Auswirkungen der Covid-Impfungen auf die Menstruation

Kleine Anfrage 251
der Abgeordneten Enxhi Seli-Zacharias vom 02.08.2022

 

Auswirkungen der Covid-Impfungen auf die Menstruation

In seinem Sicherheitsbericht zu den Nebenwirkungen der Covid-Impfungen untersucht das Paul-Ehrlich-Institut auch die Häufung von menstruellen Erkrankungen. Dabei kam das Institut im Juli 2021 zu dem Schluss, dass diese Art der Nebenwirkung in ihrem Aufkommen „nicht ungewöhnlich hoch“ sei.1 In den neueren Berichten werden die menstruellen Erkrankungen zwar weiterhin erfasst, aber nicht weiter kommentiert.

Eine neue Studie aus den Vereinigten Staaten hat nun eigene Zahlen zu Tage gefördert: 42,1 % der 39.129 befragten Personen berichteten von einer Verschiebung ihres Zyklus nach der Impfung gegen Covid-19. Darüber hinaus kam es bei vielen Personen, die eigentlich über keinen regelmäßigen Zyklus mehr verfügen, zu sogenannten Durchbruchsblutungen. Zwar stellen beide Vorkommnisse keine direkte gesundheitliche Bedrohung dar, die Autoren der Studie machen jedoch auf die psychischen Auswirkungen aufmerksam. So seien die Folge einer verschobenen oder erhöhten Monatsblutung vor allem Angst und Unsicherheit bei den Betroffenen. Ein besonderes Augenmerk sei dabei auf Personen zu legen, die an chronischen Erkrankungen wie etwa der Endometriose leiden würden.2

Die Endometriose ist eine der am weitesten verbreiteten Erkrankungen bei Frauen. Es handelt sich bei ihr um eine „chronische Erkrankung, bei der sich endometriumartige Zellverbände außerhalb der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) befinden und dem hormonellen Zyklus unterliegen“. Folgen sind Dysmenorrhö, Dysurie, Dyschezie, Dysparunie und Sterilität. Jährlich erkranken etwa 40.000 Frauen in Deutschland an der Krankheit. Die Anzahl der Betroffenen wird auf rund 2 Millionen Personen geschätzt.3 Häufig dauert es jedoch Jahre, bis Betroffene eine Diagnose erhalten.4 Frankreich hat auf diese Problematik zu Beginn des Jahres mit einem eigenen nationalen Endometrioseplan reagiert. Auch Australien hat bereits politische Maßnahmen eingeleitet.5 In Deutschland fehlt ein solcher Plan bislang. Auch im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW gibt es bisher keine Strategie, um dem Problem zu begegnen. Demgegenüber ist aber die politische Debatte um die Erkrankung bereits entfacht und es droht eine parteipolitische Ausnutzung des Themas.6 Eine solche gilt es zu verhindern, um den Betroffenen gerecht zu werden. Sie droht allerdings durch die Verbindung zur Thematik der Impfnebenwirkungen umso mehr.

Ich frage daher die Landesregierung,

  1. Wie hoch ist die Anzahl der menstruellen Erkrankungen, die nach einer Covid-Impfung in NRW gemeldet wurden?
  2. Werden Personen vor der Impfung darüber aufgeklärt, dass es zu einer Veränderung des Zyklus aufgrund der Impfung kommen kann?
  3. Wie hoch ist die Impfquote bei Personen mit Endometriose?
  4. Wie hoch ist die Quote der menstruellen Erkrankungen bei Personen, die an Endometriose leiden und geimpft wurden?
  5. Plant die Landesregierung Maßnahmen für Betroffene und durch die Impfung geschädigte Frauen?

Enxhi Seli-Zacharias

 

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1 Paul-Ehrlich-Institut, Sicherheitsbericht. Verdachtsfälle von Nebenwirkungen und Impfkomplikationen nach Impfung zum Schutz vor COVID-19 seit Beginn der Impfkampagne am 27.12.2020 bis zum 31.07.2021, online unter https://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/DE/newsroom/dossiers/sicherheitsberichte/sicherheitsberi  cht-27-12-bis-31-07-21.pdf (Abruf: 28.07.2022).

2 Lee, Katherine et al., Investigating trends in those who experience menstrual bleeding changes after SARS-CoV-2 vaccination, Sciences Advances 8/28 (2022).

3 https://www.amboss.com/de/wissen/Endometriose/ (Abruf: 28.07.2022), Zitat ebenda.

4 https://link.springer.com/article/10.1007/s15013-019-1691-3 (Abruf: 28.07.2022).

5 https://www.bundestag.de/resource/blob/902628/4c5f8ae58a1bc0ca64bfe69220162dd2/WD-9-036-22-pdf-data.pdf (Abruf: 28.07.2022).

6 https://www.hr-inforadio.de/programm/themen/endometriose-wenn-eine-frauenkrankheit-politisch-wird,endometriose-was-macht-die-deutsche-politik-100.html (Abruf: 28.07.2022).


