Eins, zwei oder drei? Die zweite Auffrischungsimpfung in der Kritik

Kleine Anfrage

Kleine Anfrage 6565
des Abgeordneten Thomas Röckemann vom 29.03.2022

 

Eins, zwei oder drei? Die zweite Auffrischungsimpfung in der Kritik

Gemäß der Ständigen Impfkommission wird eine zweite Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus Covid-19 für Menschen ab 70 Jahren, für Menschen in Pflegeeinrichtungen, Menschen ab 5 Jahren mit Immunschwächen und Beschäftigten in medizinischen und Pflegeeinrichtungen empfohlen.1

Die Effektivität der vierten Dosis wird hingegen mittlerweile kritisch betrachtet. So legen Studien aus Israel nahe, dass die zweite Auffrischungsimpfung bzgl. der Omikron-Variante nur geringe Schutzwirkungen aufweise.2

Ich frage daher die Landesregierung:

  1. Wie viele Personen in Nordrhein-Westfalen haben eine zweite Auffrischungsimpfung erhalten? (Bitte aufschlüsseln nach Alter, Art des Vakzins und Zeitraum der Verabreichung der Vakzine)
  2. Bei wie vielen dieser mit einer zweiten Auffrischungsimpfung versehenen Personen kam es zu einer nachträglichen Infektion mit einer Variante des SARS-CoV-19-Virus? (Bitte aufschlüsseln nach Alter, Art des Vakzins und Zeitraum der Verabreichung der Vakzine)
  3. Wie hoch schätzt die Landesregierung den Schutz durch eine zweite Auffrischungsimpfung ein, insbesondere hinsichtlich der Omikron-Variante?

Thomas Röckemann

 

Anfrage als PDF

 

1 https://www.zusammengegencorona.de/faqs/impfen/auffrischungsimpfung/?gclid=EAIaIQobChMIvrvY  _5Ov9wIVB7d3Ch22gwBLEAAYASAAEgJ5HvD_BwE (abgerufen am 25.04.2022).

2 https://www1.wdr.de/nachrichten/themen/coronavirus/corona-vierte-impfung-100.html (abgerufen am 25.04.2022).


Der Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales hat die Kleine Anfrage 6565 mit Schreiben vom 1. Juni 2022 namens der Landesregierung beantwortet.

  1. Wie viele Personen in Nordrhein-Westfalen haben eine zweite Auffrischungsimp-fung erhalten? (Bitte aufschlüsseln nach Alter, Art des Vakzins und Zeitraum der Verabreichung der Vakzine)

Zum Datenstand 04.05.2022 haben in NRW gemäß Digitalem Impfquotenmonitoring des Ro­bert Koch-Instituts (RKI-DIM) 1.306.504 Personen eine zweite Auffrischimpfung erhalten. Eine Aufschlüsselung der Impfzahlen nach Altersgruppen wird seit dem 29.04.2022 vom RKI nicht mehr ausgewiesen, es erfolgt seitdem lediglich die Ausweisung der Impfquoten. Diese vertei­len sich in den Altersgruppen wie folgt:

– siehe PDF –

Für die zweiten Auffrischimpfungen wurde vom RKI folgende Verteilung für die verwendeten Vakzine ausgewiesen:

– siehe PDF –

Von Oktober 2021 bis Januar 2022 wurden gemäß der Ausweisung des RKI-DIM vereinzelt bereits zweite Auffrischimpfungen vergeben. Seit der Empfehlung durch die Ständige Impf­kommission (STIKO) Anfang Februar 2022 wurden Auffrischimpfungen in wesentlich größe­rem Umfang durchgeführt.

– siehe PDF –

  1. Bei wie vielen dieser mit einer zweiten Auffrischungsimpfung versehenen Perso­nen kam es zu einer nachträglichen Infektion mit einer Variante des SARS-CoV-19-Virus? (Bitte aufschlüsseln nach Alter, Art des Vakzins und Zeitraum der Ver­abreichung der Vakzine)

Das hohe Fallaufkommen durch die Coronavirus-Varianten Omikron BA.1 und BA.2 seit Be­ginn des Jahres 2022 führte zu sehr hohen Arbeitsbelastungen der Gesundheitsämter. Wäh­rend die Gesundheitsämter im Jahr 2020 knapp 400.000 Fälle meldeten, waren es in 2021 bereits eine Million Fälle und in den ersten 4,5 Monaten des laufenden Jahres bereits über 3,6 Millionen Meldungen. Aufgrund der daraus resultierenden Anforderungen war es den Gesund­heitsämtern kaum mehr möglich, Informationen zum Impfstatus sowie zum Impfstoff und zu den Impfdaten der gemeldeten COVID-19-Fälle zu erheben.

Folglich erlauben die vorliegenden und folgend aufgeführten Daten zu Personen mit zwei Auf-frischimpfungen, die gemäß Paragraph 11 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) von den Ge­sundheitsämtern in Nordrhein-Westfalen an die Landesstelle übermittelt wurden, keinen vali­den Rückschluss auf das tatsächliche Infektionsgeschehen in dieser Personengruppe.

Von den vom 01.01.2022 bis 05.05.2022 an die Landesstelle übermittelten COVID-19-Fällen in Nordrhein-Westfalen mit erfüllter Referenzdefinition lagen für 21 Prozent Angaben zum Impfstatus vor. Davon wiesen 5.652 Fälle (0,75 Prozent) zwei Auffrischimpfungen und eine Erkrankung mindestens 14 Tage nach der letzten Impfung aus.

Diese verteilten sich wie folgt:

– siehe PDF –

Von den 5.652 Fällen waren 60 Prozent mit Comirnaty (Biontech) geimpft, 40 Prozent weisen heterogene Impfschemata aus.

  1. Wie hoch schätzt die Landesregierung den Schutz durch eine zweite Auffri-schungsimpfung ein, insbesondere hinsichtlich der Omikron-Variante?

Die STIKO empfiehlt die zweite Auffrischimpfung derzeit nur für vulnerable Personengruppen und Personen mit beruflicher Indikation (Personal in medizinischen Einrichtungen und Pflege­einrichtungen, insbesondere solchen mit direktem Kontakt mit Patientinnen und Patienten bzw. Bewohnerinnen und Bewohnern).

Der Empfehlung liegen wissenschaftliche Studien zugrunde, die u. a. die Wirksamkeit der zweiten Auffrischimpfung bei 60-Jährigen und Älteren während der zirkulierenden Omikron-Variante untersucht haben.

Die Ergebnisse zeigen, dass die zweite Auffrischimpfung die Rate der laborbestätigten SARS-CoV-2-Infektionen um das Zweifache vermindert und schwere Erkrankungsverläufe sogar um das Vierfache. Die STIKO ist daher zu dem Schluss gekommen, dass die zusätzliche Auf-frischimpfung effektiv zur Verhinderung schwerer COVID-19-Krankheitsverläufe und Vermei­dung von Überlastungen des Gesundheitswesens beiträgt.

Die Landesregierung teilt diese Bewertung.

 

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