Schlechter Film in Mönchengladbach: Automatensprenger rammen sich Fluchtweg frei, während Polizistin auf Gangster schießt

Kleine Anfrage

Kleine Anfrage 944
des Abgeordneten Markus Wagner vom 02.01.2022

Schlechter Film in Mönchengladbach: Automatensprenger rammen sich Fluchtweg frei, während Polizistin auf Gangster schießt

Erneut ist es zu einer Geldautomatensprengung gekommen. Diesmal traf es einen Geldautomaten der Volksbank in Mönchengladbach. In der Nacht zu Samstag, den 17. Dezember 2022, erschütterte gegen 1:35 Uhr eine Explosion auf der Vorster Straße das Reihenmehrfamilienhaus, in der der Automat untergebracht war. Drei bis vier Tatverdächtige flohen daraufhin mit einem schwarzen Audi A6 vom Tatort. Ein Streifenwagen sowie ein Zivilfahrzeug der Polizei, die sich zufällig in unmittelbarer Nähe im Einsatz befanden, eilten zum Ort des Geschehens. Auf der Vorster Straße kam zuerst das Zivilfahrzeug der Polizei dem Fluchtwagen entgegen, der über den Gehweg ausweichen konnte. Das dahinter befindliche Polizeiauto wurde von den Tatverdächtigen rücksichtslos aus dem Weg gerammt. Infolgedessen gab eine Polizistin aus dem Streifenwagen mehrere Schüsse auf den Audi ab, der Richtung Autobahn flüchtete.1

Nach Angaben der Bild-Zeitung war es anderen Beamten möglich, den geflüchteten Audi auf der A 61 ausfindig zu machen und die Verfolgung aufzunehmen. In Richtung Venlo fahrend verloren allerdings die eingesetzten Polizeikräfte in Höhe der Abfahrt Viersen-Süchteln den Audi aus den Augen, sodass er entkam.2

Ich frage daher die Landesregierung:

  1. Wie ist der Sachstand der polizeilichen und staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen zu dem oben genannten Vorfall? (Bitte Tatverdächtige, Tathergang, Vorstrafen der Tatverdächtigen, Straftatbestände, Staatsbürgerschaften der Tatverdächtigen, seit wann Tatverdächtige im Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft sind, Vornamen deutscher Tatverdächtiger und sonstige polizeiliche Erkenntnisse über die Tatverdächtigen nennen.)
  2. Wurden während der Verfolgungsjagd Hubschrauber zur Unterstützung angefordert?
  3. Mit welchen Einsatzfahrzeugen (Typ, Motorisierung, Höchstgeschwindigkeit etc.) wurde die Verfolgung aufgenommen?
  4. Gibt es Hinweise darauf, dass die geflohenen mutmaßlichen Täter der sogenannten „Audi-Bande“ bzw. der marokkanischen Mafia angehören, die für zahlreiche Geldautomatensprengungen verantwortlich sind, respektive dass die mutmaßlichen Täter tatsächlich aus den Niederlanden eingereist sind?
  5. Wurden an der Grenze zu den Niederlanden Straßensperren o. ä. eingerichtet und in welcher Form fand eine Kontaktaufnahme mit den niederländischen Behörden statt, um gegebenenfalls den Fluchtweg der mutmaßlichen Täter abzuschneiden?

Markus Wagner

 

Anfrage als PDF

 

1 Vgl. h t t p s :/ / w ww . b i ld . d e/ r e gional/duesseld o rf / d uessel d o r f – ak t u e l l/ m oe n chengladbach-automatensprenger-rammen-sich-fluchtweg-frei-polizistin-schiess- 8 2 2 84 1 4 4.bild.html.

2 Ebenda.


Der Minister des Innern hat die Kleine Anfrage 944 mit Schreiben vom 26. Januar 2023 na­mens der Landesregierung im Einvernehmen mit dem Minister der Justiz beantwortet.

  1. Wie ist der Sachstand der polizeilichen und staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen zu dem oben genannten Vorfall? (Bitte Tatverdächtige, Tathergang, Vorstrafen der Tatverdächtigen, Straftatbestände, Staatsbürgerschaften der Tatverdächtigen, seit wann Tatverdächtige im Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft sind, Vor­namen deutscher Tatverdächtiger und sonstige polizeiliche Erkenntnisse über die Tatverdächtigen nennen.)

