Kleine Anfrage 379
der Abgeordneten Zacharias Schalley und Andreas Keith vom 25.08.2022
Zurück zu den Wurzeln? Immer häufigerer Holzdiebstahl bei explodierenden Energiepreisen
Bereits im April diesen Jahres haben Waldbesitzer aus NRW damit gerechnet, dass sie häufiger Opfer von Diebstahl werden würden.1 Im Zuge rapide steigender Gas- und Ölpreise vergreifen sich mehr Delinquenten an Waldholz, um kostenloses Brenn- und Heizmaterial zu haben. Ebenso kann die Angst vor einem sehr kalten Winter eine weitere Ursache sein, dass sich Menschen vermehrt an fremden Holzbeständen bedienen. Deutschlandweit beläuft sich der Schaden bereits jetzt auf mehrere Millionen Euro.2
Bezeichnenderweise sind die Preise für reines Schnittholz aufgrund von Preisabschlägen durch die Sägeindustrie in den letzten Wochen gesunken – die Preise für Energie- und Brennholz schießen jedoch zeitgleich förmlich empor.3 Vielerorts sind Holzkohle, Pellets oder sonstige holzbasierte Energieträger ausverkauft, sodass Händler mittlerweile lange Wartelisten führen müssen.4 Es liegt nahe, dass die extrem hohen Gas- und Ölpreise ebenfalls eine hohe Nachfrage für Brennholz hervorgerufen haben.
Unsere nordrhein-westfälischen Waldbesitzer leisten einen essentiellen Beitrag zur Pflege unserer Kulturlandschaften und erhalten wichtige Lebensräume für heimische Pflanzen und Tiere. Wenn ihre Forstbestände vermehrt beschädigt oder Holzvorräte entwendet werden, obliegt es der Landesregierung, die Voraussetzungen für eine effektive Prävention dieser Delikte zu schaffen.
Vor diesem Hintergrund fragen wir:
- Wie hat sich nach Kenntnis der Landesregierung die Zahl der Holzdiebstahldelikte in NRW entwickelt? (Bitte aufschlüsseln in Jahren seit 2017)
- Wie hoch wird die Schadenssumme durch Holzdiebstahl bei den gemeldeten Fällen in NRW geschätzt? (Bitte aufschlüsseln in Jahren seit 2017)
- Wie hoch ist der Anteil der Holzdiebstahldelikte in NRW, deren Aufklärung erfolglos geblieben ist? (Bitte aufschlüsseln nach Jahren seit 2017)
- Inwieweit werden Anschaffungen von Überwachungsgeräten oder sonstigen Sicherheitstechniken zur Prävention von Holzdiebstählen seitens des Landes NRW bezuschusst?
- Welche Maßnahmen ergreift die Landesregierung außerdem, um den Holzdiebstahl in nordrhein-westfälischen Wäldern einzudämmen?
Zacharias Schalley
Andreas Keith
Die Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat die Kleine Anfrage 379 mit Schreiben vom 29. September 2022 namens der Landesregierung beantwortet.
- Wie hat sich nach Kenntnis der Landesregierung die Zahl der Holzdiebstahldelikte in NRW entwickelt? (Bitte aufschlüsseln in Jahren seit 2017)
- Wie hoch wird die Schadenssumme durch Holzdiebstahl bei den gemeldeten Fällen in NRW geschätzt? (Bitte aufschlüsseln in Jahren seit 2017)
- Wie hoch ist der Anteil der Holzdiebstahldelikte in NRW, deren Aufklärung erfolglos geblieben ist? (Bitte aufschlüsseln nach Jahren seit 2017)
Aufgrund des Sachzusammenhangs werden die Fragen 1-3 gemeinsam beantwortet.
Holzdiebstahl war vor 2022 sehr selten und auch eine Abfrage unter den Forstämtern ergab bei etwa der Hälfte der Rückmeldungen keine bekannten Fälle. Datenbasis für die Beantwortung von Fragen zur Kriminalitätsentwicklung ist die Polizeiliche Kriminalstatistik Nordrhein-Westfalen. Diebstahlsdelikte von Holz werden in der Polizeilichen Kriminalstatistik nicht gesondert ausgewiesen. Daher ist eine Aussage zu den entsprechenden Fallzahlen, Schadens-summen und Aufklärungsquoten nicht möglich.
- Inwieweit werden Anschaffungen von Überwachungsgeräten oder sonstigen Sicherheitstechniken zur Prävention von Holzdiebstählen seitens des Landes NRW bezuschusst?
Eine Förderung der Anschaffung von Überwachungsgeräten oder sonstiger Sicherheitstechniken findet nicht statt.
- Welche Maßnahmen ergreift die Landesregierung außerdem, um den Holzdiebstahl in nordrhein-westfälischen Wäldern einzudämmen?
Die Landesregierung beobachtet die Entwicklung sorgfältig und steht mit Wald und Holz NRW in einem regelmäßigen Austausch, um eine Ausweitung der bereits bestehenden Maßnahmen zur Eindämmung von Holzdiebstählen nötigenfalls vorzunehmen.
Die Polizei des Landes Nordrhein-Westfalen hat die Aufgabe, Bürgerinnen und Bürger im Rahmen der Prävention auch zu Möglichkeiten der Tatvermeidung unter Einsatz technischer Mittel zu beraten und auf eine verstärkte Wahrnehmung der Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger hinzuwirken.
Präventionshinweise und -empfehlungen für Betriebe der Holzwirtschaft wurden bislang nicht explizit erarbeitet. Die vorhandenen sicherheitstechnischen Empfehlungen – zum Beispiel zu baulich-mechanischen Sicherungsmaßnahmen und zur Videoüberwachung – sind hier allerdings übertragbar.
Die Sicherung von Holzbeständen in grundsätzlich frei zugänglichen Wäldern stellt eine besondere Herausforderung dar. Auch wenn der Zugang durch Schrankenanlagen in Teilen bereits erschwert wird, ist die Präsenz der Waldbesitzenden und der zuständigen behördlichen Institutionen in der Fläche ein wesentlicher Faktor zur Eindämmung von Holzdiebstählen.
Darüberhinaus können Ortungs- und Überwachungsmaßnahmen, wie z.B. die Anbringung von GPS-Sendern in Baumstämmen, sinnvolle Ergänzung sein und kommen auch bereits im angemessenem Umfang zum Einsatz.