Antrag
der Fraktion der AfD
Gesundheitsversorgung in Gefahr – Massiver Mangel bei Blutkonserven in Nordrhein-Westfalen
I. Ausgangslage
Nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes werden in Deutschland täglich über 15.000 Liter Blut benötigt.1 Die durch Laien häufig assoziierten Unfälle, sei es im Verkehr, Haushalt oder auch ein Arbeitsunfall, welche häufig mit nicht unerheblichen Verletzungen und daraus resultierenden Blutverlusten einhergehen, gehen jedoch „nur“ zu 12% in diese Statistik ein. Viel häufiger werden Bluttransfusionen bei der Behandlung von Personen, die an Krebs erkrankt sind, eingesetzt, nämlich zu 19%, aber auch Herzerkrankungen und Magen-Darmerkrankungen (jeweils 16%) machen eine Behandlung mit Blutpräparaten unabdingbar. Darüber hinaus sind Leber- und Nierenkrankheiten (6%), Blutarmut und Blutkrankheiten (5%) sowie Geburten (4%) und Knochen- und Gelenkkrankheiten (4%) die größten Einsatzgebiete für Bluttransfusionen.
Diese Zahlen verdeutlichen, dass Bluttransfusionen mitnichten nur in akuten Notfallsituatio-nen, wie bei Unfällen jedweder Art oder eben auch im Zuge von Komplikationen bei Geburten, zum Einsatz kommen. Vielmehr sind sie fester Therapiebestandteil bei diversen Krankheitsbildern, allen voran Krebserkrankungen, welche sich durch ihre Langwierigkeit auszeichnen. Des Weiteren wird in der modernen Medizin das Blut aus einer einzelnen Vollblutspende nicht mehr in seinem natürlichen Zustand verabreicht, sondern zuvor in die wesentlichen Bestandteile aufgeteilt. Aus jeder Vollblutspende entstehen so drei verschiedene Präparate aus roten Erythrozyten, Thrombozyten sowie Blutplasma. Dank diesem Verfahren kann eine Blutspende bei drei unterschiedlichen Personen mit unterschiedlichen Krankheitsbildern eingesetzt werden.
Ungeachtet des Umstandes, dass die Behandlung mit Blutpräparaten zu den wichtigsten Behandlungsmöglichkeiten gehört, spenden lediglich 3% der Deutschen regelmäßig Blut. Dies hat zur Folge, dass der Bestand an Blutpräparaten sich regelmäßig in Zeiten ausgedehnterer Krankheitswellen wie einer Grippewelle dezimiert.
Viel verhängnisvoller jedoch ist der aktuelle Status. Die vorangegangene Coronapandemie und die sich daran anschließenden Krankheitswellen lassen die Spendenbereitschaft signifikant zurückgehen. Der DRK-Blutspendedienst West hat nach eigenen Angaben nur noch so viele Blutkonserven auf Lager, wie die Krankenhäuser innerhalb eines Tages für ihre Patienten verbrauchen.2 Im Normalfall sollten ausreichend Blutpräparate für fünf Tage auf Lager sein. Bei einem anhaltenden Mangel werden in einem ersten Schritt planbare Operationen verschoben oder die Patienten dazu aufgefordert, im Vorlauf ihrer Operation eigenes Blut zu spenden. Auf Dauer ist dieser Zustand jedoch nicht tragbar und hat zur Konsequenz, dass abseits der planbaren Eingriffe die gesundheitliche Versorgung bei Katastrophenfällen oder auch bei anderen Unfällen nicht mehr flächendeckend gesichert ist.
Zwar geht aus § 3 Absatz 1 des Gesetzes zur Regelung des Transfusionswesens (Transfusi-onsgesetz – TFG) hervor, dass die Blutspendedienste den Versorgungsauftrag der Bevölkerung mit Blutprodukten innehaben, ohne Unterstützung von Politik und Unternehmen scheint diese Situation sich jedoch immer weiter zuzuspitzen. Gesundheit sollte ein gesamtgesellschaftlicher Schwerpunkt sein. Staatliche Behörden und Unternehmen müssen Anreize dafür schaffen, Spendenangebote wahrzunehmen, und insbesondere für eine breitere öffentliche Sensibilisierung dieses Sachverhaltes sorgen.
II. Der Landtag fordert die Landesregierung auf:
- gemeinsam mit den Akteuren des Gesundheitswesens eine öffentlichkeitswirksame Kampagne zu initiieren, um die Gesellschaft für diese Thematik zu sensibilisieren und die Zahl der Blutspender zu erhöhen;
- gemeinsam mit Unternehmen Anreize zu schaffen, um die Spendenbereitschaft zu erhöhen, und Möglichkeiten zu schaffen, Blutspenden in Kooperation mit den Blutspende-diensten auch während der Arbeitszeit zu tätigen;
- für eine breitere Aufklärung bereits in den Schulen zu sorgen und diesen Themenschwerpunkt verbindlich in den Schulunterricht zu integrieren.
Dr. Martin Vincentz
Andreas Keith
und Fraktion
1 www. B l u t s p e n d e d i e n s t – w e s t . d e (abgerufen am 10.01.2023)
2 Htt ps:// w w w . f o c u s . d e / p o l i t i k / d e u tschland/absolut-rote-linie-erreicht-weil-blutkonser-ven-ausgehen-ruft-drk-dringend-zum-blutspenden- a u f _ i d _ 1 8 2 3 2 8 0 5 2 . h t ml