Hebammen als essentielle Säule des Gesundheitssystems wahrnehmen

Antrag
vom 11.05.2021

Antragder AfD-Fraktion vom 11.05.2021

 

Hebammen als essentielle Säule des Gesundheitssystems wahrnehmen

I. Ausgangslage

Corona hat den Alltag von Schwangeren und Hebammen in besonderem Maße verändert. An die Stelle einer persönlichen Betreuung während der Schwangerschaft, der Geburt und des Wochenbetts in Form von Hausbesuchen, von Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskursen trat gezwungenermaßen eine rudimentäre Versorgung auf digitalem Weg. Es entwickelte sich ein Zustand , unter dem nicht nur die Versorgung der Schwangeren zu leiden hatte, sondern auch die Berufsausübung der Hebammen in besonderem Maße gefährdet wurde.

Viele Schwangere haben zur Zeit einen zusätzlichen Beratungsbedarf auf Grund der massiven Verunsicherungen, welche mit der Pandemie einhergehen, und benötigen zudem zusätzliche Betreuung, da viele Frauen das Krankenhaus nach einer Geburt schneller verlassen, als es vor der Pandemie üblich war. Ursächlich für diese Entwicklung sind unter anderem die Angst vor einer Ansteckung im Krankenhaus und die einschränkenden Besuchsregelungen.

Dieser zusätzliche Arbeitsaufwand ist von den Hebammen kaum zu leisten; denn vor dem Hintergrund des ohnehin schon existierenden Fachkräftemangels in dieser Berufssparte kann eine Hebamme nur noch signifikant weniger Personen betreuen als vor der Pandemie. Kursgrößen müssen halbiert, wenn nicht sogar ganz in Einzelkurse umgewandelt werden. Die zeitlich ohnehin schon minutiös getakteten Hausbesuche werden durch ständig zu wechselnde Schutzausrüstungen und ausgefeilte Hygienevorschriften erschwert und auf die Minimalversorgung reduziert. Teilweise sind die Einnahmen der Hebammen um 50 Prozent eingebrochen.1

Als essentielle Säule im Gesundheitswesen sind Hebammen systemrelevant; dies sollte auch öffentlich verbreitet und gewürdigt werden. Nach wie vor mangelt es an Bewusstsein dafür, dass Hebammen medizinische Fachkräfte sind und dass sie konstant Präventionsarbeit leisten. Trotz der klaren Vorgaben des Robert Koch-Instituts bezüglich der Systemrelevanz von Hebammen musste teilweise immer wieder neu mit den Gesundheitsämtern vor Ort verhandelt werden.

Die Coronapandemie belastet Familien ohnehin in besonderem Maße, etwa wegen geschlossener Kitas, Homeoffice oder weil Unterstützung von den Großeltern fehlt; hier muss zumindest die Betreuung durch medizinisches Fachpersonal in Form von Hebammen sichergestellt werden. Dies kann jedoch nur dann garantiert werden, wenn dieser Berufsgruppe die Unterstützung gewährt wird, die sie verdient und dringend benötigt.

II. Der Landtag fordert die Landesregierung auf,

  1. die Berufsgruppe der Hebammen mit sofortiger Wirkung ausdrücklich als systemrelevant einzustufen um somit landesweit einheitliche Eingruppierungen zu ermöglichen;
  2. eine Lockerung der Kontaktbeschränkungen zu prüfen, um somit Geburtsvorbereitungs-und Rückbildungskurse wegen ihrer medizinischen Notwendigkeit unter der Voraussetzung funktionierender Hygienekonzepte stattfinden zu lassen;
  3. die Auszahlung einer finanziellen Aufwandsentschädigung zu prüfen, welche den Hebammen die zusätzlich entstandenen und nicht erstattungswürdigen Kosten für Schutzausrüstungen, Hygieneartikel und den entstandenen Verdienstausfall etc. in Teilen kompensieren soll.

Dr. Martin Vincentz
Andreas Keith
Markus Wagner

und Fraktion

 

Antrag als PDF

 

1 https://www.tagesschau.de/wirtschaft/hebammen-arbeitsbedingungen-101.html Datum des Originals: 11.05.2021/Ausgegeben: 11.05.2021