Entwicklung der Kaiserschnittgeburten in Nordrhein-Westfalen.

Kleine Anfrage

Kleine Anfrage 350
des Abgeordneten Dr. Martin Vincentz vom 22.08.2022

 

Entwicklung der Kaiserschnittgeburten in Nordrhein-Westfalen.

Bei einem Kaiserschnitt wird der Fötus durch einen Schnitt in Bauchdecke und Gebärmutter zur Welt gebracht. Ursprünglich führte man diese Operation hauptsächlich bei einem erhöhten Risiko für Mutter oder Kind durch. Darunter fällt unter anderem eine Kindslage, die eine normale Geburt unmöglich oder riskant macht, wenn der kindliche Kopf nicht durch das mütterliche Becken passt oder wenn eine Sauerstoffunterversorgung des Kindes droht.

Absolute Indikationen machen in Deutschland jedoch weniger als zehn Prozent der Kaiserschnitte aus. In den meisten Fällen erfolgt die Operation aufgrund von relativen Indikationen, das heißt, es liegt kein zwingender medizinischer Grund für den Kaiserschnitt vor. Dieser „Wunschkaiserschnitt“ ist ohne medizinische Notwendigkeit.

Der Wunschkaiserschnitt wird immer beliebter. Gründe dafür sind etwa die Furcht der Mutter vor Verletzungen bei einer vaginalen Geburt und der Wunsch nach Planbarkeit des Geburtstermins. Ärzte betrachten diesen Trend allerdings mit Sorge, denn ohne medizinische Gründe hat eine Sectio caesarea mehr Nachteile als Vorteile. Dieser gefährliche Trend birgt meist ungeahnte Gefahren für Mutter und Kind, denn verglichen mit einer vaginalen Geburt ist die Sterblichkeitsrate beim Kaiserschnitt dreimal so hoch.

In diesem Zusammenhang frage ich die Landesregierung:

  1. Wie hat sich die Anzahl der Kaiserschnittgeburten in den vergangenen zehn Jahren in Nordrhein-Westfalen entwickelt?
  2. Wie viele dieser Kaiserschnittgeburten waren Wunschkaiserschnitte, wie hoch der Anteil an primären und sekundären Kaiserschnitten?
  3. Wie häufig kam es in Folge von Kaiserschnittgeburten zu Komplikationen bei Mutter und Kind?

Dr. Martin Vincentz

 

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Der Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales hat die Kleine Anfrage 350 mit Schreiben vom 13. September 2022 namens der Landesregierung beantwortet.

  1. Wie hat sich die Anzahl der Kaiserschnittgeburten in den vergangenen zehn Jahren in Nordrhein-Westfalen entwickelt?
  2. Wie viele dieser Kaiserschnittgeburten waren Wunschkaiserschnitte, wie hoch der Anteil an primären und sekundären Kaiserschnitten?

Die Fragen 1 und 2 werden wegen des Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet. In den Tabellen 1 und 2 sind die Entwicklung der Anzahl der per Kaiserschnitt geborenen Kinder in Nordrhein-Westfalen sowie der Anteil primärer und sekundärer Kaiserschnitte daran für die Jahre 2011 bis 2020 dargestellt. Es ist zu beachten, dass die hier angege­benen Zahlen ausschließlich die in einem Krankenhaus geborenen Kinder umfassen. Die Differenz zwischen der Summe der primären und sekundären Kaiserschnitte sowie der Gesamtzahl der per Kaiserschnitt geborenen Kinder ist erklärt durch „sonstige und nicht näher bezeichnete“ Kaiserschnitte.

Nicht beantwortet werden kann die Frage nach der Anzahl der Wunschkaiserschnitte. Hierzu liegen keine Daten vor.

  2020 2019 2018 2017 2016
Alle Kinder 168.805 170.573 171.790 171.879 171.195
 
Per Kaiserschnitt geborene Kinder 55.957 55.446 55.515 56.566 56.055
Anteil per Kaiser­schnitt geborener Kinder an allen
Kindern
33,1% 32,5% 32,3% 32,9% 32,7%
 
Primäre Kaiser-schnitte 23.724 23.365 23.588 24.061 24.203
Anteil primärer Kaiserschnitte an allen Kaiser-
schnitten
42,4% 42,1% 42,5% 42,5% 43,2%
 
Sekundäre Kai-serschnitte 27.193 27.126 27.025 27.311 27.147
Anteil sekundärer Kaiserschnitte an allen Kaiser-
schnitten
48,6% 48,9% 48,7% 48,3% 48,4%

Tabelle 1. Datenquelle: Geschäftsstelle Qualitätssicherung NRW, Jahresauswertungen 2016 – 2020 Geburtshilfe; eigene Berechnungen auf dieser Grundlage.

 

  2015 2014 2013 2012 2011
Alle Kinder 159.800 153.859 145.347 144.589 141.104
 
Per Kaiserschnitt geborene Kinder 53.266 52.220 49.585 49.380 48.437
Anteil per Kaiser­schnitt geborener Kinder an allen
Kindern
33,3% 33,9% 34,1% 34,1% 34,3%
 
Primäre Kaiser- schnitte 22.884 22.259 21.290 21.618 21.658
Anteil primärer Kaiserschnitte an allen Kaiser-schnitten 43,0% 42,6% 42,9% 43,8% 44,7%
 
Sekundäre Kai-serschnitte 26.032 25.487 24.022 23.591 22.873
Anteil sekundärer Kaiserschnitte an allen Kaiser-
schnitten
48,9% 48,8% 48,4% 47,8% 47,2%

Tabelle 2. Datenquelle: Geschäftsstelle Qualitätssicherung NRW, Jahresauswertungen 2011 – 2015 Geburtshilfe; eigene Berechnungen auf dieser Grundlage.

  1. Wie häufig kam es in Folge von Kaiserschnittgeburten zu Komplikationen bei Mutter und Kind?

Eine Beantwortung ist mit vertretbarem Verwaltungsaufwand in der für die Bearbeitung einer Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich.

 

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