Antragder AfD-Fraktion vom 08.09.2020
Der Wolf stellt eine Gefahr für Menschen und Tiere dar – Landesregierung muss endlich handeln und das Wolfsmanagement revidieren
I. Ausgangslage
Der Wolf (Canis Lupus) ist gegenwärtig Deutschlands größtes freilebendes Raubtier. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts steht der Wolf in vielen Ländern Europas unter Artenschutz. Die Wolfsbestände erholen sich in ganz Europa so zunehmend und rasch, dass mit einem Abbruch dieses Trends nicht zu rechnen ist. Trotz dieser offensichtlichen Tatsachen führt die „Rote Liste Deutschland“ den Wolf immer noch als eine „vom Aussterben bedrohte Art“.1 Dabei wird die Wolfspopulation in Deutschland, welche nach Hochrechnungen des Deutschen Jagdverbands gegenwärtig bei rund 1.300 Tieren liegt, nicht zur eurasischen Gesamtpopulation mit 12.000 Individuen (außerhalb Russlands) gerechnet.
Mit der Zahl der Wölfe steigt auch die Zahl der entsprechenden Übergriffe. Im vergangenen Jahr gab es mit 887 bestätigten Angriffen von Wölfen auf Nutztiere knapp 38,9 Prozent mehr dieser Ereignisse als im Jahr zuvor (639 Angriffe). Die Zahl der nachweislich durch Wölfe getöteten Tiere stieg von 2.067 (2018) auf 2.894 (2019).2 Besonders Schäfer haben unter räuberischen Wölfen zu leiden. Der Deutsche Bauernverband (DBV) kommentiert die steigende Zahl der Wolfsrisse mit den Worten: „Es ist nicht akzeptabel, dass diese vorhersehbare Entwicklung von Seiten des Naturschutzes mit Achselzucken hingenommen wird.“ Er forderte einen Einstieg in eine „ernsthafte Bestandsregulierung“.2
In der Regel bevorzugen Wölfe als Nahrung kleine Beutetiere, wie z.B. Hasen oder Wild-schweinfrischlinge, die sie leicht überwältigen können. Inzwischen aber nehmen Berichte darüber zu, dass Wölfe ihre Zurückhaltung verlieren. Immer häufiger werden von ihnen auch Großtiere gejagt. Viele Pferdehalter sprachen von einer Zeitenwende, als im Landkreis Nien-burg in Niedersachsen Wölfe aus dem Rodewalder Wolfsrudel zwei Pferde rissen und eines schwer verletzten. DNA-Spuren ergaben, dass der Problemwolf GW717 an diesem Zwischenfall beteiligt war. Nach Einschätzung von Experten gibt er als Leitwolf seine Jagdtechnik offenbar an sein Rudel weiter.3
Brisant ist in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass der Rodewalder Rüde GW717 schon seit Monaten zum Abschuss freigegeben ist, weil er Schutzzäune überwunden und Rinder gerissen hat.4 Immer deutlicher wird, dass Herdenschutzmaßnahmen, wie etwa der Zaunzirkus, das intelligente Raubtier nicht aufhalten können. Aber der kluge Wolf lernt auch noch andere Dinge – etwa, dass er nicht bejagt wird, der Mensch für ihn keine Gefahr darstellt und er praktisch Narrenfreiheit genießt. Wölfe sind nicht von Natur aus scheu; sie sind es nur da, wo sie den Menschen zu fürchten gelernt haben.
Auch in NRW häufen sich die Berichte über Begegnungen mit Wölfen. Wölfe, welche aus Niedersachen nach Nordrhein-Westfalen eingewandert sind, haben sich bei uns niedergelassen. Erstmals wurde auch in einem der drei Wolfsgebiete in Nordrhein-Westfalen Wolfsnachwuchs nachgewiesen.5 Besonders die Wölfin in der Region Schermbeck bereitet Nutztierhaltern große Sorgen. Einen Entnahmeantrag des Problemwolfs „Gloria“ (GW954f) hat der Kreis We-sel abgelehnt. Einige Experten gehen davon aus, dass Gloria gar kein echter reinrassiger Wolf ist, sondern ein Hybrid.6
Im Frühjahr dieses Jahres jagte die Wölfin gemeinsam mit einem männlichen Wolf einen Rothirsch. Dieser Wolfsangriff wurde mit einer Kamera aufgenommen. Mutmaßlich gab Gloria ihre Jagdtechniken an den Wolfsrüden weiter; beide stammen aus demselben Rudel in Niedersachsen.
Der Wolf bleibt ein Raubtier, das sich vielen verschiedenen Lebensumständen anpassen kann und das gerade wegen seiner Intelligenz gefährlich ist. Sobald ein Wolf gelernt hat, wie er leicht und für ihn selbst gefahrlos an Beute kommen kann, wird er diese Erfahrung nutzen. Besorgniserregend ist, wenn der Wolf durch die Lust an der Jagd mehr Beutetiere reißt, als er selbst zum Überleben benötigt.
In Verantwortung gegenüber den Nutztieren, aber auch den Wildtieren – die erheblichen Schäden und Tierleid ausgesetzt sind – muss die Landesregierung sich für mehr Herdenschutz und mehr Tierschutz in der Natur einsetzen.
II. Der Landtag fordert die Landesregierung auf,
- die Kategorisierung von „bedrohten Arten“ kritisch zu prüfen;
- den Wolf in den Wildartenkatalog des Landesjagdgesetzes aufzunehmen;
- den Abschuss von Problemwölfen in Nordrhein-Westfalen zu erleichtern und die Jägerschaft für dieses Problem zu sensibilisieren;
- sich mit einer Bundesratsinitiative für eine bundesweite Weidetierprämie einzusetzen und
- darauf hinzuwirken, dass der Wolf seinen europaweiten Schutzstatus verliert und aus den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie in den Anhang V überführt wird.
Dr. Christian Blex
Markus Wagner
Andreas Keith
und Fraktion
1 https://www.wwf.de/themen-projekte/artenlexikon/wolf
2 https://www.agrarheute.com/land-leben/wolfsangriffe-nutztiere-jahr-um-40-prozent-gestiegen-571571
6 https://schermbeck-online.de/woelfin-im-kreis-wesel-nicht-wolf-nicht-hund/