Brandgefahr von Windindustrieanlagen und Bindung der Einsatzkräfte von Feuerwehren, THW und Polizei

Kleine Anfrage
vom 04.05.2021

Kleine Anfrage 5323des Abgeordneten Christian Loose vom 04.05.2021

 

Brandgefahr von Windindustrieanlagen und Bindung der Einsatzkräfte von Feuerwehren, THW und Polizei

Nach Medienberichten hat die Feuerwehr beim Fall einer brennenden Windindustrieanlage keine Handhabe zur Löschung des Feuers. Die Feuerwehr muss sich wegen der Höhe der Anlage und wegen der Gefahr eines Umstürzens der Konstruktion darauf beschränken, das Gebiet durch Absperrungen abzusichern, um das Windkraftwerk kontrolliert abbrennen zu lassen.1 Dabei muss dieser Bereich durch die Feuerwehr in einem Umkreis von 500 m abgesichert werden2, je nach Windstärke und -richtung auch noch weiter.3

Rettungsmaßnahmen für eventuell eingeschlossene Personen sind weder durch das Aufsteigen in den Turm noch durch einen Hubschraubereinsatz möglich.4

Die Löscharbeiten, beispielsweise von bereits herabgestürzten Teilen einer solchen Anlage, stellen für die Feuerwehrleute ein lebensbedrohliches Sicherheitsrisiko dar, da während der Löscharbeiten unkontrolliert weitere Teile herabstürzen können.5

Die Bindung von Einsatzkräften ist im Fall einer Havarie erstaunlich hoch und kann zudem langwierig sein, wenn es zu Nachbränden kommt. Das kann dazu führen, dass mehrere Einsätze notwendig werden.6

Schätzungen zufolge würde es etwa 300 Feuerwehreinsatzkräfte brauchen, um etwa in einem Waldgebiet den Sicherheitsradius von 500 m sicherzustellen.7 Darüber hinaus müssen gegebenenfalls Postentrupps aufgestellt werden, um brennende Trümmer ausfindig zu machen.8

Der Bundesverband WindEnergie führt nicht einmal ein Register über Havarien wie Brände oder das Umknicken von Windindustrieanlagen.9

Auch die Feuerwehr muss Schäden an Windindustrieanlagen nicht grundsätzlich melden; dieses Vorgehen führt zum Fehlen belastbarer Statistiken über entsprechende Havarien.10

Ich frage die Landesregierung:

  1. Wie oft mussten Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und THW in NRW in den Jahren von 2015 bis 2020 wegen eines Schadens an einer Windindustrie-anlage ausrücken?
  2. Wie häufig waren Einsätze von Feuerwehr, Polizei und THW in NRW in den Jahren von 2015 bis 2020 mit einem Brand an einer Windindustrieanlage verbunden?
  3. Wie viele Einsatzstunden von Einsatzkräften von Feuerwehr, Polizei und THW in NRW sind in den Jahren von 2015 bis 2020 durch Einsätze entstanden, die auf einen Schaden an einer Windindustrieanlage zurückzuführen sind?
  4. Wie hoch waren die Gesamtkosten in den Jahren von 2015 bis 2020 für die Einsätze von Feuerwehr, Polizei und THW, welche durch Einsätze entstanden sind, die auf einen Schaden an einer Windindustrieanlage zurückzuführen sind?
  5. Wie bewertet es die Landesregierung, dass Schäden an Windindustrieanlagen nicht durch die Feuerwehr gemeldet werden müssen?

Christian Loose

 

Anfrage als PDF

 

1 Vgl. https://www.haz.de/Nachrichten/Der-Norden/Brennende-Windraeder-Wenn-die-Feuerwehr-nur-zuschauen-kann, abgerufen am 28.04.2021 um 9:20 Uhr.

2 Vgl. ebenda.

3 Vgl. https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/wenn-ein-windrad-brennt-gibt-es-keine-rettung-art-8809946, abgerufen am 28.04.2021 um 9:35 Uhr.

4 Vgl. ebenda.

5 Vgl. https://www.wa.de/deutschland-welt/wilhelmshaven-windrad-steht-flammen-dann-folgt-katastrophe-zr-10774106.htm l, abgerufen am 28.04.2021 um 9:50 Uhr.

6 Vgl. https://www.noz.de/lokales/rhede/artikel/1552400/brennendes-windrad-in-rhede-sorgt-fuer-drei-feuerwehreinsaetze, aufgerufen am 28.04.2021 um 10:00 Uhr.

7 Vgl. https://www.maz-online.de/Brandenburg/Brand-entfacht-Debatte-um-Windraeder-im-Wald, abgerufen am 28.04.2021 um 09:30 Uhr.

8 Vgl. https://www.112grad.de/blog/katastrophe-in-der-h%C3%B6he.html, abgerufen am 28.04.2021 um 10:00 Uhr.

9 Vgl. https://www.neue-woche.com/startseite/wie-gefaehrlich-sind-windraeder/, abgerufen am 28.04.2021 um 10:10 Uhr.

10 Vgl. https://www.wa.de/nordrhein-westfalen/gefahr-durch-windraeder-besseres-sicherheitskonzept-
tuev-verband-feuerwehren-gefordert-11802400.html, abgerufen am 28.04.2021 um 10:10 Uhr.


Der Minister des Innern hat die Kleine Anfrage 5323 mit Schreiben vom 28. Mai 2021 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit dem Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisie­rung und Energie beantwortet.

  1. Wie oft mussten Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und THW in NRW in den Jahren von 2015 bis 2020 wegen eines Schadens an einer Windindustrie-anlage ausrücken?
  2. Wie häufig waren Einsätze von Feuerwehr, Polizei und THW in NRW in den Jahren von 2015 bis 2020 mit einem Brand an einer Windindustrieanlage verbunden?
  3. Wie viele Einsatzstunden von Einsatzkräften von Feuerwehr, Polizei und THW in NRW sind in den Jahren von 2015 bis 2020 durch Einsätze entstanden, die auf einen Schaden an einer Windindustrieanlage zurückzuführen sind?
  4. Wie hoch waren die Gesamtkosten in den Jahren von 2015 bis 2020 für die Eins­ätze von Feuerwehr, Polizei und THW, welche durch Einsätze entstanden sind, die auf einen Schaden an einer Windindustrieanlage zurückzuführen sind?

Die Fragen 1 bis 4 werden aufgrund ihres Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet.

Die abgefragten Daten liegen der Landesregierung nicht vor. Sie werden statistisch nicht er­fasst. Eine händische Auswertung der erfragten Daten für den Abfragezeitraum ist innerhalb der für die Beantwortung einer Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich.

5. Wie bewertet es die Landesregierung, dass Schäden an Windindustrieanlagen nicht durch die Feuerwehr gemeldet werden müssen?

Windindustrieanlagen stellen aus Sicht der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr kein außerge­wöhnlich hohes Sicherheitsrisiko dar.

 

Antwort als PDF

Beteiligte:
Christian Loose