Neue Technologien im Straßenbau am Beispiel der Niederlande

Antrag
vom 11.09.2018

Antrag

der Fraktion AfD

Neue Technologien im Straßenbau am Beispiel der Niederlande

Im Juni 2015 entschied das Landesgericht in Den Haag zugunsten der Bürgerbewegung „Urgenda“, welche gegen den niederländischen Staat geklagt hatte. Gegenstand der Klage war die verfehlte Umweltpolitik. Die niederländische Regierung wurde nun durch diesen Vorfall dazu angestoßen, neue Technologien zu fördern und zu entwickeln.

Es ist vor diesem Hintergrund nicht verwunderlich, dass sich in den Niederlanden in den vergangenen Jahren ein erhöhtes Interesse an alternativen, effizienten und umweltfreundlichen Technologien wahrnehmen lässt. Gerade im Straßenbau hat sich insbesondere ein Pilotprojekt hervorgetan, das unsere Aufmerksamkeit verdient hat.

Im niederländischen Straßenbau-Sektor gibt es zurzeit Bestrebungen, den Straßenbau zu revolutionieren, indem Straßen, Wege und Radwege aus recyceltem Plastik hergestellt werden. Straßen aus recyceltem Plastik bringen nicht nur für die Umwelt erhebliche Vorteile mit sich, sondern sind gerade aus infrastruktureller Sicht, sowie in puncto Effizienz im Straßenbau, äußerst interessant. Nach Recherche hat sich Folgendes ergeben:

–        Wasserspeicherung / -Filtersystem kann stärksten Regenströmen standhalten

–        80% schnellere Installierung / Instandhaltung

–        Geringere Beeinträchtigung der Umwelt

–        Weniger Erdbewegung erforderlich

–        80% weniger Transportaufwand, demnach 80% weniger Emissionen

–        Zukunftssicher, denn, sobald vorhanden, kann die Straße bei Bedarf auch anderswo installiert werden

–        Komplett recycelbar und kann von lokalem Plastikabfall hergestellt werden

–        Hohlräume in den Straßen können verkabelt werden und somit für die Digitalisierung genutzt werden

–        Trägt u. a. zur Lösung des „Plastikmüllproblems“ bei und macht den Straßenbau unabhängig vom Sandbedarf, der das Verkehrswesen in Zukunft vor große Herausforderungen stellen wird

Die zwei Pilotprojekte (zwei Radwege in Rotterdam) sind kurz vor ihrer Vollendung und werden voraussichtlich demnächst zur öffentlichen Verfügung stehen. Diese Prototypen haben zwar mehr gekostet als ursprünglich kalkuliert, aber die wahren Kosten würden sich laut Prognose erst konkret kalkulieren lassen, sobald die Straßen in Serie gehen würden. Diesbezüglich ist neben den bereits genannten Vorteilen auch von einer allgemeinen Kostensenkung auszugehen. Auch muss im Pilotverfahren genauer getestet werden, wie frei von Sand diese Straßen wirklich sein können. Ferner ist zu eruieren, wie sich die Befahrung der Plastikstraßen, welche mit Hohlräumen ausgestattet sind, auf den Geräuschpegel auswirkt.

NRW könnte erheblich von dieser neuen Technologie profitieren. Das Plastikproblem ist nicht nur ein niederländisches, sondern ein globales Problem. NRW hätte mit der landesinternen Erprobung dieser Technologie die Chance, sich positiv auch in Sachen Umweltschutz zu positionieren und tätig zu werden. Neben den auf der Hand liegenden Vorteilen für Umwelt und Kosten sind auch die Vorteile für den Verkehr signifikant. Bedenkt man, dass in NRW jeder zweite Stau durch eine Baustelle verursacht wird, so würden hier erhebliche Schritte in die richtige Richtung gemacht werden. Schnellere Installationen, weniger Transporte und leichtere/weniger Sanierungen bedeuten nicht nur weniger Emissionen, sondern auch weniger Stau und schnellere Straßen.

Der Landtag fordert die Landesregierung auf,

  1. einen Dialogprozess mit der Wirtschaft zu initiieren, mit dem Hauptaugenmerk auf den genannten Projekten in den Niederlanden, und gegebenenfalls mit Straßen NRW zu eruieren, ob und wie auch in Deutschland mit entsprechenden Pilotprojekten begonnen werden kann.
  2. dieses Projekt als geeignete Maßnahme zur Steigerung der Recyclingquote bei Kunststoffen und der Digitalisierung des Straßenverkehrs anzuerkennen.
  3. neue Technologien im Radwege- und Straßenbau zu erschließen, welche benutzerfreundlichen Komfort bei gleichzeitiger Steigerung der umweltlichen Bedingungen und Effizienz garantieren. Zu diesem Zweck soll die Landesregierung eine internationale Liste von förderungswürdigen Projekten mit eben dieser Zielsetzung anlegen und diese während des Projektverlaufs monitorieren.

Nic Peter Vogel Markus Wagner Andreas Keith

und Fraktion

 

MMD17-3592

Beteiligte:
Nic Vogel