Population und Förderung seltener und gefährdeter Nutztierrassen

Kleine Anfrage

Kleine Anfrage 1250

der Abgeordneten Zacharias Schalley und Andreas Keith vom 03.02.2023

Population und Förderung seltener und gefährdeter Nutztierrassen

Heimische Nutztierrassen bedeuten Identität und Biodiversität. Gab es vor 100 Jahren noch zahlreiche verschiedene Nutztierrassen in den verschiedenen Regionen Deutschlands und NRWs, gehen viele in der industriellen Lebensmittelproduktion genutzte Tiere auf nur wenige Grundrassen zurück.

Laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung gelten fast zwei Drittel der einheimischen Nutztierrassen als bedroht.

Nach dem EU-Recht kann die Zucht gefährdeter einheimischer Nutztierrassen gefördert werden. Die Zahlungen werden zumeist im Rahmen der Zweiten Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU gewährt.

Auch in Deutschland werden gefährdete Nutztierrassen vor allem auf Grundlage von Artikel 28 der VO (EG) Nr. 1305/2013 gefördert.

Dies erfolgt als Länder-Maßnahmen oder als gemeinsame Fördermaßnahme des Bundes und der Länder auf der Grundlage der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK). Diese Fördermaßnahmen können auch mit EU-Mitteln kofinanziert werde.

Alle Viehhalter sind verpflichtet, unter anderem auch die Rasse ihrer Rinder im Herkunftssicherungs- und Informationssystem für Tiere zu melden.

Auch die Kennzeichnung und Registrierung von Schafen und Ziegen nach der Verordnung (EG) Nr. 21/2004 schreibt Angaben zu im Betrieb geborenen und/oder verendeten Schafen und Ziegen vor.

Auch der Equidenpass wird für alle Einhufer seitens der EU vorgeschrieben. Also muss jedes Pferd einen Pferdepass haben, der bei jedem Transport mitgeführt werden muss.

Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen bietet eine Förderung der bedrohten Haus- und Nutztiere an. Alle bedrohten Haus- und Nutztierrassen, denen in der TGRDEU ein Bedrohungsstatus zugeordnet ist, werden in Nordrhein-Westfalen gefördert.

Wir fragen daher die Landesregierung:

  1. Wie hat sich der Bestand an Rindern in Nordrhein-Westfalen in den letzten fünf Jahren entwickelt? (Bitte aufschlüsseln nach Jahr, Rasse und Bestand)
  2. Wie hat sich der Bestand an Pferden, Eseln und Ponys in Nordrhein-Westfalen in den letzten fünf Jahren entwickelt? (Bitte aufschlüsseln nach Jahr, Rasse und Bestand)
  3. Wie hat sich der Bestand an Schafen und Ziegen in Nordrhein-Westfalen in den letzten fünf Jahren entwickelt? (Bitte aufschlüsseln nach Jahr, Rasse und Bestand)
  4. Wie hoch waren die finanziellen Förderungen für Haus- und Nutztierrassen, denen in der TGRDEU ein Bedrohungsstatus zuerkannt wird in den letzten fünf Jahren? (Bitte nach Jahr und bedrohter Nutztierrasse aufschlüsseln)
  5. Welche Fördermaßnahmen standen in den letzten fünf Jahren für vom Aussterben bedrohte Geflügelrassen und Kaninchen zur Verfügung?

Zacharias Schalley
Andreas Keith

 

Anfrage als PDF


Die Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat die Kleine Anfrage 1250 mit Schreiben vom 7. März 2023 namens der Landesregierung beantwortet.

  1. Wie hat sich der Bestand an Rindern in Nordrhein-Westfalen in den letzten fünf Jahren entwickelt? (Bitte aufschlüsseln nach Jahr, Rasse und Bestand)

Die Anzahl der gehaltenen Rinder in den einzelnen Rassen beträgt:

Rinderrasse 2018 2019 2020 2021 2022
Holstein-Schwarzbunt 617.765 591.555 571.933 553.051 540.234
Holstein-Rotbunt 150.678 141.117 133.221 127.940 125.043
Kreuzung Milchrind mit Milchrind 20.395 19.422 19.389 19.578 20.603
Angler 528 535 607 658 694
Deutsches Schwarz- buntes Niederungs-rind 1.005 904 988 964 1.037
Sonstige Milchnut-zungsrassen 1.967 2.299 2.616 3.102 3.363
Kreuzung Fleischrind mit Fleischrind 75.981 74.133 71.058 67.898 66.504
Limousin 49.936 48.557 46.836 46.062 46.827
Charolais 26.014 25.131 24.027 23.452 23.044
Fleischfleckvieh 10.225 10.756 10.747 11.612 11.445
Deutsche Angus (DA) 6.481 6.866 7.256 7.261 7.805
Galloway 4.974 4.897 4.805 4.861 4.999
Highland 5.206 5.233 5.338 5.629 5.949
Büffel/Bisons 543 608 680 741 1.074
Sonstige Fleischnut-zungsrassen 21.996 23.008 23.252 23.804 26.098
Fleckvieh 224.895 218.306 207.888 201.510 203.419
Braunvieh 10.594 10.067 9.182 9.432 9.824
Kreuzung Fleischrin  mit Milchrind 129.888 133053 138.164 143.396 150.631
Doppelnutzung      Rotbunt 5.637 5.007 4.873 4.421 4.230
Sonstige Rassen 10.347 9.692 8.995 9.661 10.997
Gelbvieh 315 264 232 232 292
Vorderwälder 648 348 235 214 222
Sonstige Doppelnut-zungsrassen 5.594 5.614 7.206 7.860 8.171

(Quelle: IT NRW)

  1. Wie hat sich der Bestand an Pferden, Eseln und Ponys in Nordrhein-Westfalen in den letzten fünf Jahren entwickelt? (Bitte aufschlüsseln nach Jahr, Rasse und Be­stand)

Die Anzahl der gehaltenen Einhufer (darunter Pferde, Esel, Zebras und deren Kreuzungen) beträgt:

Tierart 2013 2016 2020
Einhufer 83.600 72.142 83.022

(Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis))

Die statistische Erhebung beinhaltet nicht die Erhebung der Rassen. Daher ist eine Auflistung der Tieranzahl nach Rassen nicht möglich. Die Zahlen der Einhufer werden nur zu den ange­gebenen Terminen erhoben.

  1. Wie hat sich der Bestand an Schafen und Ziegen in Nordrhein-Westfalen in den letzten fünf Jahren entwickelt? (Bitte aufschlüsseln nach Jahr, Rasse und Be­stand)

Die Anzahl der in NRW gehaltenen Schafe und Ziegen beträgt:

Tierart 2018 2019 2020 2021 2022
Schaf 139.700 137.000 126.900 132.500 149.200

(Quellen: IT NRW)

Tierart 2013 2016 2020
Ziege 7.400 10.645 12.982

(Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis))

Die statistischen Erhebungen beinhalten nicht die Erhebung der Rassen. Daher ist eine Auf­listung der Tieranzahl nach Rassen nicht möglich.

  1. Wie hoch waren die finanziellen Förderungen für Haus- und Nutztierrassen, denen in der TGRDEU ein Bedrohungsstatus zuerkannt wird in den letzten fünf Jahren? (Bitte nach Jahr und bedrohter Nutztierrasse aufschlüsseln)

Die finanziellen Förderungen (EU- und Landesmittel) für bedrohte Haus- und Nutztierrassen betrugen in den letzten fünf Jahren je Tierart wie folgt (in Euro):

Tierart 2018 2019 2020 2021 2022
Rind 316.920,00 363.360,00 388.200,00 399.920,00 440.040,00
Pferd 166.200,00 170.280,00 164.360,00 145.040,00 144.480,00
Schaf 328.770,00 366.150,00 393.840,00 366.270,00 376.050,00
Ziege 77.220,00 78.660,00 101.280,00 107.730,00 108.030,00
Schweine 163.500,00 164.780,00 158.160,00 147.940,00 140.460,00

 

Eine Aufschlüsselung der Förderung nach den bedrohten Haus- und Nutztierrassen ist aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht möglich, da diese Daten einen Rückschluss auf betrieb­liche Daten zulassen könnten.

  1. Welche Fördermaßnahmen standen in den letzten fünf Jahren für vom Aussterben bedrohte Geflügelrassen und Kaninchen zur Verfügung?

Bedrohte Geflügel- und Kaninchenrassen können die Förderung im Rahmen der Richtlinien zur Förderung der Zucht und Haltung bedrohter Haus- und Nutztierrassen vom 24.02.2015 nicht in Anspruch nehmen. Darüber hinaus gibt es keine weitere Förderung, welche aus­schließlich die vom Aussterben bedrohten Geflügel- und Kaninchenrassen fördert.

 

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