Antrag
der Fraktion der AfD
Wie männlich darf der Frauensport sein? Faire Wettkampfbedingungen sicherstellen, Athletinnen schützen!
Bei den diesjährigen Olympischen Sommerspielen in Paris gewann die umstrittene algerische „männliche Boxerin“1 Imane Khelif Gold im Weltergewicht, nachdem Imane Khelif sich gegen mehrere weibliche Konkurrentinnen durchsetzen konnte. Eine von ihnen, die 25-jährige Italienerin Angela Carini, die sich bereits nach 46 Sekunden geschlagen geben musste, um ihre Gesundheit zu schützen, gab später an, sie sei im Ring dermaßen hart getroffen worden wie noch nie zuvor. Khelif war bereits 2022 und 2023 vom Boxverband IBA (International Boxing Association) auf Grundlage mehrerer unabhängig durchgeführter Bluttests disqualifiziert worden. Diese hatten zweifelsfrei festgestellt, dass Khelif über ein Y-Chromosom verfügt und somit ein biologischer Mann ist. Khelif hat die Testergebnisse als solche nie angefochten. Die Wettbewerbsrichtlinien der IBA legen wiederum fest, dass nur Boxer desselben Geschlechts gegeneinander antreten dürfen. Die Teilnahme von Transgender-Athletinnen werde hingegen als Gefahr für die Sicherheit und Gesundheit der Boxerinnen erachtet. Ein entsprechendes Schreiben der IBA ließ das Internationale Olympische Komitee (IOK) unbeachtet2 und erteilte Khelif doch noch eine Zulassung zur Teilnahme an den Sommerspielen. Als Begründung führte man an, allein das im Pass angegebene Geschlecht sei maßgeblich für die Zulassung zum Wettbewerb.3
Das Konzept des Fair Play, das Fundament jedes wettbewerbsorientierten Sports, wird durch die Sportpolitik des IOK untergraben. Fairer und bedeutungsvoller Wettbewerb wird seit jeher durch die Einteilung in unterschiedliche Körpertypen bzw. in verschiedene Kategorien erreicht. Deshalb basieren Wettbewerbe in aller Regel auf Alters-, Gewichts- oder anderen Unterschieden. Aus diesem Grund wird der Sport auch in männliche und weibliche Kategorien unterteilt. Denn Männer haben bekanntlich einen physischen Leistungsvorteil gegenüber Frauen. Vereinfacht gesagt, sind Männer im Durchschnitt größer, schneller und stärker als Frauen. Ihr Leistungsvorteil liegt durchschnittlich bei 10 Prozent.4 In gemischten Wettkämpfen hätten selbst die besten Sportlerinnen kaum eine Chance zu gewinnen. Dennoch haben in letzter Zeit die meisten nationalen und internationalen Sportverbände die weibliche Kategorie Transgender-Athleten, die als Männer geboren wurden, zugänglich gemacht. Diese Art von Transgender-Sportpolitik wird als inklusiv gefeiert – obwohl sie der Inklusion von Frauen in einen sicheren und fairen Sport nachweislich entgegenwirkt. Gerade Kontaktsportarten bergen die Gefahr, dass Frauen, die in ihrer eigenen Kategorie gegen biologische Männer antreten müssen, schwerwiegend verletzt werden.5
Von 2015 bis 2021 besagten die Olympischen Richtlinien, dass Männer, die sich als Frauen identifizieren, für den weiblichen Wettbewerb zugelassen werden sollten, wenn ihr Testoste-ronwert 12 Monate lang unter < 10nmol/L lag.6 Es gab jedoch keine belastbaren Beweise und kein System zur Überwachung der Einhaltung.7 Ende 2021 gab das IOK eine neue Erklärung ab, die sich von der Testosteronsenkung und -suppression abwandte und eine Position des „vermuteten Nichtvorteils“ einnahm.8 Ende 2022 tat eine weitere IOK-Erklärung nichts, um die Glaubwürdigkeit oder die Fairness gegenüber Frauen im Sport wiederherzustellen.9 Diese Richtlinien garantieren keinen sicheren und fairen Wettbewerb für weibliche Athleten. Derzeit gibt es keine wissenschaftlich fundierte, unabhängige Forschung, die zeigt, dass der gesamte männliche Leistungsvorteil unter diesen Bedingungen eliminiert wird. Eine Studie zeigt beispielsweise, dass eine Testosteronreduzierung über zwölf Monate den männlichen Vorteil nicht aufhebt.10 Folglich hängt der männliche Leistungsvorteil von mehr als nur vom aktuellen Testosteronspiegel ab. Der „Erbeffekt“ der Exposition gegenüber hohen Testosteronwerten in der frühen Lebensphase und in der Pubertät ist weithin bekannt. Als Mann aufzuwachsen, verschafft Transgender-Athleten einen lebenslangen Vorteil, der nicht durch eine Phase der Testosteronunterdrückung vollständig aufgehoben werden kann.
