Steigende Zahlen an Körperverletzungsdelikten mit Messern in Deutschland – Wie steht es um NRW?

Kleine Anfrage
vom 17.07.2024

Kleine Anfrage 4159

des Abgeordneten Markus Wagner AfD

Steigende Zahlen an Körperverletzungsdelikten mit Messern in Deutschland Wie steht es um NRW?

Im Jahre 2023 kam es in der Bundesrepublik zu insgesamt 13.844 Körperverletzungs- und Raubdelikten, bei denen ein Messer als Tatwaffe eingesetzt wurden. Das entspricht 1.489 solcher Fälle mehr als im Jahr 2022. Vorfälle wie die Messerattacke aus Mannheim stehen deshalb mittlerweile schon an der Tagesordnung in deutschen Großstädten. So kam es allein am Abend des 1. Juni in Berlin zu vier Auseinandersetzungen, bei denen Messer verwendet wurden. Insgesamt wurden mindestens zwei Personen schwer und eine leicht verletzt. Bei mindestens zwei der Vorfälle gerieten mehrere Personen aneinander. So vergehen kaum Tage, an welchen keine Angriffe mit Messern stattfinden. Auch in Bremen, Bayern, Potsdam und Schleswig-Holstein kam es in einer Spanne von zwei Wochen zu mehreren Messerangriffen.1

Exemplarisch wurde beispielsweise ein Wachmann einer Asylunterkunft in Potsdam durch einen südafrikanischen Angreifer erstochen. Ein roter Faden, der sich abzuzeichnen scheint, ist, dass viele der begangenen Körperverletzungsdelikte aus Streitigkeiten oder Auseinandersetzungen heraus eskalieren. Oftmals sind auch größere Personengruppen beteiligt. Außerdem sticht hervor, dass einige der Täter schon in einem sehr jungen Alter in diesen Delikten aktiv werden. So wurde beispielsweise bei dem Vorfall aus Schleswig-Holstein ein 12-jähriger Junge durch einen 13-jährigen Mitschüler nach einem Streit schwer mit Messerstichen in den Rückenbereich verletzt. In eben diesem Zeitraum kam es auch in Nordrhein-Westfalen zu Messerdelikten. Unteranderem wurde in Paderborn ein 45-jähriger Mann durch seinen Nachbarn im Streit erstochen. Auch in Dortmund wurde ein 26-Jähriger mit einem Messer verletzt, als er bei einem Streit dazwischen ging. In Köln-Deutz musste eine Frau sogar durch Polizeibeamte mit einem Schuss in den Oberschenkel gestoppt werden, als diese mit einem Messer bewaffnet auf die Einsatzkräfte losging.2

Ich frage daher die Landesregierung:

  1. Wie viele Delikte, bei denen ein Messer als Tatwaffe eingesetzt wurde, gab es seit 2015 bis heute pro Jahr und Monat in NRW? (Bitte nach Ort und Delikt aufschlüsseln.)
  2. Welches Alter hatten die für die in Frage 1 erfragten Delikte verantwortlichen Tatverdächtigen?
  3. Welche Nationalitäten hatten die für die in Frage 1 erfragten Delikte verantwortlichen Tatverdächtigen?
  4. Welche der in Frage 3 abgefragten Tatverdächtigen verfügen über eine Mehrfachstaatsangehörigkeit?
  5. Welches Geschlecht hatten die für die in Frage 1 erfragten Delikte verantwortlichen Tatverdächtigen?

Markus Wagner

 

MMD18-10016

 

1https://www.bild.de/news/inland/kaum-ein-tag-ohne-messer-angriffe-in-deutschland-665ada7a4d1e6d2df21c1f99?t_ref=https.

2 Ebenda.


Der Minister des Innern hat die Kleine Anfrage 4159 mit Schreiben vom 14. August 2024 namens der Landesregierung beantwortet.

