Kleine Anfrage 4159
des Abgeordneten Markus Wagner AfD
Steigende Zahlen an Körperverletzungsdelikten mit Messern in Deutschland – Wie steht es um NRW?
Im Jahre 2023 kam es in der Bundesrepublik zu insgesamt 13.844 Körperverletzungs- und Raubdelikten, bei denen ein Messer als Tatwaffe eingesetzt wurden. Das entspricht 1.489 solcher Fälle mehr als im Jahr 2022. Vorfälle wie die Messerattacke aus Mannheim stehen deshalb mittlerweile schon an der Tagesordnung in deutschen Großstädten. So kam es allein am Abend des 1. Juni in Berlin zu vier Auseinandersetzungen, bei denen Messer verwendet wurden. Insgesamt wurden mindestens zwei Personen schwer und eine leicht verletzt. Bei mindestens zwei der Vorfälle gerieten mehrere Personen aneinander. So vergehen kaum Tage, an welchen keine Angriffe mit Messern stattfinden. Auch in Bremen, Bayern, Potsdam und Schleswig-Holstein kam es in einer Spanne von zwei Wochen zu mehreren Messerangriffen.1
Exemplarisch wurde beispielsweise ein Wachmann einer Asylunterkunft in Potsdam durch einen südafrikanischen Angreifer erstochen. Ein roter Faden, der sich abzuzeichnen scheint, ist, dass viele der begangenen Körperverletzungsdelikte aus Streitigkeiten oder Auseinandersetzungen heraus eskalieren. Oftmals sind auch größere Personengruppen beteiligt. Außerdem sticht hervor, dass einige der Täter schon in einem sehr jungen Alter in diesen Delikten aktiv werden. So wurde beispielsweise bei dem Vorfall aus Schleswig-Holstein ein 12-jähriger Junge durch einen 13-jährigen Mitschüler nach einem Streit schwer mit Messerstichen in den Rückenbereich verletzt. In eben diesem Zeitraum kam es auch in Nordrhein-Westfalen zu Messerdelikten. Unteranderem wurde in Paderborn ein 45-jähriger Mann durch seinen Nachbarn im Streit erstochen. Auch in Dortmund wurde ein 26-Jähriger mit einem Messer verletzt, als er bei einem Streit dazwischen ging. In Köln-Deutz musste eine Frau sogar durch Polizeibeamte mit einem Schuss in den Oberschenkel gestoppt werden, als diese mit einem Messer bewaffnet auf die Einsatzkräfte losging.2
Ich frage daher die Landesregierung:
- Wie viele Delikte, bei denen ein Messer als Tatwaffe eingesetzt wurde, gab es seit 2015 bis heute pro Jahr und Monat in NRW? (Bitte nach Ort und Delikt aufschlüsseln.)
- Welches Alter hatten die für die in Frage 1 erfragten Delikte verantwortlichen Tatverdächtigen?
- Welche Nationalitäten hatten die für die in Frage 1 erfragten Delikte verantwortlichen Tatverdächtigen?
- Welche der in Frage 3 abgefragten Tatverdächtigen verfügen über eine Mehrfachstaatsangehörigkeit?
- Welches Geschlecht hatten die für die in Frage 1 erfragten Delikte verantwortlichen Tatverdächtigen?
Markus Wagner
1https://www.bild.de/news/inland/kaum-ein-tag-ohne-messer-angriffe-in-deutschland-665ada7a4d1e6d2df21c1f99?t_ref=https.
2 Ebenda.
Der Minister des Innern hat die Kleine Anfrage 4159 mit Schreiben vom 14. August 2024 namens der Landesregierung beantwortet.
Vorbemerkung der Landesregierung
Datenquelle für die Beantwortung von Fragen zur Kriminalitätsentwicklung ist die Polizeiliche Kriminalstatistik. Sie wird nach bundeseinheitlich festgelegten Richtlinien erstellt. Die Erfassung erfolgt nach Abschluss aller kriminalpolizeilichen Ermittlungen und führt häufig zu einem zeitlichen Versatz zwischen Bekanntwerden der Straftat und der statistischen Erfassung.
Die Polizeiliche Kriminalstatistik ist eine Jahresstatistik, die zu Jahresbeginn eines Folgejahres für das Vorjahr veröffentlicht wird. Bis zur Veröffentlichung führt das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen umfangreiche und aufwändige Prüfroutinen im Rahmen eines Qualitätssiche-rungsprozesses durch. Insofern liegen die Daten zu Straftaten für das Jahr 2024 derzeit noch nicht qualitätsgesichert vor.
Seit Einführung eines Tatmittelkatalogs im Jahr 2019 lässt sich die Verwendung von Waffen und gefährlichen Gegenständen auswerten. Grundsätzlich reicht das bloße Mitführen bei der Tatbegehung für die Erfassung nicht aus, die Tatmittel müssen konkret bei der Begehung der Tat eingesetzt werden. Eine Ausnahme bilden die Verstöße gegen das Waffengesetz, bei denen das Tatmittel stets erfasst wird, auch unabhängig von einer konkreten Nutzung. Da sich die nachfolgenden Fragestellungen auf den Einsatz von Messern als Tatmittel beziehen, wurden Verstöße gegen das Waffengesetz bei der Auswertung nicht berücksichtigt.
Da die Polizeiliche Kriminalstatistik eine Jahresstatistik ist, werden keine Monatsdaten ausgewiesen.
- Wie viele Delikte, bei denen ein Messer als Tatwaffe eingesetzt wurde, gab es seit 2015 bis heute pro Jahr und Monat in NRW? (Bitte nach Ort und Delikt aufschlüsseln.)
Die jeweilige Anzahl der Fälle – differenziert nach Jahren – ist der folgenden Tabelle zu entnehmen.
Jahr | Fälle |
2019 | 5 780 |
2020 | 4 669 |
2021 | 4 397 |
2022 | 4 191 |
2023 | 6 044 |
- Welches Alter hatten die für die in Frage 1 erfragten Delikte verantwortlichen Tatverdächtigen?
Die jeweilige Anzahl der Tatverdächtigen – differenziert nach Altersgruppen – ist der folgenden Tabelle zu entnehmen.
Jahr | Alter | |||
unter 21 | ab 21 | |||
bis unter 14 | 14 bis unter 18 | 18 bis unter 21 | ||
2019 | 252 | 872 | 648 | 3 989 |
2020 | 162 | 599 | 507 | 3 340 |
2021 | 214 | 575 | 440 | 3 049 |
2022 | 227 | 658 | 411 | 2 695 |
2023 | 316 | 964 | 640 | 3 602 |
- Welche Nationalitäten hatten die für die in Frage 1 erfragten Delikte verantwortlichen Tatverdächtigen?
Die jeweilige Anzahl der Tatverdächtigen – differenziert nach der Nationalitäten – ist der Anlage zu entnehmen.
- Welche der in Frage 3 abgefragten Tatverdächtigen verfügen über eine Mehrfachstaatsangehörigkeit?
Es wird auf die Antwort auf Frage 2 der Kleinen Anfrage 1970 (LT-Drs. 18/5015) verwiesen.
- Welches Geschlecht hatten die für die in Frage 1 erfragten Delikte verantwortlichen Tatverdächtigen?
Die jeweilige Anzahl der Tatverdächtigen – differenziert nach dem Geschlecht – ist der folgenden Tabelle zu entnehmen.
Jahr | männlich | weiblich |
2019 | 5 023 | 738 |
2020 | 4 019 | 589 |
2021 | 3 712 | 566 |
2022 | 3 457 | 534 |
2023 | 4 809 | 713 |