Lüdenscheid: Schwere Körperverletzung nach Streit zwischen zwei Männern – Was sind die Hintergründe?

Kleine Anfrage
vom 26.04.2024

Kleine Anfrage 3765

des Abgeordneten Markus Wagner AfD

Lüdenscheid: Schwere Körperverletzung nach Streit zwischen zwei Männern Was sind die Hintergründe?

Am Samstag, den 6. April 2024, kam es in einem Mehrfamilienhaus im märkischen Lüdenscheid zu einer schweren Körperverletzung. Um etwa 22:15 Uhr alarmierten die Bewohner des Hauses in der Volmestraße die Polizei, da sie eine ausartende Auseinandersetzung in einer der Wohnungen hörten. Am Tatort konnte die Polizei einen schwerverletzten 44-jährigen Mann aus Werdohl vorfinden. Die Verletzungen seien durch einen spitzen Gegenstand herbeigeführt worden. Unter anderem soll es Wunden auch im Bereich des Halses gegeben haben. Der Mann wurde noch vor Ort erstbehandelt und daraufhin zu einer weiterreichenden Behandlung ins Krankenhaus gebracht. In Lebensgefahr sei er nicht gewesen. Die Polizei wollte keine Auskünfte zur Tatwaffe oder den Beteiligten geben. Auch zu den genauen Ursachen und dem Verlauf des Streits wurde geschwiegen.1

Ich frage daher die Landesregierung:

  1. Wie ist der aktuelle Sachstand der polizeilichen und staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen zu dem oben beschriebenen Vorfall? (Bitte Tathergang, Vorstrafen der Tatverdächtigen, Straftatbestände, Staatsbürgerschaften der Tatverdächtigen, seit wann die Tatverdächtigen im Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft sind, Vornamen und Mehrfachstaatsangehörigkeit bei deutschen Tatverdächtigen und sonstige polizeiliche Erkenntnisse über die Tatverdächtigen nennen.)
  2. Wie viele Gewaltdelikte gab es seit 2015 bis heute pro Jahr im Märkischen Kreis? (Bitte nach Ort und Tatwaffe aufschlüsseln.)
  3. Welches Alter haben die für die in Frage 2 abgefragten Gewaltdelikte verantwortlichen Tatverdächtigen?
  4. Welches Geschlecht haben die für die in Frage 2 abgefragten Gewaltdelikte verantwortlichen Tatverdächtigen?
  5. Welche Nationalität haben die für die in Frage 2 abgefragten Gewaltdelikte verantwortlichen Tatverdächtigen? (Bitte bei Deutschen eine Mehrfachstaatsangehörigkeit extra ausweisen.)

Markus Wagner

 

MMD18-9052

 

1 https://m.bild.de/regional/ruhrgebiet/ruhrgebiet-aktuell/mann-44-in-luedenscheid-niedergestochen-messerattacke-im-mehrfamilienhaus-87789436.bildMobile.html.


Der Minister des Innern hat die Kleine Anfrage 3765 mit Schreiben vom 27. Mai 2024 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit der Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleich­stellung, Flucht und Integration sowie dem Minister der Justiz beantwortet.

Vorbemerkung der Landesregierung

Datenbasis für die Beantwortung von Fragen zur Kriminalitätsentwicklung ist die Polizeiliche Kriminalstatistik. Sie wird nach bundeseinheitlich jährlich festgelegten Richtlinien erstellt. Die Erfassung erfolgt nach Abschluss aller kriminalpolizeilichen Ermittlungen und führt häufig zu einem zeitlichen Versatz zwischen Bekanntwerden der Straftat und der statistischen Erfassung. Die Polizeiliche Kriminalstatistik ist eine Jahresstatistik, die zu Jahresbeginn eines Folgejahres für das Vorjahr veröffentlicht wird. Bis zur Veröffentlichung führt das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen umfangreiche und aufwändige Prüfroutinen im Rahmen eines Qualitätssicherungsprozesses durch. Insofern liegen die Daten zu Straftaten derzeit bis zum Berichtsjahr 2023 qualitätsgesichert vor.

