Landwirtschaftliche Förderung der Lupine als Alternative

Kleine Anfrage
vom 12.04.2024

Kleine Anfrage 3641

des Abgeordneten Zacharias Schalley AfD

Landwirtschaftliche Förderung der Lupine als Alternative

In Deutschland befinden sich drei landwirtschaftliche Lupinenarten im Anbau, die gelbe Lupine (Lupinus luteus), die weiße Lupine (Lupinus albus) und die als blaue Lupine bekannte schmalblättrige Lupine (Lupinus angustifolius).

2021 wurde dabei auf den rund 28.900 Hektar Lupinenanbaufläche in Deutschland überwiegend die blaue Lupine angebaut, wobei die größten Anbauflächen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt waren.1

Nach den zwei trockenen Jahren 2018 und 2019 mit geringen Erträgen für Lupinen und andere Kulturen wurde eine Umfrage durchgeführt, die zeigte, dass in den Folgejahren 2020, 2021 und 2022 die Lupinenproduktion auf deutschlandweit knapp 32.000 Hektar aufgrund zunehmender Nachfrage nach heimischen Futter- und Nahrungsmitteln und neuen Sorten, insbesondere der weißen Lupine, anstieg.

Die weiße Lupine kann auf guten Böden hohe Erträge erzielen, wohingegen die schmalblättrige Lupine an sehr unterschiedliche Standortbedingungen angepasst ist.2

Viele Lupinen werden auch als Zierpflanzen und zur Böschungsbefestigung ausgesät. Ein drastisches Beispiel für mangelnde ökologische Einsicht ist die Aussaat von Lupinen an Autobahn-Böschungen. Die vom Wild gern als Futterpflanze angenommenen Lupinen führen zu häufigem Wildwechsel und damit zu zahlreichen Wildunfällen. Durch die Fähigkeit der Stickstoffanreicherung verändern sich die mageren und daher artenreichen Standorte nachhaltig.3

In Nordrhein-Westfalen überstieg 2021 die Anbaufläche von Lupinen mit fast 800 Hektar erstmals seit 2016 wieder die Anbaufläche von Sojabohnen. Es wird davon ausgegangen, dass von dieser Fläche mindestens 80% auf den Anbau von weißen Lupinen entfallen.4

Als wichtiges Instrument, um den Lupinenanbau zu erhöhen, wird von über 70 Prozent der konventionellen Landwirte die Zulassung bestimmter Pflanzenschutzmittel genannt. Als weitere wichtige, zu verbessernden Prioritäten werden finanzielle Anreize für den Anbau von Eiweißpflanzen, trockenheitstolerante Sorten und höhere Erzeugerpreise aufgelistet.

Wegen hohen Eiweiß- und Ölgehalten eignet sich besonders die weiße Lupine (Lupinus albus L.) als Nahrungsmittel und würde deshalb in Deutschland ein großes Potenzial aufweisen. Jedoch wurde der Anbau von weißer und gelber Lupine (Lupinus luteus L.) wegen der Pilzkrankheit Anthraknose um 1995 fast vollständig eingestellt.

Erst seit wenigen Jahren gibt es neue Sorten der weißen Lupine mit einer Toleranz gegen Anthraknose, wodurch ihr Anbau in Deutschland wieder ansteigt.

Um den Lupinenanbau in Deutschland zu fördern, bedarf es mehr Sorten, die sowohl gegenüber Krankheiten als auch Extremwetter toleranter sind. Laut einer Umfrage baute der Großteil der landwirtschaftlichen Betriebe die Schmalblättrige (blaue) Süßlupine (Lupinus angustifolius L.) an, die zu einem großen Teil als Tierfutter, aber zunehmend auch für Nahrungsmittel verwertet wird.5

Die Lupine weist als Leguminose viele positive pflanzenbauliche Eigenschaften auf. Die mehrjährige Pflanze ist in der Lage, eine Symbiose mit Knöllchenbakterien einzugehen und Stickstoff zu fixieren sowie durch saure Wurzelausscheidungen Nährstoffe wie z. B. Phosphor zu mobilisieren, was vor allem für ‚ökologische‘ Betriebe von Bedeutung ist.6 Leguminosen werden als natürliche Alternative zu chemisch-synthetischen Stickstoffdüngern genutzt.7

Des Weiteren lockert sie mit ihrer tiefreichenden Pfahlwurzel den Boden auf und verbessert dadurch die Bodenstruktur.

