Kleine Anfrage 4978
der Abgeordneten Zacharias Schalley AfD
Was bedeutet die Einwanderung des Goldschakals für NRW?
Der Goldschakal hat sein ursprüngliches Verbreitunsgebiet vom nahen Osten bis zum Balkan. In Deutschland wurde er erstmals 1998 gesichtet.1 Während er in Baden-Württemberg mittlerweile als fest angesiedelt gilt, gab es nur vereinzelte Sichtungen der Tiere in Nordrhein-Westfalen. Da er jedoch als anpassungsfähig gilt und schon Fortpflanzungserfolge dokumentiert sind, könnte der Goldschakal auch bald in Nordrhein-Westfalen heimisch sein.2
Da seine bevorzugten Beutetiere denen des Fuchs sehr ähnlich sind, konkurriert der Goldschakal in diesem Bereich und auch in Fragen des Lebensraums mit ihm. Einige Daten legen den Schluss nahe, dass es durch den Goldschakal zur Verdrängung des Fuchses kommt.3 Darüber hinaus erweitert der Goldschakal auf Grund seines Beuteschemas die Gruppe der Fressfeinde der Bodenbrüter, zu denen z. B. der in Nordrhein-Westfalen stark gefährdete Kiebitz gehört. Die dem Goldschakal als Raubtier eigenen Instinkte haben schon zu gerissenen Nutztieren geführt. Dass er auch Katzen und kleinere Hunde reißen könnte, kann nicht ausgeschlossen werden.4
In Österreich haben Risse durch den Goldschakal schon dazu geführt, dass er in mehreren Bundesländern ins Jagdgesetz aufgenommen wurde. In Deutschland ist dies bisher nur in Niedersachsen der Fall. 5
Wir fragen daher die Landesregierung:
- Welche Kenntnisse liegen der Landesregierung zur Populationsentwicklung des Goldschakals in NRW vor? (bitte Differenzierung nach Regionen, sofern möglich)
- Welche Kenntnisse liegen der Landesregierung zu den Auswirkungen der Ausbreitungen des Goldschakals auf NRWs autochthone Arten vor, insbesondere mit Hinblick auf gefährdete Arten? (bitte Differenzierung nach Regionen, sofern möglich)
- Welche Kenntnisse liegen der Landesregierung zum Gefahrenpotential des Goldschakals auf Menschen und Haustiere vor?
- Mit welchen Auswirkungen auf die Ökosysteme und Biodiversität rechnet die Landesregierung durch eine Etablierung des Goldschakals in NRW?
- Zieht die Landesregierung gegenüber dem Goldschakal mögliche jagdrechtliche Maßnahmen in Betracht?
Zacharias Schalley
1 https://www.deutschewildtierstiftung.de/wildtiere/goldschakal
2 https://www.waz.de/lokales/article407558661/goldschakal-breitet-sich-aus-ist-er-bald-in-nrw-
heimisch.html#:~:text=Ja%2C%20der%20Goldschakal%20lebt%20auch,November%202022%20einen%20Golds chakal%20erfasst.
3 https://www.bfa-grosse-beutegreifer.de/willkommen/goldschakal/
4 https://www.derwesten.de/region/nrw-raubtier-goldschakal-sichtungen-wolf-fuchs-id301196168.html 5https://www.pirsch.de/news/goldschakal-bundesland-erlaubt-jagd-auf-den-beutegreifer-39861
Der Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr hat die Kleine Anfrage 4978 mit Schreiben vom 14. Februar 2025 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit der Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz beantwortet.
- Welche Kenntnisse liegen der Landesregierung zur Populationsentwicklung des Goldschakals in NRW vor? (bitte Differenzierung nach Regionen, sofern möglich)
In Nordrhein-Westfalen gibt es keine Population des Goldschakals. Aus den letzten Jahren liegen nur vereinzelte Nachweise vor:
Im Spätsommer 2020 wurde in Nordrhein-Westfalen erstmals ein Goldschakalrüde durch genetische Untersuchungen des Senckenberg Forschungsinstituts Gelnhausen nachgewiesen. Dieses Individuum wurde an gerissenen Wild- und Nutztieren zunächst in Mülheim an der Ruhr im August 2020 und dann in Kranenburg im Kreis Kleve im September und Oktober 2020 nachgewiesen. Ende Oktober 2020 wurde dieses Individuum in den Niederlanden nachgewiesen. Der weitere Verbleib ist nicht bekannt.
Im November 2022 wurde in Hamm ein Goldschakal mittels Wildkamera nachgewiesen. Das Geschlecht, die Herkunft und der weitere Verbleib sind nicht bekannt.
- Welche Kenntnisse liegen der Landesregierung zu den Auswirkungen der Ausbreitungen des Goldschakals auf NRWs autochthone Arten vor, insbesondere mit Hinblick auf gefährdete Arten? (bitte Differenzierung nach Regionen, sofern möglich)
- Mit welchen Auswirkungen auf die Ökosysteme und Biodiversität rechnet die Landesregierung durch eine Etablierung des Goldschakals in NRW?
Die Fragen 2 und 4 werden aus Gründen des Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet. Aufgrund der derzeit immer noch sehr wenigen Nachweise des Goldschakals in Nordrhein-Westfalen sind Auswirkungen auf Ökosysteme und/oder heimische Arten derzeit nicht zu erwarten..
- Welche Kenntnisse liegen der Landesregierung zum Gefahrenpotential des Goldschakals auf Menschen und Haustiere vor?
Von einem gesunden Goldschakal geht keine Gefahr für den Menschen aus. Die Art ist scheu und meidet den Kontakt zu Menschen. Goldschakale ernähren sich als opportunistische Beutegreifer von leicht verfügbaren Nahrungsquellen wie Insekten, Amphibien, Reptilien, Nagetieren und anderen kleinen Säugetieren. Sie fressen auch Kadaver von Nutztieren sowie – vor allem auf dem Balkan und im Mittelmeerraum – Schlachtabfälle. Angriffe auf freilaufende Haustiere wie Schafe oder Ziegen sind bislang die Ausnahme.
- Zieht die Landesregierung gegenüber dem Goldschakal mögliche jagdrechtliche Maßnahmen in Betracht?
Jagdrechtliche Maßnahmen gegenüber dem Goldschakal zieht die Landesregierung derzeit nicht in Betracht.