Wer soll sich das noch leisten können? Nirgendwo in Deutschland werden Pflegebedürftige für einen Heimplatz mehr zur Kasse gebeten als in Nordrhein-Westfalen.
Eine Vollzeitpflege kostet hier im Mittel mehr als zwei Durchschnittsrenten! Was sind die Gründe für diesen horrenden Eigenanteil?
Der Eigenanteil bezeichnet die Kosten, die Pflegebedürftige bzw. ihre Angehörigen bei Unterbringung in einem Heim selbst tragen müssen. Denn obwohl man in Deutschland verpflichtet ist, sich für den Pflegefall zu versichern, verbleibt eine „Pflegelücke“. Und die klafft immer weiter auf.
Der Verband der privaten Pflegeversicherung (PKV) hat sich 11.000 von etwa 13.000 vollstationären Pflegeeinrichtungen in Deutschland angeschaut. Das Ergebnis:
Bundesweit beträgt der Eigenanteil bei der Vollzeitpflege im Schnitt 1.928 Euro. Wieder einmal bildet NRW die traurige Spitze:
Hier stieg die Selbstbeteiligung im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent auf durchschnittlich sogar 2.406 Euro im Monat! Wer soll das bezahlen?
Laut DGB-Rentenreport 2017 erhalten männliche Rentner seit 2015 in NRW durchschnittlich 1.092 Euro. Frauen beziehen sogar nur 575 Euro. Da liegt es auf der Hand, dass Pflegebedürftige gezwungen sind, Vermögenswerte zur Deckung des Eigenanteils zu verkaufen. Und auch ihre Kinder können in Haftung genommen werden. Allerdings gibt es bundesweit beträchtliche Unterschiede beim Eigenanteil.
So müssen Pflegebedürftige in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt am wenigsten zuschießen. Dort zahlt man rund 1.000 Euro weniger im Monat als in NRW. Dabei ist das Pflegeproblem gerade bei uns absehbar gewesen.
Eine Landesregierung nach der anderen hat es verpasst, dem Bedarf an bezahlbarer Pflege im einwohnerstärksten Bundesland gerecht zu werden. Stattdessen treiben die Altparteien den Eigenanteil weiter in die Höhe:
Direkt, indem 2005 der Arbeitgeberanteil zur Pflegeversicherung gesenkt wurde. Und indirekt, indem durch starke Nachfrage, höhere Material- und Personalkosten sowie strengere Vorschriften die Baukosten enorm steigen. Der Pflegebetrieb bleibt davon nicht verschont. Verpflegung und Unterkunft sind hier Kostenfresser Nummer Eins!
Laut PKV zahlen Heimbewohner in NRW dafür im Schnitt monatlich 1.010,75 Euro über den Eigenanteil. Dagegen ist der Kostenfaktor „Personal“ fast moderat:
Staatlich anerkannte Altenpfleger und Helfer verdienten in NRW 2017 unterm Strich 2.566 Euro brutto. Das ergab eine Anfrage des gesundheitspolitischen Sprechers der AfD-Fraktion, Dr. Martin Vincentz .
So ist das im altparteienregierten NRW: Wer arbeitet, muss ein Leben lang für alles und jeden mitzahlen. Und wenn er nicht mehr arbeiten kann, verlangt das marode Pflegesystem von ihm fürs Sterben sein letztes Hemd.
➡️ Zur Pressemitteilung des PKV: https://bit.ly/2lfEsnJ
➡️ Zur AfD-Anfrage und Antwort der Landesregierung: https://bit.ly/2mDDJgi