Kommunale Theater und Orchester in Nordrhein-Westfalen

Kleine Anfrage
vom 23.10.2017

Kleine Anfrage 472
der Abgeordneten Gabriele Walger-Demolsky

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Die Landesregierung plant die 18 kommunalen Theater und 15 Orchester nachhaltig finanziell zu stärken.

Mit Blick auf die Verschuldung des Landes Nordrhein-Westfalen muss eine solche Unterstüt­zung transparent und anhand nachvollziehbarer Kriterien erfolgen. Zunächst muss aber über­prüft werden, ob die im Antrag angesprochenen Theater und Orchester in diesem Umfang wirklich gebraucht werden oder ob nicht gerade die historische Entwicklung zu einem auf Dauer unbezahlbaren „Kirchturmdenken“ in manchen Regionen geführt hat. Eine Finanzierung nach dem „Gießkannenprinzip“ würde solche Entwicklungen zukünftig sonst nur weiter beför­dern.

Ich frage daher die Landesregierung:

  1. Kommunale Theater und Konzerthäuser stellen mit ihrer Haushaltplanung spätestens seit 2015 den Kommunen statistische Kennzahlen zur wirkungsorientierten Steuerung vor. Diese Statistiken enthalten neben den Ergebnissen der Spielzeiten 2014/15, 2015/16 und 2016/17 im besten Fall sogar Planzahlen für 2017/18 und 2018/19. Können uns diese Steuerungskennzahlen der 18 kommunalen Theater und 15 Orches­ter zur Verfügung gestellt werden?
  2. In welchen Häusern werden sogenannte Steuerkarten oder sogar Freikarten vergeben? Bitte die jeweilige Anzahl und den Empfängerkreis solcher ermäßigten Karten angeben.
  3. Wie hoch sind die kommunalen- und Landeszuschüsse, die die einzelnen Häuser derzeit bekommen?
  4. Wie hoch ist der Gesamtanteil der kommunalen- und Landeszuschüsse an den Kosten?

Gabriele Walger-Demolsky

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Die Ministerin für Kultur und Wissenschaft hat die Kleine Anfrage 472 mit Schreiben vom 21. November 2017 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit dem Minister der Finanzen und der Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung beantwortet.

  1. Kommunale Theater und Konzerthäuser stellen mit ihrer Haushaltplanung spätestens seit 2015 den Kommunen statistische Kennzahlen zur wirkungsorientierten Steuerung vor. Diese Statistiken enthalten neben den Ergebnissen der Spielzeiten 2014/15, 2015/16 und 2016/17 im besten Fall sogar Planzahlen für 2017/18 und 2018/19.

Können uns diese Steuerungskennzahlen der 18 kommunalen Theater und 15 Orchester zur Verfügung gestellt werden?

Das Land verfügt über keine kommunalen Daten aus diesem Bereich.

  1. In welchen Häusern werden sogenannte Steuerkarten oder sogar Freikarten vergeben? Bitte die jeweilige Anzahl und den Empfängerkreis solcher ermäßigten Karten angeben.

Der Deutsche Bühnenverein veröffentlicht jährlich eine umfangreiche Statistik für ganz Deutschland, die auch die Anzahl der Steuer- und Freikarten umfasst. Die Statistik kann beim Deutschen Bühnenverein angefordert oder auf der Internetseite unter www.buehnenverein.de/publikationen-und-statistiken/statistiken.html eingesehen werden.

  1. Wie hoch sind die kommunalen- und Landeszuschüsse, die die einzelnen Häuser derzeit bekommen?

Nachfolgend nenne ich die Betriebskostenzuschüsse für kommunale Theater und Orchester (Ist-Zahlen 2016). Es handelt sich um die allgemeinen Betriebskostenzuschüsse. Nicht erfasst sind darin einzelne Projektzuschüsse sowie einzelne Sonderzuschüsse im Bereich der

kommunalen Kinder- und Jugendtheater (insgesamt rund 1,9 Mio. €) sowie kommunaler Ballett- und Tanzensembles (insgesamt rund 1,59 Mio. €).

Betriebskostenzuschüsse kommunale

Theater 13.777.000
Bochum 927.000
Dortmund 1.046.000
Hagen 677.000
Bielefeld 774.000
Duisburg (Deutsche Oper am Rhein GmbH) 704.000
Düsseldorf (Deutsche Oper am Rhein GmbH) 849.000
Essen 1.298.000
Krefeld/Mönchengladbach 1.081.000
Moers 170.000
Mülheim an der Ruhr 225.000
Oberhausen 598.000
Wuppertal 712.000
Aachen 601.000
Bonn 1.250.000
Köln 1.507.000
Gelsenkirchen 652.000
Münster 706.000
Betriebskostenzuschüsse kommunale
Orchester 3.658.250
Düsseldorf 375.000
Köln 447.000
Bonn 282.000
Duisburg 259.000
Bochum 257.000
Essen 287.000

 

Bergische Symphoniker (Remscheid und Solingen) 236.000
Dortmund 220.000
Münster 190.000
Wuppertal 229.000
Bielefeld 144.000
Gelsenkirchen (Anteil für ehemaliges kommunales Orchester) 143.000
Hagen 164.000
Aachen 125.000
Niederrheinische Symphoniker (Krefeld und Mönchengladbach) 216.000
Mönchengladbach) 216.000

Grundsätzlich verweise ich auch hier auf die Statistik des Deutschen Bühnenvereins, die alle Einnahmen und Ausgaben der Häuser erfasst.

  1. Wie hoch ist der Gesamtanteil der kommunalen- und Landeszuschüsse an den Kosten?

Der Anteil ist bei jeder Kultureinrichtung leicht verschieden, was an den unterschiedlichen Betriebsformen (kommunaler Eigenbetrieb, GmbH, gGmbH, AÖR etc.), der Größe der Einrichtungen sowie auch historischen Entwicklungen liegt. In Nordrhein-Westfalen liegt die Gestaltungshoheit und Finanzierung von Kunst und Kultur zu großen Teilen in der Hand der Kommunen. Dies ist auch ein Grund für die große Vielfalt und Qualität der Kulturlandschaft. In Nordrhein-Westfalen liegt der Finanzierungsanteil des Landes derzeit in der Regel bei durchschnittlich 3 – 5%.