1. Juli 2024 zusammengefasst als „Green Piece“ dargeboten werden sollen.
„Neben neuen Eindrücken, Anstößen und Informationen soll aber natürlich die Kunst nicht zu kurz kommen. Daher wird zu Beginn jedes Konzerts ein kleiner musikalischer Gedankensplitter zu hören sein. Elf Komponistinnen und Komponisten aus der ganzen Welt haben sich auf das Experiment eingelassen, sich von Schlagworten wie „Recyling“, „Energieeffizienz“ oder „Digitalisierung“ inspirieren zu lassen und diese in Musik zu verwandeln, die die Düsseldorfer Symphoniker exclusiv an jedem „Green Monday“ als Prolog zum Sternzeichen-Programm auf die Tonhallenbühne bringen.“6
Die Initiatorinnen haben den CO2-Ausstoss der Konzertteilnehmer im Blick: „Das Publikum ist ebenfalls ein wichtiger Faktor, weil rund 40 Prozent der CO2-Imissionen durch die Anfahrt zum Konzertort entstehen. Deshalb soll die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln und das Trennen des Mülls erleichtert werden. Gespräche mit der Rheinbahn, den Takt der Transportmittel am Konzertabend zu erhöhen, sind aber noch nicht zum Abschluss gekommen.“7
Auch die Tonhalle strebt Veränderungen an: „Intern bemüht sich das Haus um eine bessere Energiebilanz. Der Verbrauch von Strom und Wasser wird unter die Lupe genommen, der Wechsel zu grünen Anbietern diskutiert. Maßnahmen wie die Umrüstung auf LED-Lampen und die Wiederverwertung von Plakaten helfen auch.“8
Die Tonhalle wendet sich an die Konzertbesucher und beschreibt die Intention der 12 „Green Mondays“: „Am Montagabend jedes Sternzeichenkonzerts mit den Düsseldorfer Symphonikern beleuchten wir ein spezielles Nachhaltigkeitsthema, von Energieeffizienz und Abfallmanagement bis hin zur nachhaltigen Mobilität. Am „Green Monday“ wird alles ganz genau unter die Lupe genommen. Kann die Anfahrt mit Privatautos durch den ÖPNV oder das Fahrrad ersetzt werden? Lässt sich der Stromverbrauch der Beleuchtung reduzieren? Und wenn nicht: Wie kann durch klimapolitische Aktionen gegengesteuert werden?
Im Fokus jedes „Green Monday“ steht eine themenspezifische Aktion, die die Durchführung des Konzerts nachhaltiger gestaltet. Ob es das Ausschalten des Deko-Lichts oder Anreize für die Anreise mit dem Fahrrad sind – wir möchten mit Ihnen gemeinsam neue Wege gehen. […]
Das Ziel von „Green Monday“ ist es, gemeinsam mit Ihnen, liebes Publikum, den CO2-Fußabdruck eines Konzertabends zu reduzieren und einen neuen Standard für umweltfreundliche Konzerte zu setzen.“9
Wie dieses Pilotprojekt mit vorgeschalteten Gesprächen zu Umwelt- und Klimathemen und „grünen“ Kurzkompositionen zu Achtsamkeit, Nachhaltigkeit, Transformation und Digitalisierung vor den eigentlichen musikalischen Darbietungen von den Konzertbesuchern aufgenommen wird, bleibt abzuwarten.
Ich frage daher die Landesregierung:
- Wie beurteilt die Landesregierung die Aktion „Grüne Tonhalle“, bzw. „Green Mondays“?
- Hält die Landesregierung eine Kombination von musikalischen Aufführungen und vorhergehenden Gesprächen über Umwelt- und Klimathemen für begrüßenswert?
- Kooperiert die Landesregierung bei dem Projekt „Grüne Tonhalle“ mit den Veranstalterinnen?
- Kooperiert die Landesregierung auch bei anderen Projekten dieser Art mit den jeweiligen Veranstaltern?
- Wird das Projekt „Grüne Tonhalle“ bzw. „Green Mondays“ von der Landesregierung finanziell gefördert?
Dr. Hartmut Beucker
1 Die Tonhalle will grüner werden, Rheinische Post, 24.8.2023
2 Ebenda
3 Ebenda
4 Mehr Grün rund um die Tonhalle, tonhalle.de
5 Die Tonhalle will grüner werden, Rheinische Post, 24.8.2023
6 Green Monday. Der Weg zu einem nachaltigen Konzerterlebnis, tonhalle.de
7 Ebenda
8 Ebenda
9 Green Monday. Der Weg zu einem nachhaltigen Konzerterlebnis, tonhalle.de
Die Ministerin für Kultur und Wissenschaft hat die Kleine Anfrage 2438 mit Schreiben vom
- Oktober 2023 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit der Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie sowie mit dem Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr beantwortet.
- Wie beurteilt die Landesregierung die Aktion „Grüne Tonhalle“, bzw. „Green Mondays“?
Generell begrüßt die Landesregierung Initiativen und Aktionen wie die „Grüne Tonhalle“, mit denen Kultureinrichtungen oder auch Akteurinnen und Akteure der Zivilgesellschaft einen Beitrag zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung leisten und den gesellschaftlichen Diskurs zu den Herausforderungen des Klimawandels unterstützen.
Bezüglich der Nachhaltigkeit sind die Bestimmungen des § 11 des Kulturgesetzbuches Nordrhein-Westfalen (KulturGB) maßgeblich. Zugleich sind die Einrichtungen bei der Gestaltung ihrer Programme frei.
- Hält die Landesregierung eine Kombination von musikalischen Aufführungen und vorhergehenden Gesprächen über Umwelt- und Klimathemen für begrüßenswert?
Es wird auf die Beantwortung der Frage 1 verwiesen.
- Kooperiert die Landesregierung bei dem Projekt „Grüne Tonhalle“ mit den Veranstalterinnen?
- Kooperiert die Landesregierung auch bei anderen Projekten dieser Art mit den jeweiligen Veranstaltern?
Aufgrund des Sachzusammenhangs werden die Fragen 3 und 4 gemeinsam beantwortet.
Grundsätzlich ist Nachhaltigkeit ein Kriterium für die Auswahl von geförderten Projekten. Dies ergibt sich aus § 11 KulturGB, wonach Nachhaltigkeit bei der Kulturförderung berücksichtigt werden soll.
Eine gesonderte Förderung für das Projekt „Grüne Tonhalle“ erfolgt nicht.
- Wird das Projekt „Grüne Tonhalle“ bzw. „Green Mondays“ von der Landesregierung finanziell gefördert?
Die Tonhalle Düsseldorf erhält über den Betriebskostenzuschuss für Personal- und Sachkosten vom Land 150.000 Euro jährlich. Das Schumann-Fest wird mit weiteren 50.000 Euro gefördert. Eine weitere Förderung durch das Land findet nicht statt.