Der Begriff „Gewaltdelikte“ ist in der Polizeilichen Kriminalstatistik nicht definiert. Zur Beantwortung der Fragen 2 bis 5 wurde der Summenschlüssel „Gewaltkriminalität“ um die „vorsätzliche einfache Körperverletzung“ ergänzt und ausgewertet. Der Summenschlüssel der „Gewaltkriminalität“ umfasst folgende Delikte:

– 010000          Mord

– 020000          Totschlag und Tötung auf Verlangen

– 111000         Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und sexueller Übergriff im besonders schweren Fall einschl. mit Todesfolge

– 210000          Raub, räuberische Erpressung und räuberischer Angriff auf Kraftfahrer

– 221000          Körperverletzung mit Todesfolge

– 222000         Gefährliche und schwere Körperverletzung, Verstümmelung weiblicher Genitalien

– 233000          Erpresserischer Menschenraub

– 234000          Geiselnahme

– 235000          Angriff auf den Luft- und Seeverkehr

  1. Wie ist der aktuelle Sachstand der polizeilichen und staatsanwaltschaftlichen Er­mittlungen zu dem oben beschriebenen Vorfall? (Bitte Tathergang, Vorstrafen der Tatverdächtigen, Straftatbestände, Staatsbürgerschaften der Tatverdächtigen, seit wann die Tatverdächtigen im Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft sind, Vornamen und Mehrfachstaatsangehörigkeit bei deutschen Tatverdächtigen und sonstige polizeiliche Erkenntnisse über die Tatverdächtigen nennen.)

Die Leitende Oberstaatsanwältin in Hagen hat dem Ministerium der Justiz unter dem 30.04.2024 im Wesentlichen berichtet, dass der Beschuldigte – dem bisherigen Ergebnis der noch andauernden Ermittlungen zufolge – am 06.04.2024 im Rahmen einer Auseinanderset­zung zwischen armenischen Landsleuten auf einer Geburtstagsfeier in Lüdenscheid einem Zeugen mit einem Messer eine Schnittverletzung hinter dem linken Ohr bis zum Hals zugefügt habe. Als der Beschuldigte die Örtlichkeit anschließend habe verlassen wollen, sei ihm ein weiterer Zeuge hinterhergelaufen. Diesem habe der Beschuldigte eine oberflächliche Schnitt­verletzung an der linken Armbeuge beigebracht.

Der Beschuldigte sei der gefährlichen Körperverletzung verdächtig. Er sei mehrfach, u. a. we­gen Eigentumsdelikten, Geldfälschung und Fahrens ohne Fahrerlaubnis, vorbestraft.

  1. Wie viele Gewaltdelikte gab es seit 2015 bis heute pro Jahr im Märkischen Kreis? (Bitte nach Ort und Tatwaffe aufschlüsseln.)

Der nachfolgenden Tabelle bitte ich die Anzahl der bekannt gewordenen Gewaltdelikte, die sich in den Jahren 2015 bis 2023 im Märkischen Kreis ereignet haben, zu entnehmen:

Jahr Gewaltkriminalität vors.                 einfache

Körperverletzung

2015 835 2000
2016 962 2090
2017 871 2058
2018 860 2056
2019 894 1987
2020 717 1914
2021 771 1882
2022 987 2357
2023 946 2304

 

  1. Welches Alter haben die für die in Frage 2 abgefragten Gewaltdelikte verantwort­lichen Tatverdächtigen?

Die Anzahl der ermittelten Tatverdächtigen – aufgeschlüsselt nach dem Alter – bitte ich der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen.

Gewaltkriminalität
Jahr unter 14 14 bis
unter 18
18 bis
unter 21
ab 21
2015 24 101 98 574
2016 38 113 132 662
2017 46 115 105 567
2018 48 141 106 624
2019 61 131 137 666
2020 30 105 101 544
2021 28 143 107 556
2022 62 187 104 642
2023 54 176 93 588

 

vors. einfache Körperverletzung
Jahr unter 14 14 bis
unter 18
18 bis
unter 21
ab 21
2015 56 166 169 1407
2016 50 169 173 1518
2017 74 194 152 1505
2018 62 167 170 1522
2019 83 176 183 1422
2020 70 140 129 1383
2021 45 144 121 1298
2022 68 166 149 1631
2023 102 183 111 1573

 

  1. Welches Geschlecht haben die für die in Frage 2 abgefragten Gewaltdelikte ver­antwortlichen Tatverdächtigen?

Die Anzahl der ermittelten Tatverdächtigen – aufgeschlüsselt nach dem Geschlecht – bitte ich der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen:

 

Gewaltkriminalität
Jahr männlich weiblich
2015 682 115
2016 810 135
2017 711 122
2018 785 134
2019 827 168
2020 647 133
2021 682 152
2022 832 163
2023 750 161

 

vors. einfache Körperverletzung
Jahr männlich weiblich
2015 1451 347
2016 1529 381
2017 1559 366
2018 1523 398
2019 1461 403
2020 1359 363
2021 1251 357
2022 1550 464
2023 1513 456

 

  1. Welche Nationalität haben die für die in Frage 2 abgefragten Gewaltdelikte verant­wortlichen Tatverdächtigen? (Bitte bei Deutschen eine Mehrfachstaatsangehörig­keit extra ausweisen.)

Die Nationalität der ermittelten Tatverdächtigen bitte ich den Anlagen 1 und 2 zu entnehmen.

 

MMD18-9364

Beteiligte:
Markus Wagner