Personalmangel bei der nordrhein-westfälischen Wasserwirtschaft: Was tut die Landesregierung?

Kleine Anfrage

Kleine Anfrage 1095
des Abgeordneten Klaus Esser vom 20.01.2023

Personalmangel bei der nordrhein-westfälischen Wasserwirtschaft: Was tut die Landesregierung?

In Nordrhein-Westfalen fehlt überall Personal. Jedes zweite Unternehmen kann Stellen nicht mehr besetzen. Im Mai 2022 hatte die Zahl der offenen Stellen in NRW mit rund 170.000 sogar einen vorläufigen neuen Höchststand erreicht.1 Nicht nur im Gesundheitswesen und der Gastronomie, in zahlreichen Handwerksberufen oder in der Logistikbranchen suchen die Unternehmen nach Beschäftigten. Der Fachkräftemangel wird von den meisten Unternehmen als großes Geschäftsrisiko eingeschätzt.2 Offenbar sieht es auch bei der Wasserwirtschaft im Land düster aus, wenn man Warnungen bezüglich eines „dramatischen Fachkräftemangels“ (DST) oder der Bitte des VCI um „gezielte Gewinnung von Fachkräften (insbesondere Schiffsführer)“ Glauben schenkt.3

Ich frage daher die Landesregierung:

  1. Leidet die Wasserwirtschaft in Nordrhein-Westfalen unter Personalmangel?
  2. Wie gestaltet sich ein etwaiger Personalmangel im Bereich Wasserwirtschaft konkret?
  3. Wie hat sich die Zahl der in NRW tätigen Schiffsführer in den letzten 10 Jahren entwickelt?
  4. Welche Schritte plant die Landesregierung, um dem Personalmangel in der Wasserwirtschaft zu begegnen?

Klaus Esser

 

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1 H t t p s :/ /w w w1 . wdr.de/nachrichten/wirtschaft/corona-personalmangel-flughaefen-fachkraefte-100.html

2 H t t p s: / / d e . st a t i st a .com/themen/887/fachkraeftemangel/#dossierKeyfigures

3 siehe Stellungnahmen 18/28 und 18/31

H t t ps : / / in t ra n e t. l a ndtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMST18-28.pdf

H t t p s: // i n tr a n et .landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMST18-31.pdf


Der Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr hat die Kleine Anfrage 1095 mit Schrei­ben vom 21. Februar 2023 namens der Landesregierung beantwortet.

Vorbemerkung der Landesregierung

Die Landesregierung geht unter Berücksichtigung der Ausführungen des Fragestellers und der zitierten Stellungnahmen 18/28 und 18/31 zum Antrag „Leistungsfähigkeit des Rheins als Was­serstraße und logistische Lebensader erhalten“ (Landtags-Drucksache 18/611) davon aus, dass mit dem Begriff „Wasserwirtschaft“ hier der Sektor Binnenschifffahrt gemeint ist. Unter dieser Prämisse werden die Fragen wie folgt beatwortet:

  1. Leidet die Wasserwirtschaft in Nordrhein-Westfalen unter Personalmangel?
  2. Wie gestaltet sich ein etwaiger Personalmangel im Bereich Wasserwirtschaft kon­kret?

Die Fragen 1 und 2 werden aufgrund ihres Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet.

Der Landesregierung ist bekannt, dass auch im Binnenschifffahrtssektor seit Jahren ein Man­gel an Fachkräften besteht. Das betrifft nicht nur Nord-rhein-Westfalen, sondern die gesamte Bundesrepublik.

Der Mangel an Fachkräften führt zu einem intensiven Wettbewerb unter den Reedereien um die vorhandenen Fachkräfte, bspw. bei nautischen Besatzungsmitgliedern.

Bei einem fortwährenden Personalmangel in der Binnenschifffahrt ist zu-dem zu befürchten, dass dadurch weniger Schiffe eingesetzt werden können.

  1. Wie hat sich die Zahl der in NRW tätigen Schiffsführer in den letzten 10 Jahren entwickelt?

Der Landesregierung liegen hierzu keine statistisch erfassten Daten vor. Nach Kenntnis der Landesregierung sind Strukturdaten zur Gesamtheit der in Nordrhein-Westfalen tätigen Schiffsführerinnen und -führer auch nicht verfügbar.

Bundesweit ist laut den Auswertungen der Arbeitsbedingungen in Güterverkehr und Logistik des Bundesamts für Güterverkehr die Anzahl der im Binnen- und Hafenverkehr beschäftigten Schiffsführerinnen und -führer (Berufsgruppe 5242) seit 2013 – ausgenommen 2019 – weiter­hin rückläufig. Im Jahr 2013 waren 4578 Personen innerhalb dieser Berufsgruppe beschäftigt. 2021 lag die Anzahl der Beschäftigten bei 4255.

  1. Welche Schritte plant die Landesregierung, um dem Personalmangel in der Was­serwirtschaft zu begegnen?

Die Ergreifung von Maßnahmen zur Sicherung des Fachkräftebedarfs in der Binnenschifffahrt ist in erster Linie Aufgabe der Binnenschifffahrtsbranche.

Als wichtigstes Binnenschifffahrtsland in Deutschland ist Nordrhein-Westfalen besonders von der Fachkräfteentwicklung in der Binnenschifffahrt betroffen und hat daher ein großes Inte­resse an der Sicherung des Fachpersonals.

Die Sicherstellung einer ausreichenden Ausbildung für die Binnenschiff-fahrt der Zukunft ist in einem eigenen Handlungsfeld im Wasserstraßen-, Hafen- und Logistikkonzept des Landes Nordrhein-Westfalen verankert. Dem folgend setzt sich die Landesregierung im Rahmen ihrer Möglichkeiten für die Aufrechterhaltung des Ausbildungsangebots für Schiffsführerinnen und -führer in Nordrhein-Westfalen ein. Hierbei spielt die Sicherstellung des Betriebs Schulschiff RHEIN in Duisburg als Einrichtung zur Ausbildung und Fortbildung von Binnenschifferinnen und -schiffern eine wichtige Rolle.

Einen weiteren Ansatz zur zukünftigen Entlastung des nautischen Personals und Entschärfung des Problems des Fachkräftemangels stellt die Entwicklung automatisiert und perspektivisch autonom fahrender Schiffe dar. Das Land unterstützt diese Entwicklung und hat mit der Förderung des Projekts „Versuchs- und Leitungszentrum Autonome Binnenschiffe“ (VeLABi) die dafür benötigte Infrastruktur geschaffen. Ein weiteres vom Land gefördertes Projekt der Universität Duisburg-Essen „Forschungsschiff für die Entwicklung hochautomatisierter und emissionsfreier Schiffssysteme – Smart & Green Ship“ befindet sich gerade in Umsetzung.

 

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Beteiligte:
Klaus Esser