Kleine Anfrage 3393
des Abgeordneten Dr. Martin Vincentz AfD
Höchststand an Krankmeldungen in Berlin und Brandenburg – Wie ist der Stand in NRW?
Der rbb1 berichtet über eine alarmierende Zunahme von Krankmeldungen in Brandenburg und Berlin. Die DAK verzeichnete Ende November 2021 etwa 2.900 Krankmeldungen, während im gleichen Zeitraum dieses Jahres die Zahl auf etwa 6.450 angestiegen ist – mehr als eine Verdoppelung. Ähnlich verhält es sich in Brandenburg: Hier stiegen die Krankmeldungen von rund 4.500 vor zwei Jahren auf etwa 6.600 in diesem Jahr an. Die Zahlen haben tiefgreifende Besorgnis ausgelöst.
Diese Entwicklung, die durch offizielle Daten von Gesundheitsministerien und Krankenkassen untermauert wird, offenbart einen beunruhigenden Anstieg im Krankenstand, der weit über das übliche Maß hinausgeht. Besonders auffällig sind dabei die Zahlen für Atemwegserkrankungen und eine sprunghafte Zunahme von COVID-19-Fällen.
Die sich abzeichnende Krise in der öffentlichen Gesundheit und die potenziellen Auswirkungen auf die Arbeitswelt in NRW erfordern eine sofortige und gründliche Untersuchung. Vor diesem Hintergrund ist es von entscheidender Bedeutung, ein klares und detailliertes Bild der aktuellen Krankmeldungen in NRW zu gewinnen.
Ich frage daher die Landesregierung:
- Wie stellt sich die Anzahl der bisherigen Krankmeldungen von 2023 in Nordrhein-Westfalen im Vergleich zu den offiziellen Zahlen aus den Jahren 2021 und 2022 dar? (Bitte aufschlüsseln nach Quartalen sowie nach einzelnen Städten und Kreisen)
- Welche Altersgruppen sind in Nordrhein-Westfalen am stärksten von den aktuellen Krankmeldungen betroffen? (Bitte auch die Entwicklung im Vergleich zu den Vorjahren angeben)
- In welchem Umfang unterscheiden sich die Krankmeldungen in NRW hinsichtlich der verschiedenen Beschäftigungsverhältnisse? (Bitte aufschlüsseln nach Vollzeit, Teilzeit, geringfügige Beschäftigung)
- Gibt es spezielle Branchen oder Berufsgruppen in Nordrhein-Westfalen, die eine überdurchschnittlich hohe Zahl an Krankmeldungen aufweisen? (Bitte auch die Entwicklung im Vergleich zu den Vorjahren angeben)
- Welche Krankheitsarten dominieren bei den aktuellen Krankmeldungen in Nordrhein-
Westfalen? (Bitte auch die Entwicklung im Vergleich zu den Vorjahren angeben)
Dr. Martin Vincentz
Der Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales hat die Kleine Anfrage 3393 mit Schreiben vom 22. März 2024 namens der Landesregierung beantwortet.
- Wie stellt sich die Anzahl der bisherigen Krankmeldungen von 2023 in Nordrhein-Westfalen im Vergleich zu den offiziellen Zahlen aus den Jahren 2021 und 2022 dar? (Bitte aufschlüsseln nach Quartalen sowie nach einzelnen Städten und Kreisen)
Die Landesregierung verfügt über keine eigenständigen Daten. Diese und die folgenden Fragen können daher lediglich auf Basis der vorliegenden Daten der Krankenkassen beantwortet werden.
Des Weiteren wird darauf hingewiesen, dass die Daten nur für ca. 60 Prozent der gesetzlich krankenversicherten Bürgerinnen und Bürger vorliegen. Die nachfolgenden Daten bilden daher nur einen Teil der Arbeitsunfähigkeitsfälle der Versicherten in Nordrhein-Westfalen ab. Die Einschränkung der Datenverfügbarkeit gilt für alle untenstehenden Antworten.
Eine Auswertung kann nur in aggregierter Form – nach Regierungsbezirken – zur Verfügung gestellt werden, damit ein Rückschluss auf einzelne Personen vermieden wird.
Festzustellen ist, dass in allen Regionen eine ähnliche Entwicklung der Krankmeldungen in den letzten 3 Jahren zu beobachten ist.
