„Sportplatz Kommune“: Standorte für Sportangebote für Kinder und Jugendliche

Kleine Anfrage

Kleine Anfrage 1907

des Abgeordneten Andreas Keith

„Sportplatz Kommune“: Standorte für Sportangebote für Kinder und Jugendliche

Das Projekt „Sportplatz Kommune“, welches vom Landessportbund Nordrhein-Westfalen und der Landesregierung Nordrhein-Westfalens ins Leben gerufen wurde, schließt an das 2018 ausgelaufene Projekt „KommSport“ an. Es sollte zur Weiterentwicklung des Kinder- und Jugendsports an den nordrhein-westfälischen Kitas, Schulen und Sportvereinen beitragen und lief über einen Zeitraum von vier Jahren (2019 bis 2022). Dabei liefen die ersten beiden Jahre als „aktive Phase“1, in der das Land Nordrhein-Westfalen teilnehmende Kommunen mit überzeugenden Projektideen und Angeboten mit finanziellen Förderungen unterstützte. Die letzten beiden Jahre liefen als „passive Phase“, in der Workshops und Austauschtreffen angeboten werden sollten, an welchen die Kommunen teilnehmen konnten. Die Förderungen konnten sich auf Summen von mindestens 2.500 € bis hin zu maximal 15.000 € belaufen. Insgesamt plante die Landesregierung beispielsweise 510.000 € als gesamte Fördersumme für das Jahr 2021 ein. Weiter war die Einbindung von Sportvereinen in die Ideen und Angebote der Kommunen obligatorisch, was dazu führen sollte, „mehr/zusätzliche sportliche Angebote in Sportvereinen bzw. in Kooperation von Sportvereinen mit Kitas und Schulen zu schaffen“2, wie es in der Zielsetzung des Projektes steht. Auch der Präsident des Landessportbundes sieht die ca. 12.000 Sportvereine mit Kinder- und Jugendabteilungen in Nordrhein-Westfalen als „gesellschaftliches Kernstück“3 und spricht diesen eine Verpflichtung zu, die dortige Sportentwicklung als „Aufgabe von Kommune und gemeinnützigem Sport zu verstehen“. Die Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt betont ebenfalls die Bedeutung der Förderung für sportliche Angebote speziell für Kinder und Jugendliche in den Kommunen, denn es gilt: Wenn man bereits bei Kindern für positive Assoziationen im Bereich des Sports sorgt, ist die Wahrscheinlichkeit am größten, dass sie im Erwachsenenalter weiterhin aufgeschlossen für Sport sind. Letztendlich wurden in 135 Kommunen 150 Projekte umgesetzt und gefördert4.

Ich frage daher die Landesregierung:

  1. Wie viele der neuen Projekte und Angebote konnten langfristig nach Beendigung der Förderung erhalten bzw. fortgeführt werden?
  2. Inwieweit ist der Landesregierung bekannt, ob es im Zeitraum des Projektes und im Jahr danach einen Anstieg an Neuanmeldungen im Bereich des Kinder- und Jugendsports in Vereinen gab?
  3. Wie hat das Projekt „Sportplatz Kommune“ im Vergleich zum Projektvorgänger „KommSport“ nach quantitativen bzw. qualitativen Kennzahlen abgeschnitten?
  4. Wie viel Fördermittel sind insgesamt an die Kommunen gezahlt worden? (Bitte nach Jahren und Kommunen aufschlüsseln)
  5. Inwieweit plant die Landesregierung eine Fortsetzung des Projekts „Sportplatz Kommune“ bzw. Projekte mit einer ähnlichen Zielsetzung?

Andreas Keith

 

Anfrage als PDF

 

1 https:// www .land.nrw/pressemitteilung/sportplatz-kommune-neues-gemeinschaftsprojekt-zur-staerkung-des-kinder-und

2 https:// www.sportjugend.nrw/fileadmin/sportjugend/media/NRW_bewegt_seine_Kinder/Projektbeschreibung_Spor tplatz_Kommune_aktuell.pdf

3 https:// www .land.nrw/pressemitteilung/kick-fuer-sportplatz-kommune-53-standorte-nordrhein-westfalen-foerdern-den-kinder

4 https:// www .sportjugend.nrw/sportjugend-nrw/sportplatz-kommune


Der Ministerpräsident hat die Kleine Anfrage 1907 mit Schreiben vom 20. Juni 2023 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit dem Minister der Finanzen, der Ministerin für Kin­der, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration und der Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung beantwortet.

  1. Wie viele der neuen Projekte und Angebote konnten langfristig nach Beendigung der Förderung erhalten bzw. fortgeführt werden?

Hierüber liegen der Landesregierung keine Erkenntnisse vor, zumal elementares Anliegen der Aufbau, die Absicherung sowie die Verstetigung der örtlichen Netzwerkarbeit war.

  1. Inwieweit ist der Landesregierung bekannt, ob es im Zeitraum des Projektes und im Jahr danach einen Anstieg an Neuanmeldungen im Bereich des Kinder- und Jugendsports in Vereinen gab?