Vorbemerkung der Landesregierung

Datenquelle für die Beantwortung von Fragen zur Kriminalitätsentwicklung ist die Polizeiliche Kriminalstatistik. Sie wird nach bundeseinheitlich festgelegten Richtlinien erstellt. Die Erfas­sung erfolgt nach Abschluss aller kriminalpolizeilichen Ermittlungen und führt häufig zu einem zeitlichen Versatz zwischen Bekanntwerden der Straftat und der statistischen Erfassung.

Die Polizeiliche Kriminalstatistik ist eine Jahresstatistik, die zu Jahresbeginn eines Folgejahres für das Vorjahr veröffentlicht wird. Bis zur Veröffentlichung führt das Landeskriminalamt Nord­rhein-Westfalen umfangreiche und aufwändige Prüfroutinen im Rahmen eines Qualitätssiche-rungsprozesses durch. Insofern liegen die Daten zu Straftaten für das Jahr 2024 derzeit noch nicht qualitätsgesichert vor.

Seit Einführung eines Tatmittelkatalogs im Jahr 2019 lässt sich die Verwendung von Waffen und gefährlichen Gegenständen auswerten. Grundsätzlich reicht das bloße Mitführen bei der Tatbegehung für die Erfassung nicht aus, die Tatmittel müssen konkret bei der Begehung der Tat eingesetzt werden. Eine Ausnahme bilden die Verstöße gegen das Waffengesetz, bei de­nen das Tatmittel stets erfasst wird, auch unabhängig von einer konkreten Nutzung. Da sich die nachfolgenden Fragestellungen auf den Einsatz von Messern als Tatmittel beziehen, wur­den Verstöße gegen das Waffengesetz bei der Auswertung nicht berücksichtigt.

Da die Polizeiliche Kriminalstatistik eine Jahresstatistik ist, werden keine Monatsdaten ausge­wiesen.

  1. Wie viele Delikte, bei denen ein Messer als Tatwaffe eingesetzt wurde, gab es seit 2015 bis heute pro Jahr und Monat in NRW? (Bitte nach Ort und Delikt aufschlüs­seln.)

Die jeweilige Anzahl der Fälle – differenziert nach Jahren – ist der folgenden Tabelle zu ent­nehmen.

Jahr Fälle
2019 5 780
2020 4 669
2021 4 397
2022 4 191
2023 6 044

 

  1. Welches Alter hatten die für die in Frage 1 erfragten Delikte verantwortlichen Tatverdächtigen?

Die jeweilige Anzahl der Tatverdächtigen – differenziert nach Altersgruppen – ist der folgenden Tabelle zu entnehmen.

Jahr Alter
unter 21 ab 21
bis unter 14 14 bis unter 18 18 bis unter 21
2019 252 872 648 3 989
2020 162 599 507 3 340
2021 214 575 440 3 049
2022 227 658 411 2 695
2023 316 964 640 3 602

 

  1. Welche Nationalitäten hatten die für die in Frage 1 erfragten Delikte verantwortli­chen Tatverdächtigen?

Die jeweilige Anzahl der Tatverdächtigen – differenziert nach der Nationalitäten – ist der Anlage zu entnehmen.

  1. Welche der in Frage 3 abgefragten Tatverdächtigen verfügen über eine Mehrfach­staatsangehörigkeit?

Es wird auf die Antwort auf Frage 2 der Kleinen Anfrage 1970 (LT-Drs. 18/5015) verwiesen.

  1. Welches Geschlecht hatten die für die in Frage 1 erfragten Delikte verantwortli­chen Tatverdächtigen?

Die jeweilige Anzahl der Tatverdächtigen – differenziert nach dem Geschlecht – ist der folgen­den Tabelle zu entnehmen.

Jahr männlich weiblich
2019 5 023 738
2020 4 019 589
2021 3 712 566
2022 3 457 534
2023 4 809 713

 

MMD18-10308

Beteiligte:
Markus Wagner