2021 | ||||
Regierungsbezirk | Q1 | Q2 | Q3 | Q4 |
Gesamtwerte | 1.028.665 | 1.050.235 | 1.202.141 | 1.450.439 |
Regierungsbezirk Arnsberg |
234.722 | 242.403 | 277.600 | 330.448 |
Regierungsbezirk Detmold |
159.231 | 165.650 | 188.824 | 237.936 |
Regierungsbezirk Düsseldorf | 302.497 | 305.141 | 348.996 | 414.056 |
Regierungsbezirk Köln |
234.984 | 234.513 | 269.665 | 323.845 |
Regierungsbezirk Münster |
97.231 | 102.528 | 117.056 | 144.154 |
2022 | ||||
Regierungsbezirk | Q1 | Q2 | Q3 | Q4 |
Gesamtwerte | 1.768.669 | 1.548.716 | 1.789.653 | 2.184.568 |
Regierungsbezirk Arns-
berg |
398.803 | 349.704 | 400.831 | 474.917 |
Regierungsbezirk Det-
mold |
292.199 | 246.599 | 269.457 | 339.562 |
Regierungsbezirk Düs-
seldorf |
503.618 | 449.684 | 524.566 | 635.219 |
Regierungsbezirk Köln | 412.414 | 353.814 | 424.636 | 520.706 |
Regierungsbezirk Müns- ter | 161.635 | 148.915 | 170.163 | 214.164 |
2023 | ||||
Regierungsbezirk | Q1 | Q2 | Q3 | Q4 |
Gesamtwerte | 2.262.131 | 1.583.981 | 1.642.254 | 1.588.785 |
Regierungsbezirk Arns-
berg |
498.708 | 354.532 | 371.603 | 369.035 |
Regierungsbezirk Det-
mold |
331.049 | 229.923 | 234.600 | 214.632 |
Regierungsbezirk Düs-
seldorf |
672.372 | 475.264 | 493.155 | 454.871 |
Regierungsbezirk Köln | 546.110 | 366.107 | 375.651 | 329.252 |
Regierungsbezirk Müns- ter | 213.892 | 158.155 | 167.245 | 220.995 |
- Welche Altersgruppen sind in Nordrhein-Westfalen am stärksten von den aktuellen Krankmeldungen betroffen? (Bitte auch die Entwicklung im Vergleich zu den Vorjahren angeben)
Ein Anstieg der Arbeitsunfähigkeitsfälle ist in den letzten zwei Jahren in jeder Altersgruppe zu verzeichnen.
Am stärksten sind die folgenden Altersgruppen betroffen – gemessen an absoluten Werten:
- 20 bis 24,
- 25 bis 29 und
- 30 bis 34.
- In welchem Umfang unterscheiden sich die Krankmeldungen in NRW hinsichtlich der verschiedenen Beschäftigungsverhältnisse? (Bitte aufschlüsseln nach Vollzeit, Teilzeit, geringfügige Beschäftigung)
Etwa drei Viertel der Arbeitsunfähigkeitsfälle entfallen auf Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die in Vollzeit beschäftigt sind (gemessen an absoluten Werten).
Eine Aussage zur Betroffenheit geringfügig Beschäftigter kann nicht getroffen werden, da dem Land hierzu keine Daten vorliegen.
- Gibt es spezielle Branchen oder Berufsgruppen in Nordrhein-Westfalen, die eine überdurchschnittlich hohe Zahl an Krankmeldungen aufweisen? (Bitte auch die Entwicklung im Vergleich zu den Vorjahren angeben)
Die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle stieg gemäß der dem Land vorliegenden Krankenkassendaten in allen Branchen ähnlich an.
In den Jahren 2021 bis 2023 war die absolute Anzahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle im verarbeitenden Gewerbe am höchsten. Zu den weiteren Branchen mit einer hohen absoluten Anzahl an Arbeitsunfähigkeitsfällen gehören das Gesundheits- und Sozialwesen, der Handel und die Kfz-Instandhaltung/Reparatur sowie sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen.
- Welche Krankheitsarten dominieren bei den aktuellen Krankmeldungen in Nordrhein-Westfalen? (Bitte auch die Entwicklung im Vergleich zu den Vorjahren angeben)
Die meisten Arbeitsunfähigkeitsfälle waren entsprechend der dem Land vorliegenden Daten im Jahr 2023 auf Erkältungskrankheiten (Krankheiten des Atmungssystems) zurückzuführen, gefolgt von Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems.
Dies trifft auch auf die Jahre 2021 und 2022 zu.