Weil Lupinen nicht selbstverträglich sind, sollten zur Vermeidung von bodenbürtigen Pilzkrankheiten und Leguminosenmüdigkeit, Anbaupausen von mindestens vier Jahren zu ihnen selbst und anderen Leguminosen eingehalten werden.

Wegen der Sklerotinia-Weichfäule wird eine Anbaupause zu Raps und Sonnenblumen von ebenfalls mindestens vier Jahren empfohlen.8

Nicht nur wegen der bodenverbessernden Wirkung, der Einsparung von mineralischem N-Dünger, dem guten Vorfruchtwert oder der Möglichkeit, mit der Leguminose die Fruchtfolge zu bereichern, sondern auch aufgrund des hohen Eiweißgehaltes ist das Interesse am Lupinenanbau groß.

Der Lupinenanbau in Deutschland verringert die Abhängigkeit der Betriebe von Eiweißfutterimporten, was durch die Preissteigerungen für importierte Futtermittel wie Soja gleichzeitig eine wichtige Motivation für den Lupinenanbau ist.

Für zufriedenstellende Erträge und rentablen Anbau sind jedoch Züchtungsmaßnahmen und finanzielle Anreize entscheidend.9

Vor diesem Hintergrund frage ich:

  1. Wie hat sich die landwirtschaftliche Fläche für den Lupinenanbau in Nordrhein-Westfalen seit 2008 entwickelt?
  2. Wie haben sich die Förderbedingungen, Höhe und Art der Zuwendungen an die Landwirte für den Lupinenanbau in Nordrhein-Westfalen seit 2008 entwickelt?
  3. Welche Pflanzenschutzmittel sind aktuell für den Lupinenanbau zugelassen?
  4. Inwieweit fördert die Landesregierung in Bezug auf Züchtungsmaßnahmen den Lupinenanbau?
  5. Wie bewertet die Landesregierung die landwirtschaftliche Nutzung von Lupinen vor dem Hintergrund, dass die vielblättrige Lupine als invasive Art eingestuft wird?

Zacharias Schalley

 

MMD18-8819

 

1 https://www.lfl.bayern.de/mam/cms07/publikationen/daten/informationen/lupine-anbau-verwertung_lfl-information.pdf

2https://www.zalf.de/de/aktuelles/DokumenteMeldungen/Pressemitteilungen/2022_08_26_Lupinenanbau_in_Deutschland.pdf

3 https://www.lpv-rhoen.de/projekte/bekaempfung-neobiota/lupine.html

4 https://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/ackerbau/eiweisspflanzen/soja-lupinen-sv-2021.htm

5https://www.zalf.de/de/aktuelles/DokumenteMeldungen/Pressemitteilungen/2022_08_26_Lupinenanb au_in_Deutschland.pdf

6 https://www.lfl.bayern.de/mam/cms07/publikationen/daten/informationen/lupine-anbau-verwertung_lfl-information.pdf

7https://www.zalf.de/de/aktuelles/DokumenteMeldungen/Pressemitteilungen/2022_08_26_Lupinenanbau_in_Deutschland.pdf

8 https://www.lfl.bayern.de/mam/cms07/publikationen/daten/informationen/lupine-anbau-verwertung_lfl-information.pdf

9https://www.zalf.de/de/aktuelles/DokumenteMeldungen/Pressemitteilungen/2022_08_26_Lupinenanbau_in_Deutschland.pdf


Die Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat die Kleine Anfrage 3641 mit Schreiben vom 29. April 2024 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit dem Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr beantwortet.