Der Leitende Oberstaatsanwalt in Mönchengladbach hat dem Ministerium der Justiz unter dem 06.01.2023 zu dem erfragten Sachstand im Wesentlichen berichtet, dass die Ermittlungen ge­gen drei bislang unbekannt gebliebene Täter andauerten.

Nach der am Tattag gegen 01:30 Uhr erfolgten Sprengung des Geldautomaten hätten die Tä­ter den Tatort mit einem Pkw der Marke Audi verlassen, wobei sich in einiger Entfernung zu­nächst ein ziviler Funkstreifenwagen dem Fluchtfahrzeug in den Weg gestellt habe. Bei einem Ausweichmanöver sei das Täterfahrzeug u. a. mit einem weiteren Funkstreifenwagen kolli­diert. Im Anschluss hätten die Täter die Flucht fortgesetzt, in deren Zuge eine Polizeibeamtin insgesamt vier Schüsse abgegeben habe, ohne das Fahrzeug zu treffen. Die Täter seien in Fahrtrichtung Venlo geflohen, wobei die Funkstreifenbesatzung bei hohen Geschwindigkeiten den Sichtkontakt verloren habe.

Die Täter seien verdächtig, mittels Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion als Mitglieder ei­ner Bande einen Diebstahl, einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr und eine Urkun­denfälschung begangen und sich außerdem unerlaubt von einem Unfallort entfernt zu haben.

  1. Wurden während der Verfolgungsjagd Hubschrauber zur Unterstützung angefor­dert?

Aufgrund der Wetterlage war der geplante Einsatz eines Polizeihubschraubers nicht möglich.

  1. Mit welchen Einsatzfahrzeugen (Typ, Motorisierung, Höchstgeschwindigkeit etc.) wurde die Verfolgung aufgenommen?

In die Fahndungs- und Verfolgungsmaßnahmen waren folgende Fahrzeuge eingebunden:

– Ford S-Max,
– Mercedes Benz Vito Tourer „City-Vito“,
– Mercedes Benz Vito Tourer.

Aus einsatztaktischen Gründen werden keine Angaben zu Motorisierung und den Höchstge­schwindigkeiten der Fahrzeuge gemacht.

  1. Gibt es Hinweise darauf, dass die geflohenen mutmaßlichen Täter der sogenann­ten „Audi-Bande“ bzw. der marokkanischen Mafia angehören, die für zahlreiche Geldautomatensprengungen verantwortlich sind, respektive dass die mutmaßli­chen Täter tatsächlich aus den Niederlanden eingereist sind?

Konkrete Erkenntnisse zur Herkunft der Täter oder dazu, ob sie einer bestimmten Bande oder sonstigen Gruppierung angehören, liegen nach dem in der Antwort auf die Frage 1 genannten Bericht derzeit nicht vor.

  1. Wurden an der Grenze zu den Niederlanden Straßensperren o. ä. eingerichtet und in welcher Form fand eine Kontaktaufnahme mit den niederländischen Behörden statt, um gegebenenfalls den Fluchtweg der mutmaßlichen Täter abzuschneiden?

Die Leitstelle des Polizeipräsidiums Mönchengladbach informierte nach Bekanntwerden der Geldautomatensprengung unverzüglich die Landesleitstelle des Landesamts für Zentrale Po­lizeiliche Dienste NRW (LZPD NRW). Zu diesem Zeitpunkt war zunächst unklar, ob die Täter tatsächlich in Richtung der Niederlande flüchteten. Da es jedoch einen Hinweis gab, dass das Fluchtfahrzeug die Bundesautobahn bereits in Süchteln verlassen hatte, informierte das LZPD NRW die zuständige Leitstelle der Polizei in den Niederlanden sowie die Bundespolizei und den Zoll. Ergänzend hierzu wurden die grenznahen Kreispolizeibehörden des Landes Nord­rhein-Westfalen informiert, um die Fahndungsmaßnahmen zu unterstützen. Zu weiteren De­tails kann aus einsatztaktischen Gründen nicht berichtet werden.

 

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Beteiligte:
Markus Wagner