Als Orientierung für den Stand der Neuanmeldungen können nachfolgend die Zahlen der Mit­gliederentwicklung (Altersgruppe der 0–26-Jährigen) aus der Vereinserhebung des Lan­dessportbundes Nordrhein-Westfalen der Jahre 2018-2023 dienen:

  2023 2022 2021 2020 2019 2018
männlich 1.273.081 1.219.305 1.199.227 1.268.457 1.268.818 1.282.302
weiblich 813.583 770.959 766.819 823.941 819.411 823.591
gesamt 2.086.664 1.990.264 1.966.046 2.092.398 2.088.229 2.105.893

 

Ein direkter Zusammenhang zu dem Projekt „Sportplatz Kommune“ ist dabei allerdings nicht herstellbar, da Mitgliederentwicklungen multikausal sind. So sind insbesondere beim Mitglie­derrückgang in den Jahren 2021 und 2022 die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu be­rücksichtigen.

  1. Wie hat das Projekt „Sportplatz Kommune“ im Vergleich zum Projektvorgänger
    „KommSport“ nach quantitativen bzw. qualitativen Kennzahlen abgeschnitten?

Quantitativ betrachtet startete das Vorläuferprojekt „KommSport“ in 33 Kommunen (eine Kom­mune sprang später ab) und wurde somit in 32 Kommunen umgesetzt. „Sportplatz Kommune“ wurde in 135 Kommunen an 150 Standorten umgesetzt.

Qualitativ unterschieden sich die beiden Projekte insofern, als dass bei „KommSport“ die 32 Kommunen im gesamten Projektzeitraum gleichgeblieben sind, während bei „Sportplatz Kom­mune“ Angebote in mehr Kommunen geschaffen werden sollten. Daher verlief die Durchfüh­rung des Projektzeitraums in drei Phasen (2019/2020; 2020/2021; 2021/2022), so dass es wechselnde Kommunen waren. Kreisfreie Städte konnten sich wegen ihrer Größe erneut be­werben.

Weiteres Unterscheidungsmerkmal in qualitativer Hinsicht war, dass in den „KommSport-Kom-munen“ der Motorische Test (MT1) zwingend zur Anwendung kommen musste. Dabei wurden alle Kinder der beteiligten Grundschulen der KommSport-Kommunen mittels MT1 getestet, um auf Grundlage der Testergebnisse hieraus entsprechende Vereinsangebote zu entwickeln und vorzuhalten. Alle MT1 Testungen wurden mit Unterstützung von Studenten und Studentinnen der Universität Duisburg-Essen (Sportinstitut) durchgeführt und ausgewertet. Die anonymisierten Ergebnisse wurden u. a. in den Kommunen und im Sportausschuss vorgestellt (vgl. Sportausschuss-Sitzung am 26.04.2016 – Vorlage 16/3889 vom 20.04.2016).

Das Projekt „Sportplatz Kommune“ war darauf angelegt, vielfältige Möglichkeiten zu schaffen und einen kommunalen Ansatz zu finden, um den Kinder- und Jugendsport in einer Stadt, Gemeinde oder ausgewählten Quartieren auch im Sinne einer Kinder- und Jugendsportent-wicklung zu stärken. Ansatzpunkte waren:

  • Schaffung neuer Angebote für bestimmte Zielgruppen (z. B. U7; Kinder und Jugend­liche mit motorischem Förderbedarf; Breitensportangebote für nicht Wettkampf inte­ressierte Jugendliche),
  • gemeinsame Gestaltung von Bewegung, Spiel und Sport im schulischen Ganztag (z. B. über den Abschluss kommunaler Generalverträge),
  • positive Gestaltung von Übergängen mit Hilfe des Sports (z. B. Bewegtes Bildungs­dreieck Kita-Grundschule-Sportverein
  • Förderkonzepte für ausgewählte Sportarten (z. B. der örtlichen Leistungsstützpunkte)
  • Aufbau neuer Wettkampfangebote (z. B. für weitere Altersklassen, Jungen oder Mäd­chen)
  • Kommunales Entwicklungsprojekt zur Einbindung digitaler Kommunikationsmöglich­keiten zur Förderung von Zugang und Teilhabe von Kindern und Jugendlichen an Bewegungs-, Spiel- und Sportangeboten.
  • Weitere kommunale Schwerpunktsetzungen waren ausdrücklich erwünscht.

Dies bedingt im Ergebnis eine eingeschränkte Vergleichbarkeit sowohl quantitativer als auch qualitativer Kennzahlen.

  1. Wie viel Fördermittel sind insgesamt an die Kommunen gezahlt worden? (Bitte nach Jahren und Kommunen aufschlüsseln)

Es sind keine Fördermittel an die Kommunen geflossen.

  1. Inwieweit plant die Landesregierung eine Fortsetzung des Projekts „Sportplatz Kommune“ bzw. Projekte mit einer ähnlichen Zielsetzung?

Hierzu ist die Landesregierung noch in Überlegungen.

 

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Beteiligte:
Andreas Keith