Gefährden Elektrofahrzeuge die gesicherte Stromversorgung?

Kleine Anfrage
vom 24.06.2020

Kleine Anfrage 3888der Abgeordneten Christian Loose und Nic Vogel vom 24.06.2020

 

Gefährden Elektrofahrzeuge die gesicherte Stromversorgung?

Die Bundesregierung stellt sich in ihrem Regierungsprogramm „Elektromobilität“ die Aufgabe, zu erwirken, dass bis zum Jahre 2020 eine Million E-PKW auf den deutschen Straßen fahren. Diese Zahl soll bis zum Jahre 2030 auf über sechs Millionen entsprechender Fahrzeuge gesteigert werden.1

Der bisherige Stand der kumulierten Neuzulassungen in Deutschland liegt nach Angabe des Verbands der Autoindustrie bei etwa 308.000 „Elektro“-PKW, von denen allerdings nur 55 Prozent rein batterieelektrische Fahrzeuge sind. Zum Stand 1. Januar 2020 habe der Bestand bei etwa 239.000 Elektro-PKW gelegen.2 Das Kraftfahrtbundesamt machte allerdings keine Angaben zur Differenz zwischen den kumulierten Neuzulassungen von „Elektro“-PKWs und ihrem festgestellten Bestand.3

Vor dem Hintergrund einer möglicherweise weiter steigenden Zahl von Elektro-Neuzulassungen steigen die Ansprüche an eine Ladeinfrastruktur für Elektro-PKWs.

Für das Jahr 2020 hat die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) einen Bedarf von 70.000 öffentlichen Ladepunkten und zudem 7.100 Schnellladesäulen ermittelt.4 Die Bundesnetzagentur führt in ihrer Ladesäulenkarte (Stand 02.03.2020) allerdings nur etwa 13.500 öffentlich zugängliche Ladepunkte auf.5

Bereits im Juli 2018 warnte Siemens vor einer unüberlegten Integration der E-Mobilität in den Städten,6 und im November 2019 teilten Stromnetzbetreiber aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Tschechien mit, dass sie den Ladestrom an privaten Ladestationen beschränken werden, damit es zu Spitzenzeiten nicht zur Überlastung der Verteilernetze kommt. 7

Die Inlandsfahrleistung für die Fahrzeuggruppe der E-PKW betrug laut einer Erhebung der Bundesanstalt für Straßenwesen im Jahre 2014 insgesamt etwa 600.000 km, was einer mittleren Fahrleistung von etwa 13.500 km pro PKW entspricht.8

Wir fragen die Landesregierung:

  1. Wie viele Elektro-PKW der EG-Fahrzeugklassen M (Aufgeschlüsselt nach M1, M1G, M2 und M3) sind derzeit in NRW zugelassen?
  2. Welcher Gesamtstrombedarf der Elektro-PKWs in NRW entsteht bei einer durchschnittlichen Jahresfahrleistung (etwa 13.500 km pro PKW)?
  3. Wie viele öffentlich zugängliche Ladepunkte, aufgeschlüsselt nach Leistungsklassen in kW, stehen derzeit in NRW zur Verfügung?
  4. Welche Gesamtladeleistung in GW muss sichergestellt werden, wenn alle vorhandenen Elektro-PKW in NRW gleichzeitig geladen werden würden?
  5. Welche Gesamtladeleistung in GW wäre nötig, wenn alle Benzin- und Diesel-PKW in NRW durch äquivalente Elektro-Fahrzeuge ersetzt würden und nur 10% dieser Fahrzeuge gleichzeitig geladen werden würden?

Christian Loose
Nic Vogel

 

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1 Vgl. https://www.bmbf.de/files/programm_elektromobilitaet(1).pdf, abgerufen am 04.06.2020 um  15:00 Uhr.

2 Vgl. https://www.vda.de/de/themen/innovation-und-technik/elektromobilitaet/elektromobilitaet-in-deutschland.html, abgerufen am 04.06.2020 um 15:00 Uhr.

3 Vgl. https://www.manager-magazin.de/unternehmen/autoindustrie/elektroautos-jedes-zweite-auto-verschwindet-aus-der-statistik-a-1086598.html, abgerufen am 04.06.2020 um 15:00 Uhr.

4 Vgl. http://nationale-plattform-elektromobilitaet.de/themen/ladeinfrastruktur/, abgerufen am  04.06.2020 um 15:00 Uhr.

5 Vgl. https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Sachgebiete/ElektrizitaetundGas/  Unternehmen_Institutionen/HandelundVertrieb/Ladesaeulenkarte/Ladesaeulenkarte_node.html,  abgerufen am 04.06.2020 um 15:00 Uhr.

6 Vgl. https://bizz-energy.com/mehr_ladesaeulen_siemens_warnt_vor_stromausfaellen_staedten,  abgerufen am 04.06.2020 um 15:00 Uhr.

7 Vgl. https://www.focus.de/auto/elektroauto/drohende-ueberlastung-der-stromnetze-ab-2021-koennte-strom-fuer-elektroautos-rationiert-werden_id_11388030.html, abgerufen am 04.06.2020  um 15:00 Uhr.

8 Vgl. https://www.bast.de/BASt_2017/DE/Publikationen/DaFa/2018-2017/2017-04.html, abgerufen am 04.06.2020 um 15:00 Uhr.