Voreilige Regeländerungen wie diejenigen des IOK ziehen zum einen unfaire Wettbewerbsvorteile für Transfrauen, zum anderen eine erhöhte Verletzungsgefahr für Frauen und Mädchen nach sich und fügen dem Frauensport damit maßgeblichen Schaden zu. Frauen und Mädchen laufen Gefahr, Stipendien, Teamplätze, Medaillen und die Chance auf bedeutende Siege zu verlieren. Am 30. September 2021 kündigte Sport England, eine nicht abteilungsbezogene öffentliche Einrichtung des britischen Ministeriums für Kultur, Medien und Sport, an, dass die Gleichstellungsgruppe der britischen Sportverbände überarbeitete Leitlinien veröffentlicht habe, die die Transgender-Inklusionsrichtlinien von 2015 ersetzen.11 Nach einer rigorosen Überprüfung über 18 Monate durch unabhängige Berater mit Fachwissen in der Sportmedizin kamen sie zu dem Schluss, dass die Teilnahme von Männern an weiblichen Sportkategorien, entgegen ihrer früheren Position und der aktuellen IOK-Richtlinien, nicht mit Fairness für Frauen vereinbar sei. Eine Testosteronreduzierung hebt die vielen Leistungsvorteile der männlichen Pubertät nicht auf und es gibt keine bekannte Intervention, die dies tun könnte.12
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat keine Regularien geschaffen, die festlegen, unter welchen Gesichtspunkten trans- und intergeschlechtlichen Menschen eine Teilnahmeberechtigung in den einzelnen Geschlechterkategorien zu erteilen ist, verweist jedoch auf relevante Gesetze und juristische Entscheidungen bezüglich der Geschlechteridentität im Sport.13 Gemäß dem am 1. November 2024 in Kraft getretenen Selbstbestimmungsgesetz kann die Änderung des Geschlechtseintrags durch eine einfache Erklärung gegenüber dem Standesamt vorgenommen werden. Eine gerichtliche Entscheidung über die Antragstellung, ebenso wie die Notwendigkeit zwei Sachverständigengutachten einzuholen – so wie dies nach dem bisher geltenden Transsexuellengesetz notwendig war – sind damit zukünftig nicht mehr erforderlich.14 Der Landessportbund NRW äußert sich in einem im Dezember 2022 vorgelegten Bericht nicht zu möglichen Richtlinien im Leistungssport, gibt darin jedoch eine Empfehlung zur „Änderung des exklusiven binären Systems im Sport“ ab.15
II. Der Landtag stellt fest:
- dass Frauen und Mädchen die gleichen Rechte und Möglichkeiten auf aktive Beteiligung im Sport und am Sportunterricht haben wie Männer und Jungen;
- dass sich die vom IOK geschaffenen „Transgender“- Richtlinien, die die Teilnahme von transgeschlechtlichen Menschen in der Geschlechterkategorie der Frauen maßgeblich an ihre Testosteronwerte oder allein an das im Pass angegebene Geschlecht knüpfen, als unzureichend erwiesen haben;
- dass Frauen und Mädchen im Rahmen von sportlichen Wettkämpfen Nachteile erleiden können, wenn transgeschlechtliche Frauen an den Wettbewerben teilnehmen;
- dass die Teilnahme an geschlechtsspezifischen sportlichen Aktivitäten durch Männer, die von sich eine weibliche „Genderidentität“ behaupten, Frauen einem hohen Verletzungsrisiko aussetzt. Dies beschränkt Frauen und Mädchen in ihren Möglichkeiten, in gleicher Weise wie Männer am Sport teilzunehmen, und stellt so eine zu beseitigende Form der Diskriminierung von Frauen und Mädchen dar.