Vorbemerkung der Landesregierung

Der Anbau von Lupinen hat aufgrund der standortspezifischen und klimatischen Ansprüche der Lupinen seinen Schwerpunkt innerhalb Deutschlands in den östlichen Bundesländern. Der Schwerpunkt beim Anbau großkörniger Leguminosen liegt in Nordrhein-Westfalen eher bei Ackerbohnen und Erbsen sowie zunehmend auch Soja, die unter den hiesigen Anbaubedin­gungen deutlich höhere Erträge als Lupinen erzielen.

  1. Wie hat sich die landwirtschaftliche Fläche für den Lupinenanbau in Nordrhein-Westfalen seit 2008 entwickelt?

Die Anbaufläche für Lupinen hat sich von etwa 70 Hektar im Jahr 2008 auf rund 800 Hektar im Jahr 2023 vergrößert. Das entspricht 0,075 Prozent der Ackerfläche Nordrhein-Westfalens.

  1. Wie haben sich die Förderbedingungen, Höhe und Art der Zuwendungen an die Landwirte für den Lupinenanbau in Nordrhein-Westfalen seit 2008 entwickelt?

Eine spezifische Förderung des Lupinenanbaus durch direkte Zuwendungen an Landwirtinnen und Landwirte wird in Nordrhein-Westfalen nicht angeboten. Im Rahmen der Agrarumwelt-maßnahme „Anbau vielfältiger Kulturen mit großkörnigen Leguminosen“ ist ein Anteil von 10 Prozent des Anbaus großkörniger Leguminosen – wozu auch die Lupine gehört – an der för­derfähigen Ackerfläche Bedingung. Eine indirekte Förderung erfolgt durch die teilweise Finan­zierung von Sortenversuchen, z.B. Landessortenversuche des ökologischen Landbaus mit Blauen und Weißen Lupinen.

  1. Welche Pflanzenschutzmittel sind aktuell für den Lupinenanbau zugelassen?

Die Datenbank des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit umfasst (Stand BVL-Verzeichnis: 4. April 2024) derzeit 17 Wirkstoffe, die in Lupine zugelassen sind. Auf Produktebene gibt es durch Zulassungserweiterungen und Produkte aus dem Parallelhan­del sowie Generika derzeit 173 zugelassene Produkte.

  1. Inwieweit fördert die Landesregierung in Bezug auf Züchtungsmaßnahmen den Lupinenanbau?

Züchtungsmaßnahmen für Lupinen werden in Nordrhein-Westfalen nicht gefördert. Der Züch­tungsfortschritts wird durch partielle Finanzierung von Sortenversuchen, z.B. Landessorten-versuche des ökologischen Landbaus mit Blauen und Weißen Lupinen, gefördert.

  1. Wie bewertet die Landesregierung die landwirtschaftliche Nutzung von Lupinen vor dem Hintergrund, dass die vielblättrige Lupine als invasive Art eingestuft wird?

Blaue (Schmalblättrige), Weiße und Gelbe Lupinen sind in Europa heimische Arten mit nur geringem Ausbreitungs- und Auskreuzungspotential und werden daher in Deutschland als nicht-invasiv eingestuft.

Die Vielblättrige Lupine (Lupinus polyphyllus) wird vom Bundesamt für Naturschutz als inva-sive Art bewertet. Sie wird landwirtschaftlich nicht genutzt und kann zu ökologischen Proble­men und durch die potentielle Kreuzung mit den genannten heimischen Arten auch zu Prob­lemen bei der Saatgutvermehrung von Blauen, Weißen und Gelben Lupinen führen. Im Bio-sphärenreservat Rhön erreicht die Art hohe Deckungen und führt so zu einer verringerten Ar­tenvielfalt der Wiesengesellschaften. Dort sind negative Auswirkungen auf Bergmähwiesen, Borstgrasrasen und Storchschnabel-Goldhaferwiesen nachgewiesen. Neben der Verände­rung der Vegetationsstruktur und Konkurrenzverhältnisse beeinflusst die Vielblättrige Lupine durch die Bindung von Luftstickstoff die Nährstoffversorgung und düngt die natürlicherweise mageren Wiesengesellschaften auf.

In Nordrhein-Westfalen sind bisher noch keine Meldungen über kritische Vorkommen der Viel­blättrigen Lupine bekannt.

 

MMD18-9121