Lünen darf nicht folgenlos bleiben

Rede
vom 27.01.2018

Das Jahr ist noch keine vier Wochen alt, die Bluttat von Kandel noch in unserer aller Köpfe, und schon wieder ist ein schweres Verbrechen geschehen, diesmal in einer Gesamtschule in Lünen. Ein ehemaliger Schüler, ein 15jähriger, geht in Anwesenheit seiner Mutter mit einem Messer auf seinen Mitschüler los und verletzt ihn tödlich. Alle Rettungsversuche scheitern. Der Auslöser: Ein falscher Blick des Opfers. Mehr nicht.
Zunächst an dieser Stelle unser tiefstes Beileid für die Familie des Opfers und für die gesamte Schulgemeinde der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Lünen. Eine Tat wie diese erschüttert das schulische Gemeinwesen in seinem tiefsten Inneren, schmälert es doch das Vertrauen in einen Ort, der gemeinhin als Schutz- und Schonraum für unsere Kinder gilt. Doch während der eine nun voreilig nach schärferen Gesetzen, ja gar nach Körperscannern in der Schule wie in den USA ruft, während der andere mahnend den Zeigefinger hebt und davor warnt, Schulen zu Festungen zu machen, ist es wichtig, die Hintergründe der Tat zu verstehen.

Hier geht es nicht darum, dass die Familie des Jungen aus Kasachstan stammt. Es soll auch nicht darum gehen, ob der Junge vielleicht ein Moslem ist oder nicht. Die Versäumnisse liegen auf einem anderen Feld.

Der Junge gilt als unbeschulbar aufgrund seiner Aggressivität und der fehlenden Bereitschaft, sich in die schulische Gemeinschaft einzuordnen. So musste er zeitweilig die Schule verlassen und schließlich ersatzweise von einer andere Schule aufgenommen wurde.

Und auch die äußerst niedrige Reizschwelle des Täters zeigt, dass dieser kein gewöhnlicher Schüler ist, sondern dass die emotional-soziale Entwicklung des Heranwachsenden nicht ansatzweise auf dem Niveau war, das man bei einem 15jährigen erwarten würde, der die Gesamtschule besucht. Für Schüler mit einem solch eklatanten Förderbedarf sind ursprünglich einmal Förderschulen eingerichtet worden, die sich um solche Schüler intensiv kümmern können. Der Inklusionsansatz der schwarz-gelben und der rot-grünen Regierungen in NRW räumt dem Elternwillen bei der Schulwahl einen Vorrang ein gegenüber dem, was für das Kind notwendig ist. So werden Schüler an Regelschulen angemeldet, die mit diesen Kindern vollkommen überfordert sind. Doch eine Regelschule kann nicht jedem Förderbedarf gerecht werden.

Hier zeigt sich nun, wie gefährlich Inklusion mitunter sein kann, wenn man sie aus ideologischen Gründen durchsetzt. Nicht die Gesamtschule, sondern die Förderschule wäre von vornherein der richtige Ort für diesen Jungen gewesen. Ein junger Mensch könnte noch leben, ein anderer junger Mensch hätte nicht zum Straftäter werden müssen. Die schulische Inklusion war und ist der falsche Weg, wie es dieses Extrembeispiel auf schockierende Weise verdeutlicht.

Wenn einmal wieder ein Moratorium nötig wäre, dann jetzt, Frau Gebauer.

Beteiligte:
Helmut Seifen