III. Der Landtag fordert die Landesregierung auf:
– eine unabhängige Langzeitstudie in Auftrag zu geben, um die Auswirkungen des „Gen-der-Transitioning“ auf die sportliche Leistung zu untersuchen;
– den Landessportbund NRW sowie die ihm unterstehenden Sportverbände dazu aufzurufen, ihre Transgender-Richtlinien zur Zulassung von Athleten, die als männlich geboren wurden, zu weiblichen Wettbewerben auszusetzen, bis weitere wissenschaftliche Studien und Analysen durchgeführt wurden;
– den Landessportbund NRW anzuweisen ein Modell zu erarbeiten, wonach transge-schlechtliche Frauen in einer Sonderkategorie gegeneinander antreten sollen, die von der Geschlechterkategorie der Frauen losgelöst ist.
Andreas Keith
Professor Dr. Daniel Zerbin
Dr. Martin Vincentz
Christian Loose
und Fraktion
2 Siehe: https://www.iba.sport/news/iba-clarifies-the-facts-the-letter-to-the-ioc-regarding-two-ineligible-boxers-was-sent-and-acknowledged/ (aufgerufen am 24.09.2024).
3 Neue Zürcher Zeitung: „Die Boxerin Imane Khelif kämpft um ihr Recht, eine Frau zu sein. Und am Freitag um Olympiagold“, siehe: https://www.nzz.ch/sport/olympia-2024-die-boxerin-imane-khelif-kaempft-um-ihr-recht-eine-frau-zu-sein-ld.1842725 (aufgerufen am 24.09.2024).
4 Sports and Medicine: „Leistungsunterschiede zwischen Mann und Frau im Sport“, siehe: https://sportsandmedi-cine.com/de/2022/08/leistungsunterschiede-zwischen-mann-und-frau-im-sport/ (aufgerufen am 25.09.2024).
5 Siehe dazu: Daily Mail: „As alarming report reveals women and girls are quitting sports over fears they will be injured…“, siehe: https://www.dailymail.co.uk/news/article-12960505/As-alarming-report-reveals-women-girls-quit-ting-sports-fears-injured-revealed-16st-trans-woman-dislocated-shoulder-female-judo-rival.html (aufgerufen am 26.09.2024).
6 „IOC Consensus Meeting on Sex Reassignment and Hyperandrogenism November 2015“, S. 2, siehe: https://stillmed.olympic.org/Documents/Commissions_PDFfiles/Medical_commission/2015-11_ioc_consen-sus_meeting_on_sex_reassignment_and_hyperandrogenism-en.pdf (aufgerufen am 26.09.2024).
7 „How will transgender eligibility rules based on testosterone work in practice?“, siehe: https://fairplayforwo-men.com/compliance/ (aufgerufen am 26.09.2024).
8 „IOC Framework on Fairness, Inclusion and non-Discrimination on the Basis of Gender Identity and Sex Varia-tions“, S. 4, siehe: https://stillmed.olympics.com/media/Documents/Beyond-the-Games/Human-Rights/IOC-Framework-Fairness-Inclusion-Non-discrimination-2021.pdf (aufgerufen am 26.09.2024).
9 British Journal of Sports Medicine: „Position Statement: IOC Framework on Fairness, Inclusion and non-Discri-mination on the Basis of Gender Identity and Sex Variations“, siehe: https://bjsm.bmj.com/content/57/1/26 (aufgerufen am 26.09.2024).
10 A. Wiik et al.: Muscle Strength, Size and Composition following 12 Months of Gender-Affirming Treatment in Transgender Individuals: Retained Advantage for the Transwomen, in: bioRxiv (2019), siehe: https://www.bior-xiv.org/content/10.1101/782557v1 (aufgerufen am 26.09.2024).
11 Siehe: https://www.sportengland.org/new-guidance-transgender-inclusion-domestic-sport-published (aufgerufen am 26.09.2024).
12 „The UK’s Sports Councils Guidance for Transgender Inclusion in Domestic Sport“, siehe: https://movingtoin-clusion.co.uk/wp-content/uploads/2023/07/Guidance-For-Transgender-Inclusion-In-Domestic-Sport-2021.pdf (aufgerufen am 26.09.2024).
13 Siehe: https://gleichstellung.dosb.de/themen/wir-fuer-vielfalt/geschlechtsidentitaet#akkordeon-15851 (aufgerufen am 25.09.2024).
14 Vgl. dazu: https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/selbstbestimmungsgesetz-2215426 (aufgerufen am 05.11.2024).
15 LSB NRW: „Bericht zur Einbeziehung von Trans und nichtbinären Menschen im Sport“, S. 22, siehe: https://www.lsb.nrw/fileadmin/global/media/Downloadcenter/Chancengleichheit/Bericht_zur_Einbezie-hung_von_Trans_u_nicht-binaeren_Menschen_im_Sport.pdf (aufgerufen am 25.09.2024).