Staus in NRW: INRIX-Studie zur Stausituation in Ballungsräumen

Kleine Anfrage
vom 08.07.2024

Kleine Anfrage 4076

des Abgeordneten Klaus Esser AfD

Staus in NRW: INRIX-Studie zur Stausituation in Ballungsräumen

Gemäß der Studie „INRIX Traffic Scorecard 2023“ gehören Köln, Düsseldorf und die Metropolregion Ruhrgebiet zu den staureichsten Regionen in Deutschland, hinter Berlin, Stuttgart und München. Im Ruhrgebiet ist die Stauzeit im Vergleich zu 2022 offenbar um acht Stunden durchschnittlich gestiegen.1

Ausgewertet wurden anonymisierte Daten aus Fahrzeugen und Telefonen im vergangenen Jahr in weltweit 947 Städten und Ballungsräumen. Aus diesen Daten wurden dann die durchschnittlichen verkehrsbedingten Verzögerungen auf Stundenbasis errechnet. Die Verzögerungen auf den Straßen von Köln kosteten die Fahrer bspw. 50 Stunden ihrer Zeit im vergangenen Jahr, was die Betroffenen auf Basis von Mindestlohnkalkulationen hochgerechnet 534 Euro gekostet haben soll. Der volkswirtschaftliche Schaden wird in diesem Zusammenhang mit mehreren Milliarden Euro angegeben.

Daher frage ich die Landesregierung:

  1. Warum können US-amerikanische Studien wie INRIX relevante Daten zu Verkehrsströmen bzw. -belastungen in NRW auswerten, während die eigenen Analysedaten des Landes auf punktuellen bzw. temporären Messungen zur Verkehrsbelastung beruhen?
  2. Welche gesetzlichen Änderungen wären erforderlich, um endlich auf vorhandene anonymisierte Daten von Verkehrsnutzern in NRW zurückzugreifen bzw. die Echtzeit-Verkehrsbelastung zu dokumentieren, wie dies bspw. globale Konzerne mit ihren Navigationstools schon heute leisten können?
  3. Wird das Land NRW entsprechende Budgets zum Erwerb US-amerikanischer Studien, wie der von Irix, für die laufende Legislatur einplanen, um relevante Informationen zur Verifizierung der eigenen Verkehrspläne zu erhalten?
  4. Wie bewertet die Landesregierung die Erkenntnisse aus der vorliegenden Inrix-Studie zur Stausituation in NRW-Ballungsräumen und zentralen Autobahnabschnitten?
  5. Welche internationalen Studien zur Verkehrsentwicklung in NRW nutzt die Landesregierung, um ihre „Verkehrswende“-Politik zu validieren?

Klaus Esser

 

MMD18-9874

 

1 https://www.westfalen-blatt.de/ueberregional/nachrichten/wirtschaft/studie-staus-kosten-pendler-milliarden-3012891?&npg


Der Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr hat die Kleine Anfrage 4076 mit Schrei­ben vom 22. Juli 2024 namens der Landesregierung beantwortet.

  1. Warum können US-amerikanische Studien wie INRIX relevante Daten zu Verkehrs­strömen bzw. -belastungen in NRW auswerten, während die eigenen Analysedaten des Landes auf punktuellen bzw. temporären Messungen zur Verkehrsbelastung beruhen?

Der Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen erfasst die Anzahl und Geschwindigkeit des Verkehrs an einzelnen Querschnitten. Die Ergebnisse – Verkehrsströme und Belastung – gehen in die Straßenverkehrszählung ein und stellen damit die Grundlage für die Bedarfspla­nung dar.

Die Firma INRIX wertet so genannte Floating Car Data, d.h. Fahrzeugverfolgungsdaten, aus. Mit den Geschwindigkeiten dieser Fahrzeuge können mittlere Reisezeiten für bestimmte Ab­schnitte geschätzt werden. Auf dieser Grundlage werden die jährlichen Stauberichte erstellt. Des Weiteren können mit diesen Daten Ströme im Netz oder an einem Knotenpunkt geschätzt werden. Für die Straßenverkehrszählung sind Floating Car Data nicht geeignet.

Das Land Nordrhein-Westfalen bezieht seit rund zehn Jahren eine auf Floating Car Data ba­sierende Online-Verkehrslage und veröffentlicht sie auf dem Verkehrsportal Verkehr.NRW und der zugehörigen App.

  1. Welche gesetzlichen Änderungen wären erforderlich, um endlich auf vorhandene anonymisierte Daten von Verkehrsnutzern in NRW zurückzugreifen bzw. die Echt-zeitVerkehrsbelastung zu dokumentieren, wie dies bspw. globale Konzerne mit ih­ren Navigationstools schon heute leisten können?

Für den Bezug vorhandener anonymisierter Daten von Verkehrsteilnehmenden sind keine ge­setzlichen Änderungen erforderlich. Diese Daten werden bereits genutzt (vgl. Antwort zu Frage 1).

  1. Wird das Land NRW entsprechende Budgets zum Erwerb US-amerikanischer Stu­dien, wie der von Irix, für die laufende Legislatur einplanen, um relevante Informa­tionen zur Verifizierung der eigenen Verkehrspläne zu erhalten?

Das Budget für den Bezug einer Online-Verkehrslage (vgl. Antwort zu Frage 1) ist im Haushalt des Landesbetriebs Straßenbau Nordrhein-Westfalen eingeplant.

  1. Wie bewertet die Landesregierung die Erkenntnisse aus der vorliegenden Inrix-Studie zur Stausituation in NRW-Ballungsräumen und zentralen Autobahnab­schnitten?

Grundsätzlich ist das Land Nordrhein-Westfalen weder für die in der Inrix-Studie aufgeführten innerstädtischen Netze, noch für die Autobahnen des Bundes zuständig. Unabhängig davon ist eine Bewertung der Ergebnisse nicht möglich, da die Quellen von INRIX nicht offen zugäng­lich sind.

  1. Welche internationalen Studien zur Verkehrsentwicklung in NRW nutzt die Lan­desregierung, um ihre „Verkehrswende“-Politik zu validieren?

Die Landesregierung hält sich umfassend über relevante wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Mobilität auf dem Laufenden.

 

MMD18-10116

Beteiligte:
Klaus Esser