Der Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales hat die Kleine Anfrage 251 mit Schreiben vom 26. August 2022 namens der Landesregierung beantwortet.

  1. Wie hoch ist die Anzahl der menstruellen Erkrankungen, die nach einer Covid-Impfung in NRW gemeldet wurden?

Gemäß § 6 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 und § 11 Abs. 4 Infektionsschutzgesetz (IfSG) wird der Verdacht einer über das übliche Ausmaß einer Impfreaktion hinausgehenden gesundheitlichen Schädigung über das zuständige Gesundheitsamt an das Paul-Ehrlich-Institut und das Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG.NRW) gemeldet. Eine Bewertung, ob die Ereignisse in einem kausalen Zusammenhang mit der Impfung stehen, erfolgt ausschließlich durch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI). Die deutschlandweite Meldungen über Verdachtsfälle von Nebenwirkungen und Impfkomplikationen werden vom PEI in deren Sicherheitsberichten zusammengefasst.

Das PEI berichtet in seinem aktuellen Sicherheitsbericht vom 04.05. 2022 für den Zeitraum 27.12.2020 bis 31.03.2022 über 2,03 Meldungen zu menstruellen Erkrankungen bei Jugendlichen und Frauen ab 12 Jahren je 100.000 verabreichten SARS-CoV-2-Impfungen in Deutschland.

(Abrufbar unter https://www.pei.de/DE/newsroom/dossier/coronavirus/arzneimittelsicherheit.html). Zwar werden Menstruationsstörungen vom PEI als eine „häufig berichtete unerwünschte Reaktion“ klassifiziert, aber zugleich darauf hingewiesen, dass sie sehr häufig sind und bei einer Reihe von Grunderkrankungen sowie bei Stress und Müdigkeit auftreten können. Insofern ist der Zusammenhang zur Impfung besonders schwierig herauszuarbeiten.

  1. Werden Personen vor der Impfung darüber aufgeklärt, dass es zu einer Veränderung des Zyklus aufgrund der Impfung kommen kann?

Im Rahmen ihrer FAQ-Liste zur Impfung geht das Robert Koch-Institut (RKI) auch auf die Frage ein „Hat die COVID-19-Impfung einen Einfluss auf den weiblichen Zyklus?“. Danach werden Zyklusstörungen im Nachgang zu einer COVID-19-Impfung international erforscht. Ein unmittelbarer kausaler Zusammenhang zwischen den SARS-CoV-2-Impfungen und Veränderungen des Zyklus ist dem RKI jedoch nicht bekannt.

Deshalb beinhalten die bundesweit eingesetzten Merkblätter des RKI zur ärztlichen Aufklärung bei einer SARS-CoV-2-Impfung keinen Hinweis auf eine Veränderung des Zyklus. Allerdings befürwortet das RKI, im Laufe der ärztlichen Aufklärung und Besprechung über diese mögliche Nebenwirkung zu informieren.

  1. Wie hoch ist die Impfquote bei Personen mit Endometriose?
  2. Wie hoch ist die Quote der menstruellen Erkrankungen bei Personen, die an Endometriose leiden und geimpft wurden?

Frage 3 und 4 werden wegen des Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet.

Sowohl Endometriose als auch menstruelle Erkrankungen sind keine gemäß § 11 Abs. 1 IfSG an die zuständige Landesstelle zu übermittelnden Sachverhalte. Die Fragen können daher aufgrund fehlender Datengrundlagen nicht beantwortet werden.

  1. Plant die Landesregierung Maßnahmen für Betroffene und durch die Impfung geschädigte Frauen?

Für öffentlich empfohlene Impfungen und daraus resultierenden Impfschäden gelten die Regelungen des Sozialen Entschädigungsrechts aus den §§ 60ff. IfSG. In Nordrhein-Westfalen sind alle Impfungen mit Impfstoffen gegen SARS-CoV-2, die in der Europäischen Union zugelassenen sind, öffentlich empfohlen. Für etwaige Impfreaktionen, die das übliche Maß überschreiten und zu einer nicht nur vorübergehenden Gesundheitsschädigung geführt haben, hat das Land den vorgenannten Regelungen zufolge eine Versorgung zu gewähren. Insofern haben alle Personen, bei denen durch die zuständige Behörde nachgewiesen ist, dass sie durch vorgeschriebene oder öffentlich empfohlene Impfungen geschädigt wurden, einen Anspruch in entsprechender Anwendung der Vorschriften des IfSG. Zuständige Behörden in Nordrhein-Westfalen für Anträge nach dem IfSG sind die Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe.

Die Leistungen, die das IfSG in den §§ 60ff. vorsieht, sind sehr umfassend und reichen von Leistungen für eine Krankenbehandlung über bedarfsdeckende Zahlungen bei schweren Schädigungen, bis hin zu Leistungen an Hinterbliebene bei Todesfällen. Weitere Maßnahmen sind vor diesem Hintergrund nicht geplant.

 

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